Huawei Watch GT Runner im Test: Starke GPS-Sportuhr

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Ende Januar kündigte Huawei für den deutschen Markt eine neue Smartwatch an. Die Huawei Watch GT Runner richtet sich primär an Menschen, die einen sportlich-aktiven Alltag bestreiten. Wir haben uns die Uhr mit all ihren auf Jogger optimierten Funktionen im Test genauer angesehen.
Vorderseite der Huawei Watch GT Runner mit eingeschaltetem Display.
Die Huawei Watch GT Runner im Test - einfach gut.Bildquelle: Hayo Lücke / inside digital

Zwei Dinge sind mit Blick auf die Huawei Watch GT Runner besonders wichtig. Zum einen das vergleichsweise große AMOLED-Display. Außerdem die zahlreichen Sport-Analyse-Funktionen, die der Hersteller nach eigenen Angaben mit einer besonders präzisen Positionsbestimmung per GPS und alternativen Ortungssystemen kombiniert. Aber kann die Uhr tatsächlich halten, was die blumigen Marketing-Versprechen verlauten lassen? Um es vorwegzunehmen: Sie kann. Huawei ist mit der Watch GT Runner eine GPS-Multisportuhr gelungen, die auf Oberklasse-Niveau agiert – mit einer Handvoll kleineren Einschränkungen, die wir dir nach unserem Test natürlich nicht vorenthalten möchten.

Huawei Watch GT Runner: Schnelle Einrichtung

Um die Uhr in Betrieb zu nehmen, musst du sie mit einem Smartphone verbinden. Im Rahmen dieses Tests erfolgte die Kopplung mit einem iPhone 13 Pro von Apple. Los geht die Einrichtung auf der Uhr selbst. Abgeschlossen wird sie über die Huawei Health App, die nicht nur für iOS, sondern natürlich auch für Android-Smartphones zur Verfügung steht. Ist die unkomplizierte und schnelle Einrichtung abgeschlossen, ist es ratsam, zu prüfen, ob ein Firmware-Update des Betriebssystems HarmonyOS bereitliegt. Prüfen lässt sich das über die Huawei Health App (Geräte – Uhrsymbol antippen > Firmware-Aktualisierung). Dieser Test basiert auf HarmonyOS-Version 2.1.0.219.

Sofort zu gefallen weiß der große, zuverlässig reagierende Touchscreen der Huawei Watch GT Runner. Über die diagonale Abmessung von 1,43 Zoll lassen sich bei einer Auflösung von 466 x 466 Pixeln viele Informationen auf einen Blick ablesen. Auch bei starker Sonneneinstrahlung. Denn der integrierte Helligkeitssensor reguliert die Displayhelligkeit durch eine Analyse des Umgebungslichts stets verlässlich auf das passende Niveau.

Outdoor Running Anzeige auf der Huawei Watch GT Runner.
Auch unter freiem Himmel ist das Display der Huawei Watch GT Runner gut ablesbar.

Ergänzend dazu steht an der rechten Seite neben einer frei belegbaren Menütaste auch eine dreh- und drückbare Krone zur Verfügung. Einmal gedrückt landet man über die Krone ruckzuck im Hauptmenü der Smartwatch. Die Schnellstarttaste haben wir genutzt, um darüber das Trainings-Widget mit seinen 19 vorinstallierten Sportprofilen aufrufen zu können. Du kannst an dieser Stelle aber auch andere Funktionen mit nur einem Tastendruck starten. Etwa Atemübungen zur Entspannung, den integrierten Kompass oder den aktuellen Wetterbericht.

Verarbeitung auf Top-Niveau

Auch mit Blick auf die Verarbeitung weiß die Huawei Watch GT Runner zu überzeugen. Das Gehäuse der Uhr besteht aus Polymerfasern (Kunststoff), die schmale, nicht drehbare Lünette ist aus Keramik gefertigt und bei der Krone hat sich Huawei für eine Titanlegierung entschieden. In Kombination bringt es die Uhr inklusive Armband auf ein Gewicht von 53 Gramm. Erfreulich wenig für ein Wearable dieser Größe. Im Alltag hat uns der Uhrenkörper nie ernsthaft gestört. Gleichwohl eignet sich die Huawei Watch GT Runner in erster Linie für etwas größere Handgelenke einer männlichen Zielgruppe. An zierlichen Handgelenken von Frauen ist die Smartwatch in der Regel (viel) zu wuchtig.

