Fotografieren bei Nacht: für Smartphones die Königsdisziplin. In den vergangenen Jahren hat sich viel in diesem Bereich getan. Allen voran hat Huawei das Smartphone zu einer Art Nachtsichtgerät umfunktioniert. Apple und Xiaomi zogen nach. Nun auch Samsung, mit dem Galaxy S20 Ultra.
In unserem ersten Blindtest konnte sich das Galaxy S20 Ultra gegen das Huawei P30 Pro durchsetzen. Aber auch das iPhone 11 Pro Max bezog Rüffel – wenn auch nicht ganz so deutlich wie das letzte Huawei-Flaggschiff mit Google-Diensten. Doch wie sieht es aus, wenn die Lichter ausgehen? Dass das Huawei P30 Pro eine enorm hohe Qualität abliefern kann, war uns bereits bewusst. Nicht grundlos gehört es zu den aktuell 5 besten Kamera-Smartphones. Jedoch ist das Handy nunmehr fast ein Jahr alt. Kann es also mit einem brandneuen Galaxy S20 Ultra mithalten?
Wir haben beim Fotografieren beide Smartphones auf einem Stativ befestigt. Einerseits um ein optimales Ergebnis zu bekommen. Andererseits, um genau den gleichen Bildausschnitt zu erhalten.
Licht und Schatten beim Galaxy S20 Ultra
Das folgende Bild ist das erste Beispiel, für die Fotoqualität in der Nacht. Insgesamt hat das Bild oben wärmere Töne und sieht mehr nach „HDR“ aus. Es stammt aus dem Galaxy S20 Ultra. Das untere Foto sieht etwas natürlicher aus. Dafür sind die Farben etwas blasser.
Auch bei einem anderen Motiv, das deutlich lichtintensiver ist, wirkt das Foto aus dem Galaxy S20 Ultra (links), als wäre ein Filter drüber gelegt worden. Oder als ob jemand die Kirche abgepudert hätte. Dem einen oder anderen gefällt das in Zeiten von Fotomanipulation bei Instagram wahrscheinlich sehr gut. Mit der Realität hat das aber wenig zu tun. Vielmehr erinnert es an professionelle Bildbearbeitung, bei der der Fotograf zu sehr an den Reglern in Lightroom herumgeschoben hat.
In der folgenden Galerie sind alle Bilder in voller Größe zu betrachten.
Fazit: Und der Gewinner ist …
… das Huawei P30 Pro. Keine Frage: Mit beiden Geräten lassen sich Nachts hervorragende Bilder schießen. Und doch kann das P30 Pro ein Stück weit mehr überzeugen. Dazu muss man gar nicht so sehr ins Detail gehen. Betrachtet man beide Fotos aus einem größeren Abstand zum Bildschirm, sieht das Bild, dass das P30 Pro produziert hat, natürlicher und besser aus.
Jedoch liegt das, wie oben bereits erwähnt, im Auge des Betrachters. Ob riesige Augen, übertrieben weiche Haut oder monströse Lippen: Schaut man sich an, wie Selfies bei Instagram „aufgemotzt“ werden, trifft Samsung mit seiner Fotobearbeitung bei vielen Nutzern wohl ins Schwarze.
Aber auch das Huawei P30 Pro neigt dazu, im Nachtmodus zu übertreiben. Während die Software von Huawei das gesamte Bild im Nachtmodus insgesamt etwas heller macht, verringert Samsung beim Galaxy S20 Ultra die Lichter und erhöht die Tiefen. Dadurch haben beide Bilder einen HDR-Look. Fotografiert man die gleiche Szenerie ohne diesen bestimmten Modus, sehen die Bilder deutlich natürlicher aus. Vielleicht mag das eine oder andere Detail verloren gehen. Aber die Nacht wird nicht mal eben zum Tag gemacht.
