Apple kann man nicht individualisieren, Huawei hat bald kein Android mehr und Samsung ist viel zu teuer für den Android-Markt. Das sind nur ein paar Vorurteile, die man immer wieder hört. Doch stimmt das? Und gibt es den typischen Käufer der einen oder anderen Marke? Wir vergleichen die drei Flaggschiffe der Marktführer und zeigen, wer welches der Flaggschiffe zurzeit kaufen sollte.
Fernab der Benchmark-Tests, Megapixel-Rallys und Display-Auflösungs-Orgien gibt es Kriterien für und gegen Smartphones, die eigentlich viel mehr zählen. Eine Kamera mit über 100 Megapixel Auflösung garantiert genauso wenig ein technisch gutes Bild, wie ein 4K-Panel ein gutes Display ausmacht. Und genau darum geht es. Technisch sind die drei genannten Geräte nämlich alle auf Top-Niveau. Ob Prozessorleistung, Kameraqualität oder Abbildungsleistung des Displays, die Unterschiede sind in anderen, oftmals unscheinbaren Dingen versteckt. Oder eben doch im Preis, einem Kriterium, dem ich das letzte Kapitel des Vergleichs widmen will.
Die Kameras im Vergleich
Die Kameras der drei Protagonisten bauen auf das gleiche Prinzip: Drei Einzelkameras besitzen drei Brennweiten und ermöglichen so einen quasi verlustfreien Zoombereich. Der Zahlen-King ist hier das Huawei P30 Pro, das eine Prismakamera mitbringt und damit den längsten Zoom bietet. Doch wie schon im Test des Huawei P30 Pro bemängelt wurde, liegen die Brennweiten sehr weit auseinander und damit die Telebrennweite nicht mehr im praktisch nutzbaren Bereich. Damit ist das Konzept der beiden Konkurrenten Samsung und Apple praktisch besser, auch wenn die Theorie etwas anderes behauptet.
Anschlüsse, 5G und SIM-Karten-Slots
Schaut man sich an, wie die drei Smartphones sich in heimische oder mobile Netze einwählen, fällt auf, dass es auch hier kaum Unterschiede gibt. Doch der erste Eindruck täuscht etwas. Bei Samsung kann zumindest eine gesonderte 5G-Version des Samsung Galaxy S10 geordert werden. Bei Huawei und Apple schauen Nutzer noch komplett in die Röhre, beziehungsweise müssen auf die Huawei-Mate-Reihe bauen.
Beim Thema Anschlüsse zeigen sich drei Konzepte: Samsung bietet USB-Typ-C und Klinke, Apple seinen Lightning-Anschluss und Huawei lediglich den USB-Typ-C-Port. Damit muss bei Huawei und Apple ab und an adaptiert oder gesplittet werden. Dieses Kriterium verliert jedoch mit immer besseren Bluetooth-Kopfhörern und kabellosem Laden langsam an Bedeutung.
Kabelloses Laden ist ein Stichwort, das mittlerweile alle drei Konkurrenten beherrschen. Im Detail jedoch können nur die beiden Android-Smartphones auch andere Geräte über die Spule im Rücken laden. Gerade die angesprochenen Bluetooth-Kopfhörer sind hier Abnehmer kleiner Energiepakete für zwischendurch. Hier haben die Androiden also die Nase vorn, wenn man diese Funktion denn nutzt.
Die Speicherausstattung und wie man sie erweitert
Einer der großen Kritikpunkte bei allen bisherigen Apple iPhones ist die Produktpolitik der gesonderten Speicherversionen. Bis auf ganz wenige Ausnahmen erlaubt sich nur noch Apple unterschiedliche Speichervarianten zu unterschiedlichen Preisen anzubieten und keine Speichererweiterung zuzulassen. Man legt sich also von Anfang an auf eine Speichergröße fest ohne das Smartphone im Laufe der Zeit anpassen zu können. Diese Kritik gibt es bei den beiden Android-Boliden Huawei P30 Pro und Samsung Galaxy S10 in dieser Form nicht. Aber auch hier ist der Speicher kein einfaches Feld. Samsung bietet beim Galaxy S10+ ebenfalls drei Speicherversionen an. Die Speichererweiterung gelingt jedoch simpel über eine Micro-SD-Karte, allerdings im Hybrid-Slot. Huawei verkauft zwei Speicherversionen und lässt nur mittels NM-Card, dem hauseigenem Standard erweitern.
