Fernsehen per Kabel: So will Vodafone Schwarzseher abklemmen

3 Minuten
Ab Sommer 2024 kommt das Kabelfernsehen nur noch aus der Dose, wenn du einen Vertrag mit deinem Kabelnetzbetreiber hast. Ansonsten bleibt der Bildschirm schwarz. Denn Vodafone möchte Schwarzseher abklemmen. Aber wie?
Eine TV-Anschlussdose für Kabelfernsehen
Klemmt Vodafone die TV-Kabeldosen ab?Bildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Paradigmenwechsel auf dem deutschen TV-Markt. Bisher hat dein Vermieter einen Rahmenvertrag mit deinem Kabelnetzbetreiber geschlossen und dir die Kosten für das Kabel-TV in Rechnung gestellt. Das TV-Signal kam einfach aus der Dose in der Wand. Doch damit ist spätestens im Sommer 2024 Schluss. Wer keinen eigenen Vertrag mit Vodafone & Co unterschreibt, dessen TV-Gerät soll Schwarz bleiben. Vodafone kündigte an, gegen Schwarzseher beim Fernsehen per Kabel vorgehen zu wollen. Doch wie konkret dazu hält man sich sehr bedeckt.

Abschalten von Schwarzsehern nur teilweise möglich – mit viel Aufwand

Denn praktisch dürfte das Abschalten für Schwarzseher oftmals nur sehr schwer möglich sein oder wirtschaftlich irrelevant. Der Grund: Die einzelne TV-Dose ist für den Anbieter nicht zentral adressierbar, kann also gar nicht aus dem Servicecenter deaktiviert werden. Lediglich ein ganzes Haus kann vom Netz genommen werden, was für Mehrfamilienhäuser aber kaum sinnvoll ist, solange es zahlende Kunden gibt.

Die Haus-Verkabelung in deutschen Wohnhäusern unterscheidet sich zudem zwischen der älteren Baum-Struktur und der moderneren Stern-Struktur. Bei letzterer besteht zwischen einer Wohnung und dem Hausübergabepunkt des Netzbetreibers eine eigene Leitung. Diese könnte der Netzbetreiber im Anschlusskasten einfach abklemmen, wenn du sie nicht nutzt und buchst. Sofern du aber Internet über Kabel nutzt, ist das nicht möglich. Hier könnten Techniker bestenfalls einen Frequenzfilter einbauen. Beide Arbeiten sind aber mit einem Technikereinsatz verbunden, der Geld kostet. Da dürfte es günstiger sein, Schwarzseher zu tolerieren – zumal bei einer Buchung durch den Mieter oder einen Nachfolgemieter erneut ein Techniker anrollen muss.

In älteren Wohnhäusern findet man hingegen noch eine Baum-Verkabelung. Hier geht eine Steigleitung vom Keller das Treppenhaus hinaus und verzweigt sich in die Wohnungen. Sprich: Alle Wohnungen werden mit demselben Signal versorgt. Das ist bereits beim Internet per Kabel problematisch, wenn zu viele Kunden den Zugang gleichzeitig nutzen. Für den Kabelnetzbetreiber ist es aber faktisch nach aktuellem Stand der Technik unmöglich, einzelne Kunden nicht mehr mit TV-Signalen zu versorgen. Einziger Ausweg wäre, Sperren auf die Kabeldosen in den Wohnungen zu montieren. Dazu müsste der Netzbetreiber aber Zugang zu den Wohnungen haben. Diesen musst du den Technikern aber nicht gewähren.

Vodafone kündigt technische Möglichkeit für Sperre an

Vodafone sieht sich hier deutlich besser aufgestellt. „Technisch werden wir uns natürlich Möglichkeiten erarbeiten, gezielt dann auch Kunden zu deaktivieren“, sagte Marc Albers, Bereichsleiter Internet & TV bei Vodafone Deutschland im Rahmen eines Pressegespräches. Wie diese Möglichkeiten aussehen sollen, verriet er nicht. Er ließ auf Nachfrage aber durchblicken, dass eine mögliche technische Umsetzung dieser Deaktivierung weit nach dem Stichtag 30. Juni 2024 liegen wird. Zudem sagte Albers, es werde zum Stichtag 30. Juni 2024 kein hartes Abschalten geben.

Einen anderen Weg geht der Hamburger Anbieter willy.tel. Hier stellt man das bisherige klassische Kabel-TV-Signal (DVB-C) nach und nach auf Fernsehen per Glasfaser um. Der Vorteil bei FTTH sei, dass der Anbieter ohne vor Ort sein zu müssen das DVB-C-Signal an den optischen/elektrischen Wandler in den Wohnungen ab- und anschalten können. So könne man den Haushalten einen TV-Zugang für 4,90 Euro monatlich anbieten oder aber den Anschluss abschalten. Das sei ohne einen Techniker vor Ort und für einzelne Wohnungen möglich, erklärte der Anbieter uns gegebenüber. Diese Möglichkeiten haben Vodafone und Tele Columbus in aller Regel nicht, da sie nur wenige Haushalte mit FTTH versorgen.

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10 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Thorsten

    Die haben es ja nötig, wo denen die Kunden in scharen weg laufen.

    Ich kann nur alles dazu raten von diesem Anbieter die Finger zu lassen.

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  2. Nutzerbild Alfiy

    fast jeder hat einen Router oder reciver von Vodafone diese Teile sind auch regenstriert

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    • Nutzerbild Thorsten Neuhetzki inside digital Team

      Das musst du mir erklären. Router haben nur die Kunden, die einen Internetvertrag mit Vodafone haben. Receiver nur jene, die einen Giga TV Vertrag haben. Und was hat das mit dem Abklemmen der Schwarzseher zu tun?

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  3. Nutzerbild Dirki

    machen wir

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  4. Nutzerbild Phantomvi

    vodafone sollte mal den Ball flach halten mit seiner Gier grade beim TV sind die soweit hinterher die berechnen unabhängig vom kabelanschluss 5 Euro für HD blus tv Paket und du kannst nur mit einen Gerät schauen wenn die das noch teurer machen dann wechseln die Kunden zu anbieten wie zum beispiel waipu tv und was haben die Strategen dann gekonnt?

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  5. Nutzerbild N.

    ich Rate Dringend Von Dem Anbieter ab Reine Abzocke

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  6. Nutzerbild Andreas Ranftl

    Der Schund auf diesen Kanälen ist grenzenlos,ist es nicht mal wert schwarz anzuschauen,schade um vertane Zeit

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    • Nutzerbild Bolli

      So sehen wir das auch.
      Abzocke, nicht mit uns !!
      😎😎😇😇

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  7. Nutzerbild Rolf

    Diese geldgierigen Betreiber brauche ich nicht. SAT macht’s möglich 😄😄

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  8. Nutzerbild Carnivoria

    Ich nutze schon seit Jahren DVB-T2 – Full HD mit niedriger Datenrate – besser geht nicht! Eine kleine Antenne am Fenster (wohne 50km vom Sender entfernt) und keine weiteren Kosten. Sicher, wenn ich RTL und Co sehen wollte, müsste ich zahlen, aber auf diese Programme kann ich gerne verzichten.

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