High-End-E-Bike im Test: Heftige Optik trifft sehr günstigen Preis

6 Minuten
Das Urtopia Carbon E-Bike will neben einer krassen Optik an allen Ecken und Enden High-End für unter 3.000 Euro bieten. Kann das dem nur 14 Kilo schweren China-Fahrrad gelingen? Wir haben es ausprobiert.
Urtopia Carbon One
Urtopia Carbon OneBildquelle: Michael Büttner / inside digtial

Du kennst Urtopia noch nicht? Das ist kein Wunder. Denn die Chinesen sind noch gar nicht so richtig auf dem Markt. Jetzt will man aber starten und präsentierte sich im Sommer auf den deutschen Messen wie der Cyclingworld in Düsseldorf und der Eurobike in Frankfurt. Mittlerweile konnten wir uns einen genauen Eindruck des Debütanten verschaffen. 

Die Technischen Daten des Urtopia E-Bike

Die technischen Daten des Carbon One sind recht flott aufgelistet: Das Urtopia Carbon E-Bike basiert auf einem Carbonrahmen ohne durchgängiges Sattelrohr. Damit sind einem die neugierigen Blicke schon einmal sicher. Eine ähnliche Rahmenform bietet auch der deutsche Hersteller Urwahn – ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist er also nicht. Obwohl Urtopia ihn per Carbon realisiert, die Deutschen setzen auf 3D-gedruckten Stahl.

Im Rahmen ist ein herausnehmbarer 360 Wh-Akku integriert, der dich laut Urtopia bis zu 130 km weit unterstützt. Der Hinterrad-Motor wuchtet 35 Nm auf die Achse. Nicht gerade viel, aber für das Gewicht von gerade einmal 14 Kilo ausreichend. Die Power wird über vier Unterstützungsstufen dosiert, wobei 1–3 als vernünftig bezeichnet werden können. Mit der vierten Stufe, dem „Rocket-Mode“ zieht das E-Bike heftig an und man sollte ihn fast nur bei Steigungen einsetzen, weil die Reichweite dann heftig leidet.

Der Riemenantrieb des Carbon One bietet keine Gangschaltung, ist jedoch sehr einfach zu warten und auch Laien können das Nachspannen einfach erledigen. Die Beleuchtung ist voll integriert und macht das Urtopia E-Bike zum Liebling der Polizei. Die Hupe dagegen nicht. Sie ist digital und du solltest eine Analoge nachrüsten, falls du mal ohne aktivierten Akku fahren willst.

Urtopia Carbon One
Urtopia Carbon One

So fühlt sich das High-End-Bike an

Das klingt überzeugend, jedoch ist die Theorie eben nicht alles. Wir steigen also auf. Man stellt sofort fest, wohin das Urtopia Carbon E-Bike hingehört: in die Stadt. Die Sitzposition, der breite Lenker und die Ergonomie laden zum sportlich angehauchten Pendeln ein. Ein Sportler ist das Urtopia Carbon E-Bike sicher nicht, Spaß macht es dennoch. Flink, wendig und im Antritt auch agil passt es am besten auf Asphalt und in die Stadt. Bei der Verarbeitung sollte Urtopia noch eine Schippe drauflegen. Das Vorserienmodell ist an der einen oder anderen Stelle etwas grobschlächtig geraten. Das heißt nicht, dass man in irgendeiner Art Sorge bei der Stabilität bekommt, es ist nur nicht ganz so elegant abgeschliffen. Die Serienräder bieten jedoch mehr Feinschliff.  

Überland fehlt dem Carbon One, wie so oft bei solchen 1-Gang-Rädern, der Speed. Ohne Unterstützung kurbelt man bei 25 km/h schon sehr schnell. Für den Otto-Normal-Nutzer ist die Übersetzung aber perfekt. Wer sehr schnell unterwegs sein will, muss flinke Beine haben oder eben umsteigen. Die Unterstützung läuft gesetzeskonform bis 25 km/h mit. Darüber passiert dann nichts mehr. Außer, man trickst die Elektronik aus. Denn im Rocket-Modus unterstützt der Motor noch ein wenig weiter. Das funktioniert, indem man das E-Bike direkt mit schnellem Pedalieren über die kritische Geschwindigkeit bringt und dann durchzieht. Sobald du das erste Mal aufhörst zu trampeln, fällt die Unterstützung weg und die Grenze von 25 km/h wird eingehalten.

Doch was das E-Bike interessant macht, sind nicht nur die Fahreigenschaften. Auch das Gewicht überzeugt: Dank Carbonrahmen kann es auch mal in den zweiten Stock gewuchtet werden, ohne dass man sich einen Bruch hebt. Ein echter Vorteil gegenüber den meist schweren Konkurrenten. Eher durchschnittlich sind dabei die Bremsen. Sie verzögern sicher und mit Fingerkraft auch recht schnell. Der letzte Biss, wie man es von High-End-Bikes gewohnt ist, fehlt ihnen aber. Trotzdem muss man sich um die Verzögerung keine Gedanken machen.