Ein Fakt, der bei der Speicherbetrachtung auch noch zum Tragen kommt: Samsungs 1-TB-Version wird auch mit mehr Arbeitsspeicher gesegnet. Das bieten beide Konkurrenten nicht.
Die Speicherlösungen haben also alle ihre Tücken. Am besten gefällt dabei Samsungs Lösung. Hier gibt es beides: Schnellen und großen internen Speicher nativ oder eine günstige Speichererweiterung. Bei Apple gibt es einen großen und schnellen Speicher, aber keine Erweiterung und bei Huawei gibt es einen vergleichsweise kleinen maximalen internen Speicher und eine Erweiterung über ein vergleichsweise teures Format.
Der Preis: Die Rampe ist gewaltig
Die Preise Apples waren schon immer etwas höher als Vergleichswerte aus dem Android-Lager. In diesem Jahr versucht Apple aber auch für weniger betuchte Verbraucher etwas zu bieten. So sind die drei Einstiegspreise beim iPhone 11 noch im Rahmen. Danach geht es aber mit jeder Speichervergrößerung steil bergauf. Das iPhone 11 Pro kostet günstigstenfalls knapp 1.100 Euro. Der Aufpreis für 448 GB Speicher beträgt satte 450 Euro. Das ist wohlmeinend als frech zu bezeichnen.
Lässt man das Apple iPhone 11 Pro Max aus der Betrachtung heraus, stellt Samsung den teuersten Vertreter im Vergleich. Zum Marktstart kostete es mit 1 TB Speicher knapp 1.600 Euro. Mittlerweile kratzt diese Version jedoch an der 1.000-Euro-Marke und unterbietet so Apple.
Huaweis P30 Pro liegt mit knapp 1.000 Euro Marktstart-Preis unter den beiden Konkurrenten. Daran hat sich auch mit dem Preisverfall der beiden Android-Smartphones nichts geändert.
Fazit: iPhone 11 Pro, Huawei P30 Pro oder Samsung Galaxy S10+?
Der Vergleich zwischen dem Apple iPhone 11 Pro, dem Samsung Galaxy S10+ und des Huawei P30 Pro zeigt einige deutliche Unterschiede der drei Kandidaten. Dabei ist es nicht mehr die Geschwindigkeit des Prozessors oder die schiere Größe des Speichers, die die Geräte gut oder schlecht machen, sondern die Verhältnisse. Was ist mir wichtig? Wo möchte ich High-End und wo kann ich mit Blick auf den Preis verzichten? Ist Reverse-Charging wirklich nötig in meinem Alltag? Ist es cool, den längsten Zoom zu haben und dafür eine Lücke in der Brennweitenabdeckung zu akzeptieren? Sind mir 400 GB Speicher tatsächlich 400 Euro wert? Die Beantwortung der Fragen ist sehr individuell. Trotzdem gibt es Leitplanken, welches Smartphone für wen geeignet ist.
Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis besitzt das Huawei P30 Pro. Für zurzeit 750 Euro gibt es mit der 256-GB-Version ein tolles Smartphone mit ellenlanger Brennweite und akzeptabel großem Speicher.
Das Apple iPhone 11 Pro ist eine gute Möglichkeit sein altes Apple-Gerät zu beerben. Die Preise bei Apple sind stabil geblieben und somit ist das iPhone 11 Pro für fast jeden iPhone-Besitzer eine interessante Option. Für Android-Nutzer mit Interesse am Apple-Ökosystem: So nah an den Innovationsführern war Apple schon lange nicht mehr, auch wenn 5G fehlt.
Und für Nutzer, die gerne ein verhältnismäßig kleines Spitzenmodell in der Tasche haben: Das iPhone 11 Pro besitzt mit dem kleinen Display und der großen Leistung das wohl höchste Leistung-zu-Display-Verhältnis am Markt.
Wer die eierlegende Wollmilchsau kaufen will, ist bei Samsung auf der richtigen Spur. Das Galaxy S10+ ist ein nahezu perfekter Begleiter in allen Lebenslagen. Es hat aber auch seinen Preis. Über 1.000 Euro für die 1TB-Version sind ein echtes Pfund für ein Android-Smartphone, das schon so lange am Markt ist. Samsung ist somit die Vernunftlösung.