Solarindustrie in Europa: So viele Milliarden verschlingt der Wiederaufbau

4 Min. Lesezeit in Pocket speichern
Jahre vor der Energiekrise begann die Solarindustrie aus Deutschland abzuwandern. Vor allem die Entscheidungen der damaligen Bundesregierung sorgten dafür, dass sich die Produktion nach China verlagerte. So viele Milliarden verschlingt jetzt der Wiederaufbau der Solarindustrie.
So viele Milliarden verschlingt der Wiederaufbau der Solarindustrie in Europa

So viele Milliarden verschlingt der Wiederaufbau der Solarindustrie in Europa

Noch im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausend war Deutschland weltweit führend in der Produktion und Entwicklung von Solarmodulen. Doch sowohl die Situation auf dem Weltmarkt als auch die Entscheidungen der damaligen Bundesregierung trieben die Solarindustrie in andere Länder. Statt den Vorsprung auszubauen und sich stärker von der Abhängigkeit anderer Länder zu lösen, muss nun teuer investiert werden, damit Europa nicht hinter dem Rest der Welt zurückbleibt. So viele Milliarden verschlingt der Wiederaufbau der Solarindustrie in Europa.

Milliarden verschwendet: teurer Wiederaufbau der Solarindustrie

Es sind beunruhigende Zahlen, die man sich vor Augen führen muss. Damit die europäische Solarindustrie wettbewerbsfähig bleibt, müssen nach Experteneinschätzung 11 bis 15 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 in den Sektor fließen. Diese Zahlen nannte Christoph Podewils, der seit Januar die Leistung des Bereiches Politik und Unternehmenskommunikation bei Meyer Burger übernahm, während des „PV Symposium“ in Bad Staffelstein. Die Investitionssumme ist keineswegs klein, im Verhältnis zu den hohen Kosten, die die EU seit Beginn des Krieges in russische Gasimporte investierte, wirkt sie dennoch erschreckend gering. 148 Milliarden Euro kostete die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern der EU bisher – ein Ende ist noch nicht in Sicht. Es ist nicht die einzige Abhängigkeit, die europäische Länder dabei schmerzlich spüren.

Die große Abhängigkeit von chinesischen Lieferanten und internationalen Lieferketten bleibt unverändert. Brechen die Lieferketten zusammen, fehlen zahlreiche benötigte Komponenten zur Fertigung von Solarmodulen in der EU. Die Investition in die europäische Solarindustrie ist jetzt dringender denn je vonnöten. Denn der Inflation Reduction Act (IRA) in den USA könnte die verbleibenden Investitionshoffnungen von Europa nach Nordamerika umlenken. Das neue Gesetz setzt die europäische Politik unter Zugzwang und könnte die Solarindustrie in den USA beflügeln. Der Inflation Reduction Act in den USA kündigt eine gezielte Förderung an, die die Produktionskosten in den USA senkt. Anstatt 33,3 Cent werden künftig lediglich Kosten von 13,6 bis 20,6 Cent pro Wattpeak fällig. Das geht aus einer Studie von McKinsey hervor. Die bisherige Förderung in der EU hingegen fällt laut Christoph Podewills verschwindend gering aus. Sie reduziere die Kosten lediglich um 0,1 Cent auf 32 Cent pro Wattpeak.

Ohne Investition ist europäische Solarindustrie nicht wettbewerbsfähig

Mit einer solchen Veränderung könnte die europäische Produktion nicht länger gegen die Konkurrenz bestehen. Da es sich bei der Solarindustrie um ein kostensensibles Gewerbe handelt, würden die lokalen Produktionen schnell von ausländischen Importen verdrängt. Nicht nur Solarmodule mit der künftigen Förderung aus den USA sind dabei problematisch. Bereits heute betragen die Herstellungskosten chinesischer Solarmodule lediglich 25 Cent pro Wattpeak. Auch hier ist bereits eine Förderung von 3,6 Cent pro Wattpeak durch die chinesische Regierung berücksichtigt. Sämtliche Konkurrenz für den europäischen Markt wird also bereits durch die entsprechende Regierung gefördert oder soll eine solche Förderung erhalten. Reagiert die EU nicht rechtzeitig darauf, könnte sich die europäische Solarindustrie nicht mehr wettbewerbsfähig auf dem Markt halten. Im schlimmsten Fall könnte eine weitere Abhängigkeit vom Ausland in Form von Solarmodulen aus den USA und China drohen.

Teurer Wiederaufbau der Solarindustrie war vermeidbar

Die bittere Wahrheit ist, dass alles hätte vermieden werden können. Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends galt Deutschland noch als weltweit führend, was Entwicklung und Produktion von Solarmodulen betraf. Das änderte sich jedoch. Die Industrie genoss in Deutschland nicht den notwendigen Rückhalt, politische Entscheidung der Bundesregierung brachten Unternehmen dazu, sich stärker auf China zu konzentrieren. Jeder dritte Arbeitsplatz in der Branche in Deutschland wurde allein im Jahr 2013 gestrichen. Seit 2013 bremsten Gesetzesänderungen den Solarausbau in Deutschland stark aus. Von einst 110.000 Arbeitsplätzen gingen 70.000 im Laufe der Jahre verloren. 2017 gab es einen weiteren großen Einbruch in der Solarindustrie von 160.000 Beschäftigten verloren rund 48.000 ihre Jobs.

Nicht nur die Produktion verlagerte sich dabei zunehmend nach Asien, sondern auch die damit verbundene Expertise. Der ehemalige Vorsprung, den Deutschland einst für sich verbuchen konnte, ist längst verloren. Zahlreiche Stellen baute man ab, ebenso viele Produktionsstätten schlossen. Jetzt bezahlt man diese Entwicklung gleich doppelt, in dem lokale Standorte teuer wiederaufgebaut werden müssen, während die Abhängigkeit von Russland und China sich nicht in kurzer Zeit umkehren lässt. Die teuren Investitionskosten in den Wiederaufbau der Solarindustrie waren somit vermeidbar, doch müssen jetzt aufgebracht werden, wenn ein Energieproblem nicht durch das nächste abgelöst werden soll.

Keine Kommentare

[-AMP Version-]