So schlecht sind die DSL-Anbieter in Deutschland wirklich

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Die DSL-Leitung zu instabil, das Kabel-Internet zu langsam. Wenn es ums Meckern über die eigene Internet-Leitung geht, ist Deutschland immer vorne mit dabei. Zurecht! Das sagt jetzt die Stiftung Warentest und liefert teils erschreckende Ergebnisse.
5G Speedtest auf dem Samsung Galaxy S10 5G
5G Speedtest auf dem Samsung Galaxy S10 5GBildquelle: Tobias Dirking

Internetprovider liefern häufig nicht die versprochene Übertragungsgeschwindigkeit. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt die Stiftung Warentest. „Selbst die besten Anbieter bringen nur bei weniger als 60 Prozent der Messungen die volle Leistung“, so das ernüchternde Ergebnis. Die Stiftung Warentest beruft sich dabei auf Messungen der Bundesnetzagentur. Diese wiederum ist in ihrer Analyse etwas freundlicher zu den Netzbetreibern. Als Grundlage für die Bewertung der Stiftung Warentest dienten etwa 300.000 Messungen, die Nutzer über die App der Bundesnetzagentur vorgenommen haben. Dabei spielten die Messungen der vier großen bundesweiten Anbieter 1&1, O2, Telekom und Vodafone, aber auch jene von sechs regionalen Anbietern eine Rolle. Berücksichtigt wurden alle Anschlussarten: DSL, VDSL, Glasfaser und Kabel.

300.000 Messungen als Grundlage für eine DSL- und Glasfaser-Analyse

Provider verweisen bei Problemen oft auf alte Router, schwaches WLAN oder zu viele Familienmitglieder, die gleichzeitig surfen, heißt es von der Stiftung Warentest. Das möge im Einzelfall stimmen, resümieren die Warentester mit einer deutlichen Ansage: „Die Zahlen zeigen jedoch: Oft liegt das Problem bei den Anbietern.“ Die Auswertungen geben ein fatales Bild ab: Die beworbene Maximalleistung werde in vielen Messungen nicht erreicht, selbst drei Viertel der Maximalleistung liefert kein Anbieter verlässlich.

„Die Detailauswertung zeigt große Unterschiede zwischen einzelnen Anbietern und auch zwischen Stadt und Land“, sagt Projektleiter Thomas Grund. „In großen Städten sind die Werte noch etwas besser als auf dem Land.“ Wer aber deutlich weniger Geschwindigkeit bekommt als versprochen, der muss das nicht hinnehmen. Es gibt einen Anspruch auf Preisminderung oder Vertragskündigung. Mehrfache Messungen mit LAN-Kabel bieten dafür ein rechtssicheres Messprotokoll. Die App der Bundesnetzagentur ist unter breitbandmessung.de erhältlich. Allerdings ist das Verfahren langwierig.

Die Provider im Einzelnen

Am besten in der Analyse schnitt auf bundesweite Sicht Vodafone ab. Der Provider erreichte bei 73 Prozent der Messungen mindestens das Standardtempo im Downstream. Das Standardtempo entspricht mindestens drei Viertel des Maximaltempos. Bei einem 100-Mbit/s-Anschluss also mindestens 75 Mbit/s. Auf Vodafone folgt 1&1 mit 72 Prozent und die Telekom mit 68 Prozent. O2 landete auf Platz vier mit 57 Prozent der Messungen.

In einer weiteren Auswertung analysierte die Stiftung Warentest überregional, aber nicht bundesweit tätige Anbieter. Hier erreichte die Deutsche Glasfaser in 75 Prozent der Messungen das erwartete Standardtempo. Bei Pyur waren es 74 Prozent und bei EWE 72 Prozent.

Allerdings zeigen echte Lokalanbieter, wie es geht: M-net zeigte in 80 Prozent der Messungen, dass man ausreichend schnelles Internet liefert, NetCologne in 78 Prozent der Messungen. Naturgemäß ist die Anzahl der Messungen bei den Regionalanbietern deutlich geringer. Auch der DSL-Anteil ist kleiner. Mit der hohen Glasfaser-Durchdringung bei diesen Anbietern lassen sich die gebuchten Leitungen deutlich zuverlässiger realisieren.

Bundesnetzagentur sieht Besserungen

Auch die Bundesnetzagentur hat ihre eigenen Zahlen im Jahresbericht zur Breitbandmessung aufbereitet. Die Auswertung der Festnetzmessung liest sich hier deutlich besser als bei der Stiftung Warentest. Als Grundlage dienten auch hier die knapp 300.000 Messungen. Sie stammen aus dem Zeitraum Oktober 2022 bis September 2023.

Im Festnetz erhielten nach Lesart der Bundesnetzagentur 85,5 Prozent der Nutzer mindestens die Hälfte der vertraglich vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate. Ein Jahr zuvor seien das noch 84,4 Prozent gewesen. Bei 43,5 Prozent der Nutzer wurde diese voll erreicht oder überschritten. Gegenüber dem Vorjahr (42,3 Prozent) lassen sich somit laut BNetzA leichte Verbesserungen feststellen.

79,1 Prozent der Endkunden waren mit der Leistung ihres Anbieters zufrieden, hat die Bundesnetzagentur weiter ausgewertet. Das waren 0,9 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Aber: 10,4 Prozent der Kunden bewerten ihren Anschluss mit den Schulnoten 5 oder 6. Das wiederum waren 0,5 Prozentpunkte weniger. Im Vergleich zum Vorjahr sei somit eine leichte Verbesserung der Kundenzufriedenheit festzustellen.

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