Elvah Lade-Flatrate im Test: So einfach kann Strom tanken sein

9 Minuten
E-Auto fahren und zum Pauschalpreis Strom nachtanken. Geht nicht? Geht doch! Elvah macht es möglich. Und wir haben die Flatrate für das Strom laden über vier Wochen getestet. Das Ergebnis fällt deutlich aus.
Elvah App
E-Auto mit Elvah laden: Wir haben es getestet.Bildquelle: Hayo Lücke / inside digital

Zum Pauschalpreis zu Hause im Internet surfen oder mit dem Handy telefonieren, daran haben wir uns alle längst gewöhnt. Auch auf dem Strommarkt kommen Flat Pakete immer stärker in Mode. Und jetzt wagt ein Start-up aus dem rheinland-pfälzischen Grafschaft den Flatrate-Angriff auf dem Markt für E-Auto-Fahrer. Elvah bietet eine Lade-Flatrate, die vor allem für Vielfahrer überaus interessant ist. Wir haben sie im Rahmen unserer insgesamt vierwöchigen Testfahrten mit dem Peugeot e-2008 und dem Opel Mokka-e auf die Probe gestellt.

Elvah Lade-Flat: Was ist das?

Die Idee hinter der Lade-Flatrate von Elvah ist schnell erklärt. Auf der Homepage des Unternehmens kannst du eine Strompauschale für das Nachladen deines E-Autos buchen. Du bezahlst eine monatliche Grundgebühr und kannst dein Elektroauto so oft du möchtest an allen (!) öffentlichen Ladesäulen in Deutschland und in weiten Teilen Europas aufladen. Die Höhe der zu zahlenden Grundgebühr orientiert sich dabei an der Größe der in deinem E-Auto verbauten Batterie. Im Falle des Opel Mokka-e bzw. Peugeot e-2008 liegt sie bei 129 Euro pro Monat. Sie kann aber auch niedriger ausfallen. Etwa 89 Euro bei der Nutzung eines VW e-Up oder Smart EQ Fortwo. Teurer geht freilich auch. Bis zu 199 Euro pro Monat stehen auf den aktuellen Preisschildern (Stand: Juni 2021), wenn man ein Premium-Modell mit entsprechend größerer Batterie fährt.

Elektroauto (Beispiel)Flat-TarifGrundgebühr
VW E-UpXS Flat Abo89 Euro
Renault ZoeS Flat Abo129 Euro
VW ID.3M Flat Abo159 Euro
Tesla Model SL Flat Abo199 Euro

Wichtig: Es gilt bei allen vier derzeit verfügbaren Flat-Tarifen ein Fair-Use-Prinzip. Es besagt, das die Elvah-Flatrate zum einen auf Privatkunden beschränkt und das Aufladen von anderen E-Autos grundsätzlich untersagt ist. Das gilt übrigens auch für möglicherweise im Haushalt vorhandene Zweitwagen. Und wissen solltest du zudem: 100 Prozent „flat“ ist die Flatrate von Elvah nicht. Denn es darf in zwei von drei aufeinander folgenden Monaten ein gewisses Fair-Use-Limit nicht überschritten werden:

  • XS-Abo: 500 kWh
  • S-Abo: 750 kWh
  • M-Abo: 850 kWh
  • L-Abo: 1.000 kWh

Zur genaueren Einordnung: Wir sind im Rahmen unseres vierwöchigen Tests rund 1.200 Kilometer gefahren und haben in diesem Zeitraum rund 230 kWh verbraucht. Die von Elvah gesteckten Limits sind also nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für Kunden ausreichend groß bemessen, um tatsächlich von einer (Fair) Flat zu sprechen.

Elvah App Screenshot
Mit der Elvah App ist es möglich, zum monatlichen Pauschalpreis E-Autos zu laden.

Anmeldung: Kurz und einfach

Um die Lade-Flatrate von Elvah nutzen zu können, ist eine Anmeldung über die Homepage notwendig. In diesem Zusammenhang muss nicht nur eine Verifizierung der E-Mail-Adresse durchgeführt, sondern auch das von dir verwendete E-Auto bei Elvah angemeldet werden. Realisiert wird das anhand der Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) und des Kennzeichens. Dann noch eine Kreditkartennummer hinterlegen und schon kann es losgehen.

Ist der Energiespeicher deines Elektroautos leer, ist alles, was du brauchst, eine freie Ladesäule und die Elvah App. Sie steht gleichermaßen für Android-Smartphones und für iPhones von Apple zur Verfügung. Unterwegs kannst du dann über die App nicht nur prüfen, wo die nächste Ladestation zu finden ist, sondern auch, ob sie gerade belegt ist oder nicht. Gerade an Schnellladesäulen, die mit 50 kW oder mehr laden, ist die Nachfrage häufig größer als an AC-Ladesäulen mit spürbar langsamerer Ladeleistung von 11 oder 22 kW.

