Radikaler Schritt: Lufthansa streicht Deutschland-Flüge

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Bei Lufthansa kommen in Zukunft seltener Flugzeuge auf innerdeutschen Verbindungen zum Einsatz. Und das hat gleich mehrere Gründe. Nicht nur umweltpolitische, sondern auch knallhart wirtschaftlich kalkulierte.
Leitwerk eines Bombadier CRJ900 von Lufthansa.
Innerdeutsch fliegt Lufthansa in Zukunft seltener.Bildquelle: Ingrid Friedl / Lufthansa

Auf den ersten Schritt mag dieser Schritt überraschen, bei genauerer Betrachtung ist es aber ein logischer. Lufthansa streicht zahlreiche innerdeutsche Flüge. Die offizielle Begründung: Kosten einsparen. Es spielen aber auch umweltpolitische Gründe in diese Entscheidung mit ein. Denn passend zum bevorstehenden Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn wird die Kooperation mit dem Schienenverkehr ausgeweitet. Bereits zuvor hatte sich die Bahn als Partner für das Luftfahrtbündnis Star Alliance qualifiziert.

Lufthansa-Chef: Die Gebühren sind zu hoch

Lufthansa-Chef Carsten Spohr kritisiert aber auch einen Aspekt, den man sonst nur aus flammenden Appellen eines seiner größten Rivalen kennt. In der Vergangenheit war Ryanair-Chef Michael O’Leary wiederholt öffentlich mit der Äußerung aufgefallen, dass die Gebühren an vielen deutschen Flughäfen zu hoch seien. Und genau diesen Punkt greift nun auch Spohr für seine Begründung auf, warum es zukünftig weniger innerdeutsche Flüge von Lufthansa geben soll.

Spohr sagte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa wörtlich: „Ein weiterer Grund sind die hohen Gebühren, die unsere Gäste sowohl am Start als auch am Zielflughafen in Deutschland bezahlen müssen.“ Lufthansa setze die Flugzeuge daher effizienter und profitabler auf anderen europäischen Strecken ein.

Weniger Passagiere auf Deutschland-Flügen

Allein aus wirtschaftlicher Sicht ist dieser Schritt nachvollziehbar. Denn die Zahl der registrierten Passagiere auf Inlandsflügen lag im September laut aktuellen Zahlen des Flughafen-Verbands ADV bei nur 1,9 Millionen. Das entsprach nur rund 45 Prozent des Niveaus, das noch im September 2019, also vor der Coronakrise, erreicht wurde. Zum Vergleich: Auf Europaflügen sind bereits vier von fünf Passagieren wieder in die Flugzeuge zurückgekehrt. Dort liegt die Passagierzahl bei rund 80 Prozent gegenüber dem Vorkrisenniveau.

Insbesondere Geschäftskunden fliegen weniger innerhalb Deutschlands. Entweder, weil Videokonferenzen eine gute Alternative sind oder weil Fahrten mit der Deutschen Bahn bevorzugt werden. Hinzu kommt, dass Lufthansa seinen Status als Service-Champions eingebüßt hat. In den vergangenen Jahren wurden immer mehr Leistungen gekürzt oder komplett gestrichen.

Flüge werden immer teurer

Hinzu kommt, dass die Verlässlichkeit aufgrund zahlreicher Streiks beim Boden- und Cockpitpersonal in den vergangenen Monaten arg gelitten hat. Wer bucht schon gerne einen Flug, wenn unklar ist, ob er überhaupt abhebt. Und: Laut Statistischem Bundesamt waren die Inlandstickets im August im Schnitt satte 25 Prozent teurer als noch vor drei Jahren. Hier spielt auch eine Rolle, dass Lufthansa innerhalb Deutschlands die einzige Fluggesellschaft ist und quasi auf einem Monopol sitzt.

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4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Klocki

    Deutschland: -Wirtschaftsland von allen :arm ärmer am ärmsten

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  2. Nutzerbild Diana

    Herr Lücke, bitte recherchieren sie besser, das Kabinen Personal hat kein einziges mal in dem von Ihnen genannten Zeitraum gestreikt, es waren Boden- und Cockpitpersonal. Leider lässt eine schlampige Recherche nun den gesamten Inhalt des Artikels anzweifeln.

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    • Berechtigter Hinweis. Wird umgehend angepasst. Danke dir für das Feedback.

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  3. Nutzerbild Martin

    Leider fehlt bei der ansich sinnvollen Umstellung auf Bahnzubringer im Fernflug Verkehr die Möglichkeit, Gepäck am Bahnhof aufzugeben. Mit mehreren Koffern in der Bahn geht’s nicht und die Passagiere werden stattdessen mit anderen Fluggesellschaften fliegen, die grenzüberschreitend Zubringer anbieten.

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