Kritik am Samsung Galaxy S20 Ultra
- zu viele Spitzlichter
- Vordergrund schärfer
- Gelbstich
- Details in der Ferne gehen verloren
- deutlich mehr schärfe in den Tiefen erkauft durch viel Farbrauschen
- kräftigere aber unnatürlichere Farben
Kritik am Huawei P30 Pro
- besseres Rauschverhalten
- wirkt schärfer, ist es an den Randzonen aber nicht unbedingt
- bessere Farbtreue
- viel weniger Spitzlichter
- mehr Details im Hintergrund
- insgesamt deutlich ausgewogener
Sind wir doch mal ehrlich. Streng genommen sind diese Nachtfotos alle Mist. Nachts ist es dunkel. Die Bilder verfälschen das tatsächliche des menschlichen Auges um ein Vielfaches. Es sieht cool aus und mir gefällt der Look insbesondere bei Huawei auch. Aber nüchtern betrachtet ist der Großteil einfach nur Schrott weil eben unecht.
Ja, da sind wir einer Meinung. Aber ich schätze, wir stehen mit dieser Meinung ziemlich allein auf weiter Flur. Bei Photoshop, Lightroom usw. waren die Ergebnisse Anfangs auch total durchgedreht. HDR, was die Software hergab. Das ist gerade alles via App beim normalen Smartphone-Nutzer angelangt. Während die Ausprobierphase bei Fotografen schnell wieder vorbei war, hat sie beim normalen Nutzer gerade erst begonnen. Da wird verfälscht, retuschiert und „verbessert“. Smartphone-Hersteller gehen mit dem Trend.
Vollkommen richtig. Als ich meinen letzten Geburtstag feierte, hat mein Schwager mit einem Galaxy S 10 plus ein Gruppenfoto gemacht. Es war eine tolle Atmosphäre im Saal. Aber nicht auf den Bildern. Noch vor Ort habe ich es bemängelt. Mein Schwager meinte die Bilder wären Klasse. Das konnte ich nicht verstehen. Die Bilder waren viel zu hell. Hatten so gar nichts mit der Realität zu tun. Ich sagte meinem Schwager, er solle doch mal vergleichen. Das Bild auf dem Display, sieht aus als wäre der Saal hell erleuchtet, und das was er mit dem Auge sieht, eine schöne Atmosphäre bei Schummerlicht. Hat er aber nicht verstanden.
Die Kamera der der Handys simuliert doch nur das, was andere mit ihrer DSLR über eine Langzeitbelichtung hinbekommen. Natürlich ist es eine Manipulation. Aber mal ganz ehrlich gesagt, wen interessiert ein Foto was 100% die Realität widerspiegelt und dafür gewöhnlich aussieht? Fotos wurden schon immer manipuliert und das auch schon vor Photoshop, nämlich in der analogen Entwicklung des Bildes.
Wer das nicht mag, braucht es ja nicht zu nutzen.
Zum Test: Daß das Huawei schärfer sein soll, sieht man zumindest am ersten Bild von der Tankstelle nicht. Wenn man auf das Preistafel sieht, kann man die Zahlen nicht so gut erkennen. Bei der Kirche sind im folgenden Foto beim Huawei die Lichter an der Wand ausgebrannt. Das wünscht sich kein Fotograf. Auch von der Farbe ist ein Orangeton einem Grünton zu bevorzugen.
Beim Samsung stören die unschönen Lichtreflexe an der Lampe. Ein Sterneffekt wäre hier zu bevorzugen. Aber bei der Blende wäre das auch nur mit einer Manipulation möglich. Kleiner Tipp: in RAW fotografieren, am besten über ein Sativ und dann selber entwickeln. Dann kann man sein Bild etwas natürlicher entwickeln. Das geht beim Samsung zumindest mit dem Weitwinkel.
Im Prinzip habt ihr Recht, aber man hat das Smartphone immer dabei und die Kamera nicht.
Also mir gefallen die Nachtaufnahmen auf dem S20 Ultra besser. Die Preis Anzeige bei der Tankstelle ist nicht überbelichtet und im Schatten mehr Details erkennbar.
Also mir fehlt bei meinem S20 so etwas wie eine „natürliche“ Einstellung im Automatikmodus.
Im Pro Modus bekommt man das natürlich wunderbar hin.
Aber im Automatikmodus lassen zwar etliche Filter auswählen, die machen das ganze aber ja nicht besser.
Mir gefällt der Ansats beim neuen Sony Mark 2 sehr gut. Ist mal wieder ein Weg der weg von diesem Instagram Müll für Selbstdarstellung weggeht.