Hast du mit deinem E-Auto eine Ladesäule erreicht, kannst du direkt über die Elvah App den Ladevorgang starten. Oft schlägt dir die App auch gleich die richtige Säule für den zu startenden Ladevorgang vor. An Ladesäulen mit mehreren Ladepunkten solltest du aber immer darauf achten, dass du auch an der richtigen Säulennummer die Aufladung aktivierst. Du findest in der Regel dort, wo du das Ladekabel aus der Säule ziehst beziehungsweise selbst einsteckst.

Elvah App im Test
Während des Ladevorgangs zeigt die Elvah App oft nur die Ladezeit an.

Keine Informationen über Lade-Fortschritt

Schade ist, dass die Elvah-App häufig nur die Dauer des lauenden Ladevorgangs anzeigt. Während das Elektroauto lädt, kann man dann nicht sehen, wie viele kWh schon geflossen sind oder zu wie viel Prozent der Wagen bereits geladen ist. „Wir sind hierzu auf die übermittelten Daten der Säule angewiesen. Wir stehen im Austausch mit vielen Betreibern, diese wichtige Information zu übermitteln“, sagt Elvah-Gründer Sören Ziems gegenüber inside digital. Eine Zusammenfassung der geladenen kWh zeigt die App nach Abschluss des Ladevorgangs an.

Allerdings nicht immer. Einige Ladesäulen kämpfen mit Problemen, eine Zusammenfassung des Ladevorgangs an die Elvah-Server zu übermitteln. Diese Ladevorgänge tauchen dann auch nicht beziehungsweise erst mit einer gehörigen zeitlichen Verzögerung von mehreren Wochen innerhalb der App in der Monatszusammenfassung aller getätigter Ladevorgänge auf. „Mit den wenigen Ladesäulenbetreibern, bei denen das häufiger passiert, stehen wir im Austausch, da wir und die Elvah-Kundinnen und -Kunden das Interesse einer zeitnahen Klarheit über die Ladevorgänge teilen“, sagt Ziems.

Elvah Monatsübersicht
So fasst Elvah die Ladevorgänge in der App zusammen.

Grundsätzlich haben wir Elvah in vier von insgesamt 14 Ladeversuchen nicht nutzen können. Zweimal weil die passende Ladesäule im Kreis Coesfeld vom Betreiber eCOEmobil schlicht nicht in der Elvah App zu finden war, einmal weil eine Verbindung zur Ladesäule fehlschlug und einmal weil die Schnellladesäule auf einem Rastplatz an der A1 defekt war. Überall dort, wo wir unsere Testwagen laden konnten, traten aber keine Probleme während der Ladevorgänge auf.

Elvah App Fehler
Nicht immer spielt die Technik beim Laden eines E-Autos so mit, wie man es sich wünscht.

Elvah Preis: Flatrate lohnt sich nur für Vielfahrer

Um zu verstehen, für wen sich die Lade-Flatrate von Elvah lohnt, ein kleines Rechenbeispiel im Vergleich mit der in Deutschland beliebten mobility+ App von EnBW. Wie eingangs erwähnt, kostet die Elvah-Flatrate für Modelle wie den Opel Mokka-e oder den Peugeot e-2008 pro Monat 129 Euro. Um diese Summe über den von einer Grundgebühr bereiten Standard-Tarif von EnBW mobility+ zu erreichen, müsste man gemessen am aktuell noch gültigen Tarifmodell knapp 265 kWh an einer DC-Schnellladesäule laden, um auf einen vergleichbaren Betrag zu kommen. Entscheidet man sich für den Viellader-Tarif von EnBW, sind es einschließlich monatlicher Grundgebühr in Höhe von 4,99 Euro sogar knapp 320 kWh. Das reicht locker für mehr als 1.000 Kilometer Reichweite.

Wenn EnBW die Preise bei mobility+ ab dem 6. Juli 2021 erhöht, ergeben sich etwas andere Werte. Dann ist der Standard-Tarif bis zu einer Menge von rund 230 kWh (geladen an DC-Säulen) günstiger als die Lade-Flat von Elvah. Im Vielfahrer-Tarif von EnBW lohnt sich die Elvah-Flat im Direktvergleich bestenfalls erst bei einer Ladung von knapp 270 kWh im Monat. Das zeigt deutlich: Für Wenigfahrer im Stadtverkehr lohnt sich Stromlade-Pauschale von Elvah eher weniger. Vielfahrer, die häufig (zum Beispiel entlang der Autobahnen) die verfügbaren Schnellladesäulen ansteuern, profitieren schon sehr viel schneller von Preisvorteilen durch den Lade-Pauschaltarif. Auch vor dem Hintergrund, dass mit Elvah sogar die sonst oft teuren Ladesäulen von Ionity ohne Aufpreis nutzbar sind.

Elvah Flex: Auch Wenigfahrer können Geld sparen

Elvah App Ladepunkte
Die kleinen weißen Icons verweisen in der Elvah App auf Ladepunkte mit „Geld-zurück-Garantie„.