Rückseitig ist die sportliche Smartwatch mit einem Herzfrequenzmodul der neuesten Generation (TruSeen 5.0+) ausgestattet. Zwei LED-Lichtquellen liegen hinter einer gebogenen Glaslinse, was nicht nur für ein angenehmeres Tragen sorgen, sondern auch den Lichteinfall von außen verringern soll; für eine möglichst optimale Erfassung der Herzfrequenz. Und tatsächlich liegt die Genauigkeit des Pulsmessers auf Top-Niveau, wie man es sonst (fast) nur von (teureren) Sportuhren von Garmin gewohnt ist. Mit leichten Abzügen in der B-Note. Denn zunächst benötigt die Uhr bei einer Laufrunde etwas Zeit, um sich auf den Puls ihres Trägers einzustellen. Etwa auf den ersten 500 Metern muss man um etwa fünf bis zehn BPM zu niedrig angesetzte Werte akzeptieren. Ein Phänomen, das wir auf alle unseren rund zehn Testläufen beobachten mussten.

Ab ins Training!

Abseits dessen stellt die wasserdichte Uhr (5 ATM) viele interessante Analysewerte bereit, die für Läufer mit Blick auf den eigenen Fitness-Status von großer Bedeutung sind. Und zwar sowohl für Hobbyläufer als auch für Profis. So erstellt die Uhr einen sogenannten „Running Ability Index“ (RAI), der unter Einbeziehung der gemessenen Werte anderer Läufer einen Einblick auf die eigene Laufleistung gestattet. Angaben wie „Ihre Laufleistung liegt über der Leistung von 54,1 % der anderen Läufer“ können schnell dazu motivieren, das eigene Training weiter zu optimieren. Zudem wird nach jedem Workout die Trainingsbelastung aktualisiert und eine optimale Erholungszeit berechnet.

Fitness-Statistiken auf der Huawei Watch GT Runner.
Zahlreiche Fitness-Statistiken sind über die Huawei Watch GT Runner einsehbar – teilweise noch ohne Umlaute.

Die Berechnung eines Trainingsindex sorgt dafür, einschätzen zu können, ob man das eigene Training hochfahren oder es vielleicht doch eher etwas ruhiger angehen lassen sollte. Und auch eine automatische Hochrechnung auf die zu erwartende Laufzeit über 5 und 10 Kilometer sowie auf die Halbmarathon- und Marathon-Distanz nimmt die Uhr selbständig auf Basis der letzten Trainingsergebnisse vor. Dass die Huawei Watch Runner auch die maximale Sauerstoffaufnahme ihres Trägers bestimmen kann, versteht sich da fast schon von selbst.

Zu gefallen weiß auch die künstliche Intelligenz (KI) der Uhr. Während eines Lauftrainings ist es nämlich möglich, über einen virtuellen Coach einzusehen, ob das aktuelle Training sich eignet, einen neuen Rekord zu brechen. Die KI berechnet aufgrund vorheriger Läufe den aktuellen Rückstand zur bisher gemessenen Bestzeit.

Ein virtueller Coach zeigt auf der Huawei Watch GT Runner den Rückstand auf die eigene Bestzeit an.
Angriff auf die eigene Bestzeit: ein virtueller Coach hilft dabei.

Praktische Route-Back-Funktion für Orientierungslose

Für Outdoor-Abenteurer interessant: Wer einen Lauf oder auch eine Wanderung im Gelände startet, kann einfach drauflos laufen und sich über eine integrierte Route-Back-Option zurück zum Ausgangspunkt führen lassen. Unter iOS steht das Kartenmaterial von Petal Maps derzeit aber leider noch nicht zur Verfügung. Für die Rücknavigation müssen deswegen recht rudimentäre Start- und Zielpunkte inklusive Einblendung eines Kompasses reichen. Unter Android geht es detailreicher und übersichtlicher zur Sache.

