Deutschland fällt im internationalen Vergleich der Rente weiter zurück. Das zeigen aktuelle Studien. Und nicht nur das: Wer sich für die Lage junger Menschen interessiert, bekommt recht schnell das Gefühl: Das System ist eine Frechheit gegenüber denen, die nachkommen. Die Probleme liegen auf der Hand. „Wir wissen seit über 50 Jahren, dass das System kippen wird – trotzdem tun wir wenig, um es zu ändern“, sagt etwa der Generationenforscher Rüdiger Maas.
Die 5 größten Probleme der Rente
Unser Rentensystem basiert darauf, dass heute Arbeitende die Renten von denen zahlen, die im Ruhestand sind. Das ist der sogenannte Generationenvertrag. Doch die Rechnung geht nicht mehr auf: Weniger Beiträge, mehr Rentner. Rechnungen zeigen: Ohne massive Reform steigen die Beiträge deutlich. Und zwar auf Seiten der Beschäftigten und Unternehmen gleichermaßen.
Wer länger lebt, muss auch länger arbeiten. So simpel ist der Zusammenhang. Aber das System bewegt sich kaum. Vorschläge, das reguläre Rentenalter an die Lebenserwartung zu koppeln, werden nur zögerlich umgesetzt. Zugleich bleibt ein Teil der Arbeitswelt außen vor: Selbstständige und Beamte zahlen oft nicht im vollen Umfang mit, was die Lasten ungerecht verteilt.
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Ja: Die Rentenhöhe wird derzeit noch als einigermaßen ausreichend bewertet. Doch diese Einschätzung ruht auf wackeligen Beinen. Immer mehr Ältere sind auf Grundsicherung angewiesen – also staatliche Hilfe, weil die Rente nicht reicht. Wenn nichts passiert, dann bricht die Rentenhöhe mit der Zeit ein – weil weniger Geld reinkommt und die Ausgaben steigen.
Viele junge Menschen sagen: Ich zahle Beiträge, aber ob ich später noch eine gute Rente bekomme, weiß ich nicht. Und: Ich muss wirtschaften, erwerbstätig sein, Beiträge leisten. Die Folge: Wenn der Altenanteil steigt und der Anteil der Einzahler sinkt, wird es irgendwann eng. Das weiß auch Maas: „Der Generationenvertrag ist eine Frechheit gegenüber den Jüngeren. Sie finanzieren ein System, von dem sie selbst kaum noch profitieren werden.“
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Seit Jahren warnen Experten und seit Jahren passiert nichts Grundlegendes. Stattdessen: Kommissionen, Debatten, Absichtserklärungen. Doch ein echter Neustart bleibt aus. Die Tarifpolitik, Wahlversprechen und die Interessen verschiedener Gruppen verfangen sich in einem System, das reformunwillig wirkt.
Warum das Ganze wirklich kritisch ist und was passieren müsste
Ein System, das heute Rente auszahlt, aber morgen nicht mehr klar bezahlen kann, ist ein Risiko. Nicht nur für einzelne Personen, sondern für das Gemeinschaftsvertrauen. Wenn junge Menschen denken, das System sei unfair oder unsicher, dann zieht das an der Legitimation. Höhere Beiträge, längere Arbeitszeiten, unsichere Ansprüche: Der Druck nimmt gleichzeitig auf Unternehmen und Beschäftigte zu. Und: Wenn die Altersgrenze nicht mit der Realität wächst, dann zahlen wir heute für eine Gewährleistung, die morgen vielleicht nicht mehr da ist.
Die Regulierung muss das Renteneintrittsalter realistisch an die Lebenserwartung koppeln. Beiträge und Leistungen müssen fair zwischen Generationen verteilt werden – inklusive Selbstständiger und Beamter. Zudem müsste der Staat Transparenz schaffen: Wer zahlt was ein? Wer bekommt was raus? Und wie lange funktioniert das überhaupt? „Wir müssen uns fragen, warum wir noch das gleiche System wie in den 50er Jahren haben. Andere Länder haben es auch geschafft, das Rentensystem zu überdenken“, sagt Generationenforscher Maas.
Andere Länder machen es vor
In der Schweiz etwa gibt es die staatliche Grundrente, die berufliche Vorsorge über Pensionskassen und die private Vorsorge nach Bedarf. Diese klare Trennung sorgt für Stabilität. Wer mehr einzahlt, bekommt mehr. Aber niemand fällt durchs Raster. Und in Schweden fließt ein Teil der Rentenbeiträge in einen staatlich verwalteten Fonds, der am Aktienmarkt investiert. Alle Bürger können einsehen, wie sich ihr Anteil entwickelt. Das bringt Rendite und Vertrauen.