Doch Elvah wäre nicht Elvah wenn nicht auch für Wenigfahrer das passende Angebot zur Verfügung stehen würde: Elvah Flex. Dabei handelt es sich nicht um eine Flatrate, sondern wenn man so will um einen Sondertarif für das Aufladen deines E-Autos. Du erhältst hier bis zu drei Ladepakete mit je 25 kWh zu einem Vorteilspreis von 8,99 Euro. Das entspricht umgerechnet etwa 36 Cent je kWh und ist im Vergleich mit dem Wettbewerb vor allem hinsichtlich des Ladens an DC-Säulen ziemlich preiswert. Ab dem vierten Paket werden pro 25 kWh 13,99 Euro berechnet (56 Cent / kWh).

Wie die Flatrate ist auch dieser Tarif monatlich kündbar. Allerdings steht Elvah Flex an weit weniger Ladesäulen zur Verfügung. Denn während bei der Flatrate eine Geld-zurück-Ladung an noch nicht in das Elvah-Netzwerk angebundene Ladesäulen möglich ist (Elvah überweist dir binnen einer Woche die per Rechnung einzureichenden Ladekosten zurück), gibt es diese Möglichkeit beim Flex-Tarif nicht. Und das kann sich von Stadt zu Stadt spürbar auf das tatsächlich verfügbare Angebot auswirken, wie ein Beispiel an der Stadt Münster zeigt. Elvah-Manager Ziems argumentiert: „Der Flex-Tarif ist sehr straff kalkuliert. Wir stellen hier Strom zu kWh-Preisen von 36 Cent an über 90 Prozent der deutschen Ladestationen bereit. Damit bieten wir ein Produkt an, das andere Anbieter nicht ermöglichen.“

Die im Screenshot rechts mit einem Doppelpfeil gekennzeichneten Ladestationen stehen ausschließlich per Geld-zurück-Ladung für Flatrate-Kunden zur Verfügung. Flex-Kunden müssen sich also mit deutlich weniger Ladestellen zufriedengeben.

Fazit: Elvah ist nicht grundsätzlich günstig, aber ungemein komfortabel

Lohnt sich Elvah für jeden E-Auto-Fahrer? Sicher nicht. Vor allem der Flat-Tarif ist ganz klar nur etwas für Vielfahrer. Was Elvah aber besonders macht, ist die gute und übersichtliche App, die direkt Tipps gibt, welche Ladesäule in der Nähe am geeignetsten ist, um das Elektroauto mit neuer Energie zu versorgen. Vor allem in fremden Umgebungen ist das ungemein praktisch, weil man sich auch gleich zu der Station navigieren lassen kann.

Und der Komfort, der mit deren Nutzung der Lade-Flat einhergeht ist auch nicht zu verachten. Denn wer sich für Elvah entscheidet – und damit meinen wir auch Wenigfahrer, die den preislich attraktiven Flex-Tarif wählen – kann dem Ladekarten-Dschungel in der Geldbörse beziehungsweise dem Wirrwarr auf dem Smartphone hinsichtlich unzähliger verfügbarer und installierter Ladestrom-Apps getrost ein Ende bereiten.

Sehr genau sollte man aber beobachten, wie sich die Preise auf dem Markt für das Autoladen weiter entwickeln werden. EnBW hat mit einer Preiserhöhung den Anfang gemacht und es ist nicht ausgeschlossen, dass andere Anbieter wie EinfachStromLaden (Maingau Energie) oder eben auch Elvah mit der Zeit nachziehen werden. Wichtig übrigens auch: Seit Ende Juni ist die Lade-Flat nicht mehr nur in Deutschland nutzbar, sondern in ganz Europa.

Bildquellen

  • Elvah Lade-Flatrate für E-Autos: Elvah
  • Elvah App im Test: Hayo Lücke / inside digital
  • Elvah Monatsübersicht: Hayo Lücke / inside digital
  • Elvah App Fehler: Elvah
  • Elvah App Übersicht: Hayo Lücke / inside digital
  • BMX iX: BMW
  • Elvah Flatrate App: Hayo Lücke / inside digital

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Mobil E.

    Anfängerfehler. Ich hatte bei ELVAH den Flex Tarif genutzt und war damit auch zuerst ganz zufrieden. Der günstige Preis ist zuerst verlockend, besonders weil man damit auch bei IONITY laden kann.

    Dann die derbe Enttäuschung. Obwohl der Tarif Flex heisst, werden jeden Monat mindestens 8,99€ abgebucht, egal ob man läd oder nicht. Auch lässt sich der Tarif sehr unflexibel kündigen. Man bezahlt meist noch den Folgemonat mit. Auch gibt die App beim Laden keinerlei Auskunft wie viel aktuell geladen wurde. Jede andere App kann das. Klar man will nicht, dass die Nutzer genau 25 kWh läd, sondern hofft darauf, dass am Monatsende unvollständig genutzte Pakete übrig bleiben.

    Viel zu kompliziert und mit versteckten Kosten verbunden. Ich kann jedem nur von ELVAH abraten.

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