Grundsätzlich sehr erfreulich: das wahrlich rasante GPS-Pairing. Es dauert in aller Regel keine drei Sekunden und schon hat die Huawei Watch GT Runner eine Verbindung zu den GPS-Satelliten hergestellt. Möglich macht es nach Angaben des Herstellers eine neuartige Bauweise, durch die das Antennenmaterial mit Faserverbundmaterial geschützt direkt im Uhrensteg integriert ist. Auch die GPS-Genauigkeit erweist sich im Test als sehr genau und zuverlässig. Eine automatische Trainingserkennung bietet die Huawei Watch GT Runner auch. Du musst sie in den Einstellungen aber zunächst aktivieren.

Huawei Health App – schlicht und übersichtlich

Nicht ganz so detailverliebt wie beispielsweise Garmin Connect und zuweilen auch etwas zu verschachtelt präsentiert sich die Huawei Health App. Auf Basis der von uns getesteten iOS-Version 12.1.1.325 sieht der Nutzer vier Menü-Reiter: Health, Training, Geräte & Konto. Schon auf den ersten Blick informiert die App über die bereits absolvierten Aktivminuten und die zurückgelegten Schritte. Außerdem kannst du unter anderem deinen Trainingsverlauf einsehen, deinen Pulsverlauf überpürfen und eine Schlafanalyse in den Blick nehmen.

In der Health-App kannst du auch den Musikspeicher verwalten, um deine Lieblingstracks auf die Smartwatch zu laden. Das klappt aber über den Reiter „Geräte“ nur mit der Android-App. Unter iOS ist das entsprechende Widget schlicht nicht verfügbar. Gleiches gilt für den mit nur wenigen Apps ausgestatteten App Store. Schade, hier sind iPhone-Nutzer klar benachteiligt.

Screenshots aus der Huawei Health App im Februar 2022.
Übersichtlich und gut: die Huawei Health App mit zahlreichen Statistiken.

Wiederum praktisch und sowohl in der iOS- als auch in der Android-App verfügbar: das Zusammenspiel mit der hierzulande beliebten App Komoot. Wenn du eine Route bei Komoot planst und auf deinem Smartphone speicherst, kannst du sie mit wenigen Handgriffen auch in der Health App abrufen und von dort an die Huawei Watch GT Runner senden.

Akkulaufzeit: Gut, aber keinesfalls überragend

Stellt sich natürlich noch die Frage, wie es um die Akkulaufzeit der Huawei Watch GT Runner bestellt ist. Und auch hier können wir vermelden: Obwohl die Uhr mit einem vergleichsweise riesigen AMOLED-Display ausgestattet ist, ist es Huawei gelungen, das Betriebssystem HarmonyOS gut abzustimmen. Mit permanenter Herzfrequenzmessung, Blutsauerstoffmessung und TrueSleep-Schlaftracker war es uns möglich, die Uhr knapp sechs Tage zu verwenden – drei halbstündige GPS-Workouts inklusive.

Schaltet man das Always-on-Display (AOD) ein, sinkt die Akkulaufzeit immens. Dann sind über das von uns gewählte Setup nur noch rund drei Tage Akkulaufzeit drin. Die von Huawei versprochenen bis zu 14 Tage Akkulaufzeit sind allenfalls dann möglich, wenn man auf die regelmäßige Messung von Vitalwerten verzichtet und natürlich auch das AOD nicht einschaltet. Dennoch: Eine knappe Woche Akkulaufzeit mit eingeschalteter Echtzeitmessung über die Sensorik auf der Rückseite ist gut und bereitet im Alltag viel Freude. Die Wiederaufladung von 10 auf 100 Prozent dauert über die magnetische Ladestation rund eine Stunde.

Huawei Watch GT Runner im Test - Testsiegel 81 von 100 Punkten.

Fazit: Rundum gut – für iPhone-Nutzer mit Einschränkungen

Ganz ohne Zweifel gehört die Huawei Watch GT Runner zu den besten GPS-Sportuhren, die aktuell erhältlich sind. Eine präzise Messung der Vitalwerte in Kombination mit einer guten Performance und einer grundsoliden Akkulaufzeit sorgen im Test für eine rundum gelungene Nutzererfahrung – mit Android-Smartphones noch ein wenig mehr als mit iPhones. Denn wer die Huawei Watch GT Runner mit einem Android-Smartphone koppelt, kann über die Huawei Health App sogar auf die Huawei App Gallery zugreifen und neben Musik auch die eine oder andere App im 4 GB großen Speicher ablegen. Allerdings ist die Uhr auch nicht gerade ein Schnäppchen.

