Es gibt viele teure Kopfhörer. Und jeder, der Musik liebt, neigt dazu, zu einem solchen zu greifen. Schließlich versprechen hochpreisige Modelle eben aufgrund des hohen Preises mehr Qualität bei Klang, Komfort und Co. Nun, das ist aber nicht immer so. Der Melomania P100 der britischen Marke Cambridge Audio ist so ein Beispiel. Ich hab den Kopfhörer im Januar getestet und war gleich zu Beginn vollkommen aus dem Häuschen. Warum? Der Klang hatte mich sofort gepackt. Und nicht mehr losgelassen. Doch nach etwa zwei Stunden Musikhören stellte ich fest: Kackmist, der Bügel drückt so enorm von oben auf die Fontanelle, dass ich ihn absetzen muss. Doch das Problem soll mit der Neuauflage keines mehr sein. Und sollte das wirklich der Fall sein, wären die Melomania P100 SE jeden der vielen Cent wert, die sie kosten.
Mehr Bass, mehr DynamEQ, weniger Lärm
Wer Kopfhörer sucht, landet meist bei den üblichen Verdächtigen: Sony, Bose, Sennheiser. Vielleicht noch Teufel, wenn’s patriotisch klingen soll. Cambridge Audio? Kennt kaum jemand. Schade eigentlich. Denn die Melomania P100 zeigten im Test ziemlich schnell: Hier kennt sich jemand mit Sound ziemlich gut aus. Wer auf Klang mit Charakter steht, findet bei den Melomania P100 Wärme und Lebendigkeit.
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Kalter Studio-Charme geht per Equalizer zwar auch, aber die Kopfhörer haben ein anderes Wesen. Mit den P100 SE hat Cambridge Audio ein überarbeitetes Modell in den Handel gebracht. Der Klang: etwas basslastiger und damit verbraucherfreundlicher. Ergänzt durch die neue Funktion „DynamEQ“ wird der Effekt sogar noch etwas verstärkt, wenn die Bässe und Höhen automatisch bei niedriger Lautstärke angehoben werden.

Die Melomania P100 SE klingen, als hätten sie einen eigenen Willen. Sie nehmen jede Musikrichtung ernst – egal ob Gitarrenwand, Soul oder Piano. Kein Einheitsbrei. Wer mag, kann per App am Equalizer drehen. Hier gibt es auch Einstellungen zur Geräuschkontrolle und der ANC-Steuerung. Alles aus oder mit ANC in drei Stufen. Oder aber Transparenz-Modus, um Durchsagen über die Verspätung oder plötzliche Gleiswechsel der Bahn am Bahnhof mitzubekommen.
Das ANC hat Cambridge Audio bei den Melomania P100 SE noch etwas effektiver hinbekommen, als beim optisch identischen Vorgänger. Aber: Eingeschaltet erklingt noch immer ein leises Rauschen. Nicht schlimm, aber hörbar. Das ist dann wieder so ein Moment, in dem weniger Technik besser ist. Zumal die Ohrpolster so gut abdichten, dass es auch oft ohne ANC geht.

Der Bügel der Wahrheit
An der Ausdauer hat sich indes nichts verändert: 100 Stunden Laufzeit. Kein Tippfehler. Hundert. Einmal aufladen, zwei Wochen Ruhe. Der Akku ist sogar austauschbar, ein fast nostalgischer Luxus. Nur das Laden dauert: zweieinhalb Stunden, bis die Kopfhörer wieder voll sind. Dafür reichen fünf Minuten am Kabel aber schon für vier Stunden Musik. Fairer Deal.
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Größter Kritikpunkt an den Melomania P100 war der Bügel. Die Ohrpolster: top. Weich, dicht, gemütlich. Der Bügel: weniger. Nach zwei Stunden merkt man, dass Gravitation existiert. Der Kopfhörer ist schwerer als die Konkurrenz. Die rund 330 Gramm merkt man. Im Vergleich: Die Sony WH-1000XM6 wiegen gut 250 Gramm, die Sennheiser Momentum 4 knapp 300 Gramm. Wer ein, zwei Alben hört, kein Problem. Danach geht’s aber nicht mehr. Cambridge Audio sagt: Mit der neuen SE-Variante ist das Geschichte.
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Nach einer Woche auf dem Kopf stelle ich fest: Es gibt zweifellos Kopfhörer, die geschmeidiger auf dem Kopf aufsitzen. Aber Cambridge Audio hält sein Versprechen. Der Druck ist nahezu vollends verschwunden. Und damit auch der größte Kritikpunkt.

Bedienung der Kopfhörer ohne Wischiwaschi
Was ebenso toll ist: Cambridge Audio verzichtet auf Touch-Flächen. Stattdessen: echte Knöpfe. Ein Segen. Kein versehentliches Pausieren, kein Zufallsskip beim Kratzen. Der Schiebeschalter zum Ein- und Ausschalten sowie zum Verbinden von Handy und Co. ist so einfach wie genial. Dazu Bluetooth 5.3, Multipoint, aptX Lossless, solide Mikrofone: alles da, was ein Kopfhörer liefern muss und was man braucht. Equalizer, Geräuschkontrolle, Trageerkennung und ein paar andere Einstellungen: Die App ist schlicht und tut, was sie soll. Nur zusammenklappen lässt sich der Kopfhörer nicht. Platz im Rucksack sollte man einplanen.
Melomania P100 SE im Test: Das Fazit
Die Melomania P100 SE sind eine konsequente Weiterentwicklung der P100. Cambridge Audio hat sich die Kritik zu Herzen genommen und da nachgebessert, wo man nachbessern musste. Vor allem am Bügel. So kann es etwas albern aussehen, wenn man den Kopfhörer trägt, weil der Kopfbügel sehr breit wirkt. Aber, und das ist das Entscheidende: Er drückt nicht mehr. Alles andere, das, was schon gut war, hat man einfach so gelassen. So ist etwa die hochwertige Optik geblieben. Neben dem Melomania P100 SE sehen Modelle von Sony, Sennheiser oder Bose in dieser Preisklasse fast ein wenig wie Plastikspielzeug aus.
Was den Klang angeht, spielen die Briten mit den Melomania P100 SE in der höchsten Liga und sind ganz vorne mit dabei. Klanglich gab es in den vergangenen Jahren keinen Over-Ear-Kopfhörer, der mir besser gefallen hat. Das ANC können Sennheiser oder Sony besser. Heißt aber nicht, dass es schlecht ist. Aber: Oft braucht man es eigentlich auch gar nicht, weil die dicken Polster schon viel Lärm einfach wegfressen.

Die Akkulaufzeit ist dann der Punkt, an dem die Konkurrenz leise weint. Da kommt gerade niemand ran. Was im Vergleich zu dem Melomanie P100 geblieben ist, ist der schmale Bügel. Aber: Er drückt nicht mehr. Das macht den Kopfhörer zu einem der besten kabellosen Modelle, die man derzeit bekommt. Ja, mit 280 Euro ist er nicht gerade günstig. Aber: Dieser Kopfhörer zeichnet sich durch seine audiophile Klangqualität aus und kann es mit Modellen aufnehmen, die das Dreifache kosten. Er ist also jeden seiner rund 28.000 Cent wert.

Pro der Kopfhörer
- Audiophiler Klang
- Sensationelle Akkulaufzeit
- Akku und Ohrpolster austauschbar
- Hochwertige Materialauswahl
Contra der Kopfhörer
- ANC mit leisem Eigenrauschen
- Etwas groß und ausladend (auch im Case)
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