Wie weit Konzerne hinsichtlich der Entwicklung von künstlicher Intelligenz sind, zeigt Huawei. Wie die „Washington Post“ berichtet, soll der chinesische Smartphone-Hersteller eine KI-Software entwickelt haben, die mithilfe eines Gesicht-Scans bestimmte Menschen erkennen kann. Im Detail soll die KI Chinesen von Uiguren unterscheiden können.
Hilft Huawei der Regierung bei der Verfolgung von Uiguren?
Die „Washington Post“ bezieht sich dabei auf Dokumente, die auf der Huawei-Website veröffentlicht wurden und über die Google-Suche abgerufen werden konnten. Mittlerweile sind die Dokumente aus dem Netz verschwunden. Dem Bericht zufolge jedoch soll die KI in der Lage sein, einen „uigurischen Alarm“ auszulösen. Erkennt die Software das Gesicht eines Uiguren, kann sie die Polizei alarmieren, heißt es. So könnte die Software der chinesischen Regierung bei der Überwachung und Verfolgung der überwiegend muslimischen Minderheit helfen.
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Uiguren: Das sind die erschreckenden Gründe, warum China sie in Lager steckt
Die Vorwürfe gegenüber China sind hart. In gefängnisartigen Lagern in der Provinz Xinjiang soll die Regierung Experten zufolge mehr als eine Million muslimische Uiguren eingesperrt haben. Sie werden gegen ihren Willen in mit hohen Mauern und Stacheldraht geschützten Umerziehungslagern gefangen gehalten. Die Gründe dafür sind oft banal. So werden Uiguren beispielsweise eingesperrt, weil sie einen langen Bart tragen oder zu viele Kinder haben. Letzteres etwa verstößt gegen chinesische Gesetze zur Geburtenkontrolle. China hingegen behauptet, dass die Lager Ausbildungseinrichtungen sind und der Aufenthalt freiwillig sei. Zudem leugnet die Regierung die Existenz der Lager, obwohl Satellitenbilder ihre Existenz bestätigen.
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Das sagt Huawei zu den Vorwürfen
inside digital hat bei Huawei nachgefragt, was an den Vorwürfen dran ist. „Wir haben keine Software entwickelt, die Uiguren (oder andere) erkennt, da wir generell keine Software im Bereich Gesichtserkennung entwickeln“, teilt uns eine Huawei-Sprecherin mit. „Darüber hinaus bezieht sich der Bericht der Washington Post auf einen Test, der in der kommerziellen Praxis keine Anwendung gefunden hat.“
Zudem lehne Huawei den Einsatz von Technologie zum Zwecke von Diskriminierungen ab. „Der von der Washington Post berichtete Fall, der drei Jahre zurückliegt, wird nun intern untersucht“, sagt uns die Sprecherin. „Huawei wird alle Maßnahmen ergreifen, um Fehlverhalten zu unterbinden. Unsere Produkte und Lösungen entsprechen grundsätzlich den einschlägigen Industriestandards und den gesetzlichen Grundlagen.“
Huawei stößt in Deutschland auf Ablehnung
Nicht nur beim Thema 5G-Ausbau steht Huawei hierzulande in der Kritik. Auch beim Endverbraucher sind Smartphones des einst beliebten Herstellers nicht mehr ganz oben auf dem Wunschzettel. Der US-Bann und die fehlenden Google-Dienste, wie etwa der Play Store, dürften viel dazu beitragen. Es sind aber auch die womöglich nicht ganz aus der Luft gegriffenen Spionage-Vorwürfe der USA. Wie das Beispiel der KI hinsichtlich des „uigurischen Alarms“ zeigt, könnte Huawei enger mit der chinesischen Regierung zusammenarbeiten, als man selbst zugibt.