Praktisch: Weil die Huawei Watch GT Runner sowohl über Lautsprecher als auch über Mikrofon verfügt, ist es möglich, über die Uhr bei einer bestehenden Bluetooth-Verbindung zum Smartphone auch zu telefonieren. Über Krone und Menütaste lässt sich dabei die Lautstärke direkt an der Uhr anpassen. Die Gesprächsqualität ist aber allenfalls in geschlossenen Räumen wirklich zu empfehlen. Unter freiem Himmel empfiehlt es sich dann doch, lieber zum Smartphone zu greifen.

So signalisiert die Huawei Watch GT Runner einen eingehenden Anruf.
Anruf-Funktion auf der Huawei Watch GT Runner.

Nachrichten-Synchronisation mit dem Smartphone klappt nur in eine Richtung gut

Apropos Smartphone: Gut klappt auch die Synchronisation von Nachrichten, die vom Handy an die Smartwatch gespiegelt werden. Allerdings im von uns getesteten Setup mit einem iPhone nur in eine Richtung. Löschst du eine Benachrichtigung auf dem Apple-Smartphone, verschwindet sie umgehend auch auf der Smartwatch. Umgekehrt klappt das nicht. Wer eine Nachricht auf der Uhr liest und als gelesen markiert (löscht), muss sie auch auf dem Smartphone noch einmal löschen. Das löst insbesondere Garmin bei seinen Sportuhren sehr viel besser.

Nicht verschweigen möchten wir auch jene Sync-Probleme im Auto, die uns schon bei der Huawei Watch GT 3 (Test) aufgefallen sind. In einem von uns gefahrenen Kia Ceed war es bei Verwendung der Huawei Watch GT Runner nicht mehr möglich, Anruflisten des Smartphones mit dem Bluetooth-System des Autos zu synchronisieren. Auf Dauer ist das ziemlich störend. Mit Uhren anderer Hersteller tritt dieses Problem nicht auf.

Vorteile

  • starke Performance
  • beeindruckendes (großes!) AMOLED-Display
  • extrem schnelles GPS-Pairing
  • viele Analyse-Funktionen
  • zahlreiche kostenlose Watchfaces
  • KI für virtuellen Lauf-Coach
  • Telefonie-Funktion
  • Höhenmesser und Barometer an Bord
  • 4 GB Speicherplatz

Nachteile

  • Display anfällig für Fingerabdrücke
  • Kalorienzähler zählt nur die Kalorien aus aktiver Bewegung
  • Pulsmesser auf den ersten 500 Metern etwas zu ungenau
  • kein App Store-Zugriff unter iOS
  • Betriebssystem kann teilweise (noch) keine Umlaute darstellen
  • Synchronisations-Probleme im Auto möglich
  • Musikspeicher nur unter Android verwaltbar
  • AOD-Display leuchtet auch im „Bitte nicht stören“-Modus
  • recht hoher Preis
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Was kostet die Huawei Watch GT Runner?

Angeboten wird die Huawei Watch GT Runner in zwei Versionen. Neben der von uns getesteten Variante in Schwarz steht auch noch ein gelb-graues Modell zur Verfügung. Der unverbindliche Verkaufspreis (UVP) liegt bei 299 Euro. Und zu diesem Preis kannst du die Uhr unter anderem im Onlineshop des Herstellers kaufen. Aktuell mit Huawei FreeBuds 4i (Test) als kostenlose Zugabe. In anderen Webshops ist der Verkaufspreis zum Teil schon auf knapp 260 Euro gesunken.

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Bildquellen

  • Huawei Watch GT Runner im Test – Outdoor-Workout: Hayo Lücke / inside digital
  • Huawei Watch GT Runner RAI: Hayo Lücke / inside digital
  • Huawei Watch GT Runner im Test – Virtueller Coach: Hayo Lücke / inside digital
  • Huawei Health App Februar 2022: Hayo Lücke / inside digital
  • Huawei Watch GT Runner – Testsiegel: Stefan Winopal / inside digital
  • Huawei Watch GT Runner – Anruf-Funktion: Hayo Lücke / inside digital
  • Huawei Watch GT Runner im Test: Starke GPS-Sportuhr zum fairen Preis: Hayo Lücke / inside digital

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