Digital, verspielt und hell

Dazu gibt es beim Urtopia E-Bike viele Spielereien zu entdecken: Das integrierte Display im Lenker informiert dich über Geschwindigkeiten, Gefahren und allerlei weitere Informationen wie dem Akkustand. Gesteuert wird das alles über zwei kleine Knöpfe an den Griffen. Die Daumen müssen sich zunächst an diese Art der Steuerung gewöhnen, doch nach wenigen Minuten geht es schon fast automatisch von der Hand. 

Dazu gehört das Blinken. Hierbei werden mit kleinen Spotlights im Heck des Carbon One weiße Pfeile auf den Asphalt geworfen. Unter dem Tag sieht man diese nicht, jedoch werden sie bei etwas düsterer Umgebung deutlich sichtbar. Ein tolles Gimmick, dass du mit einem Tastendruck auf das linke Steuerkreuz aktivierst. Dort gelingt dir auch das Umschalten der Unterstützungsstufe und die Aktivierung der Beleuchtung. Rechts ist in den Taster ein Fingerabdruckscanner und der On-Off-Taster und die Hupe integriert. Deren Ton lässt sich mit der toll gestalteten App einstellen. So kann eine normale Hupe ertönen, oder aber man lässt einen Hund bellen. Das audiophile Um herum kannst du dir aber auch komplett schenken und in der App alles deaktivieren.

Urtopia Carbon E-Bike
Urtopia Carbon E-Bike

So unnötig und verspielt wie das ist auch die Sprachsteuerung. Mit ihr kannst du einige Funktionen steuern, was sich tatsächlich etwas seltsam anfühlt und durch die einfache Tastensteuerung gar nicht nötig gewesen wäre. Auf der digitalen Habenseite steht dagegen unter anderem die Tracking-Funktion per GPS und die automatische Lichtsteuerung. Sie schaltet die sehr helle Beleuchtung hinten und vorn automatisch ein, wenn es dunkel wird. Dazu kannst du ein Bremslicht aktivieren. Diese Option ist apropos erst mit einem Update auf das Fahrrad gekommen. Das E-Bike wird also auch nach dem Marktstart noch weiterentwickelt.

Akku und Reichweite des Urtopia Carbon One

Die vom Hersteller angegeben 130 Kilometer erreichen wir im Test nicht ganz. Meistens pendeln wir uns zwischen 60 und 100 Kilometer ein. Je nach Unterstützungsstufe schwankt also die Reichweite enorm. Wer in der Stadt selbst pendelt, wird aber über die zweite Stufe nicht hinausgehen und damit eine Woche ohne Laden pendeln können. Das Laden geht jedoch auch recht flott von der Hand. Drei Stunden am Netz und dein Akku ist wieder komplett voll.

Fazit und Preis-Leistung des Urtopia E-Bikes

Was bleibt von der heftigen Optik und den knallbunten digitalen Spielereien übrig? Viel. Denn hinter der Fassade lauert ein tolles Gesamtpaket mit sinnvollen Ideen und einem tollen Fahrgefühl. Dazu gelingt den Chinesen ein guter Kompromiss zwischen Leichtbau und stressfreiem Antrieb. Die tolle App ergänzt das E-Bike um einige sinnvolle Funktionen und dämpft bei Bedarf den digitalen Overload.

Urtopia Carbon One
Urtopia Carbon One

Und der Preis? Der ist mit 3.299 Euro noch im Rahmen. Für ein Voll-Carbon-E-Bike kann man auch gut einige Hundert Euro mehr ausgeben. Eine Aktion während der Black-Friday-Week reduziert das E-Bike nun sogar um 600 Euro. Damit wird aus einem guten, ein ganz hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer also auf der Suche nach einem High-End-E-Bike für die Stadt ist, kann hier getrost zuschlagen. Eines muss man sich aber bewusst sein: Mit dem Urtopia Carbon One hat man die Aufmerksamkeit auf seiner Seite.

Gründe für das Carbon One

  • starkes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • sehr leicht
  • tolle Ausstattung
  • derbe Optik
  • komfortable Geometrie
  • flink und wendig

Gründe gegen das Carbon One

  • Digitaler overload (abschaltbar)
  • Überland nicht schnell
  • Akku kein Marathonläufer

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  • Urtopia Carbon One: Michael Büttner / inside digtial
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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Jürgen Zurstraßen

    kein Gepäckträger,null Federung weder vorne noch hinten,360 Wh in der heutigen Zeit ist lächerlich, trotz günstigem Preis rausgeschmissenes Geld.
    Besser ein paar Euro mehr investieren.

    Antwort
  2. Nutzerbild Fahrradkurier

    Sehr interessantes Modell, bleibt aber ein Schönwetterfahrrad. Bei einem klassischen Rad bleibt ein Großteil der Verschmutzung am unteren Sattelrohr. Jetzt hat die Zentrifugalkraft eine ganz andere Auswirkung, welche ich nicht ausmalen möchte.

    Antwort

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