Auto-Chef nennt Zeitpunkt: Die deutsche Autoindustrie wird zusammenbrechen

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Schon bald sollen Diesel und Benziner von den Straßen Europas verschwinden. Die Zukunft, so die EU, gehört dem E-Auto. Stromer statt Verbrenner. Dass Autofahrer da gar nicht mitziehen, ignoriert man in Brüssel. Und jetzt warnt der Mercedes-Chef und nennt einen Zeitpunkt, an dem alles zusammenbricht.
Auto-Chef nennt Zeitpunkt: Die deutsche Autoindustrie wird zusammenbrechen
Auto-Chef nennt Zeitpunkt: Die deutsche Autoindustrie wird zusammenbrechenBildquelle: Mert Kahveci / Unsplash

Noch vor wenigen Jahren war die Stimmung blendend: Der zweitgrößte deutsche Autobauer wollte in Europa voll auf Elektro umschalten, ganz ohne Auspuff und Benzingeruch. E-Auto, statt Diesel und Benzin. 2021 klang das wie ein Versprechen: Ende des Jahrzehnts ist Schluss mit Verbrennern – zumindest da, wo der Markt mitspielt. Und heute? Die Euphorie ist weg, die Stimmen sind deutlich leiser. Nun nennt der Mercedes-Chef sogar einen Zeitpunkt, an dem die deutsche Autoindustrie zusammenbrechen wird.

Das Schicksalsjahr fürs deutsche Auto

Im Interview mit dem Handelsblatt zeichnet der Konzernlenker ein Bild, das eher nach Crash-Szenario aussieht als nach grünem Fortschritt. „Wir brauchen einen Realitätscheck“, sagt Mercedes-Boss Ola Källenius. Und warnt. Man fahre „mit Vollgas gegen eine Wand“, wenn Politik und Wirtschaft weiter auf stur schalten. Dekarbonisierung? Ja, unbedingt. Aber bitte technologieneutral.

Verbrenner-Verbot: Das müssen Fahrer von gebrauchten Diesel und Benzinern jetzt wissen

Erst hier fällt das eigentliche Stichwort: das EU-Verkaufsverbot für Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035. Bleibt es dabei, glaubt der Auto-Chef an nichts weniger als den Kollaps der heimischen Autoindustrie. Als Präsident des Verbands der europäischen Automobilhersteller (ACEA) sagt er: Das Verbot wird Autofahrer dazu bringen, noch vor Ablauf der Frist massenhaft Benziner und Diesel zu kaufen – was „dem Klima überhaupt nicht hilft“.

Mit Vollgas gegen die Wand

Die Realität ist noch weit weg von den EU-Zielen. Elektroautos kommen im ersten Halbjahr 2025 in der EU, Großbritannien und den EFTA-Staaten (Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz) auf gerade mal 17,5 Prozent Marktanteil. Plug-in-Hybride? 8,7 Prozent. Klassische Hybride – inklusive der von Puristen ungeliebten Mild-Hybride – bringen es auf 35 Prozent. Und in Deutschland sieht es noch düsterer aus. Nur gut 3 Prozent aller Pkw auf unseren Straßen sind Stromer. Bei Mercedes sind die Zahlen ebenso mager: Nur 8,4 Prozent reine E-Autos im ersten Halbjahr, im Vorjahr waren es noch 9,7 Prozent. Selbst mit Plug-in-Hybriden landet man gerade so bei 20 Prozent.

E-Auto: VW hat es sich anders überlegt

Das Verbot wird in den kommenden Monaten überprüft. Die EU-Kommission hält offiziell noch daran fest, hat aber angekündigt, die CO₂-Standards früher unter die Lupe zu nehmen. Hinter den Kulissen wächst der Druck, Ausnahmen zuzulassen – etwa für Plug-in-Hybride. Der Auto-Chef von Mercedes setzt auf diesen Spielraum. Und darauf, dass Brüssel nicht nur in Gramm CO₂ rechnet, sondern auch in Jobs, Zulieferketten und industrielle Substanz. Denn wer mit Vollgas gegen eine Wand fährt, hat zwar den kürzesten Weg genommen – aber eben nur einmal.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Patrick

    Solche „Nachrichten“ machen die Lage auch nicht besser, weil Klicks Geld bringen. Je reisserischer und Sensationsgeiler, desto besser. Die Medien verschlimmern Deutschlands Lage nur noch weiter. Berichtet doch endlich mal positiver, es wird vieles einfach maßlos übertrieben negativ ausgelegt.

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