Cupra Born im Test: Die fetzige ID.3-Alternative

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Mit dem Cupra Born stellt Seat dem Volkswagen ID.3 ein sportliches Schwestermodell entgegen. Aber wie gut ist der elektrifizierte Spanier wirklich? Wir wollten es genauer wissen und haben ihn im Test umfangreich auf die Probe gestellt.
Cupra Born steht im Licht der aufgehenden Sonne auf einem Parkplatz.

Wie gut schlägt sich der Cupra Born im Test?

Elektroautos in der Klasse der Kompaktwagen sind weiter ein überschaubares Gut. Seit Ende 2022 wird in Deutschland aber endlich der Cupra Born von Seat ausgeliefert. Er steht auf der gleichen Plattform wie der schon länger erhältliche Volkswagen ID.3, soll aber mit einem sportlicheren Gesamtpaket eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Wir haben den Cupra Born mit 170 kW (231 PS) und 77 kWh großer Batterie in einem Test umfangreich auf die Probe gestellt und können festhalten: Das klappt! Richtig gut sogar.

Cupra Born im Test: Da sieht ein ID.3 ziemlich alt aus

Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass der Cupra Born den Vergleich mit dem Volkswagen ID.3 nicht scheuen will. Die Front vermittelt einen ungleich sportlicheren, mitunter aggressiven Charakter. Gleiches gilt für das mit Voll-LED-Leuchten ausgestattete Heck, wo nicht nur ein großer Spoiler, sondern auch scharfe Kanten den sportlichen Gesamteindruck unterstreichen. Im Innenraum setzt die Seat-Schwestermarke serienmäßig auf Sportschalensitze und ein sogenanntes Supersportmultifunktionslenkrad aus Leder.

Scharfe Kanten sind am Cupra Born nicht nur an der Frontpartie zu bestaunen.
Auch das Heck des E-Autos vermittelt mit einem großen Spoiler viel Sportlichkeit.

Eine Augenweide ist das 12 Zoll große Display fürs Infotainment. Zwar reagiert es direkt nach dem Start des Autos etwas träge auf gewünschte Touch-Eingaben, weiß aber sonst zu überzeugen. Man muss sich erst an die nicht immer intuitiven Menüstrukturen gewöhnen, findet sich in Summe aber gut zurecht. Zuweilen fehlte es uns im Test an einer „Zurück“-Taste für ein noch besseres Nutzererlebnis.

So sieht die Startseite auf dem Infotainment-System des Cupra Born aus.
Im Hauptmenü des Infotainment-Systems lassen sich verschiedene Funktionen auswählen.
Das Navigationssystem im Cupra Born zeigt auf Wunsch auch PoIs verschiedener Kategorien an.
Sorgt für Übersicht beim Rückwärtsfahren: die Heckkamera mit Parksensoren.

Viele Einstellungsmöglichkeiten

Über den Bildschirm lässt sich nicht nur das serienmäßige Digitalradio (DAB+) steuern, sondern auch die Klimatisierung, die unter anderem sieben Lüftungsmodi zur Verfügung stellt. Etwas gestört hat uns bei unserem Testwagen allerdings die ungewohnt laute Klimatisierung. Sie war an kühlen Februar-Tagen auch während der Fahrt mit klackenden Geräuschen recht deutlich wahrnehmbar. Erst wenn die Klimatisierung komplett deaktiviert wurde, verstummten auch die Störgeräusche.

Warme Hände oder etwas frische Luft? Verschiedene Lüftungsmodi im Cupra Born machen es möglich.

Kabellos kannst du dein Smartphone mit dem Bildschirm verbinden. Denn Android Auto und Apple CarPlay stehen in der Wireless-Ausführung zur Verfügung. Sowohl vorn (etwas versteckt im Staufach unter der rechten Fahrerarmstütze) als auch hinten stehen jeweils zwei USB-C-Anschlüsse bereit. Außerdem an Bord: eine Qi-Ladestation zum kabellosen Aufladen des Smartphones. Sie funktionierte im Test aber sowohl mit einem iPhone 14 Pro als auch einem OnePlus 9 Pro extrem unzuverlässig. Mal wurde die Ladung gestartet, häufig aber nicht. Ein Problem, das auch anderen Nutzern schon aufgefallen ist.

Soundsystem von Beats Audio gegen Aufpreis erhältlich

Das aufpreispflichtige Beats-Audio-Soundsystem mit neun statt regulär fünf Lautsprechern, digitalem Mehr-Kanal-Verstärker und Subwoofer zaubert mit einer Gesamtleistung von 395 Watt allen Musikfreunden ein Lächeln ins Gesicht. Auch, weil dann vier Soundprofile zur Verfügung stehen, die sich obendrein individuell einstellen lassen. Es kostet aber 510 Euro extra.

Schade: Die Soundqualität des Beats-Systems weiß zwar zu überzeugen und die Lautstärke lässt sich auch am Lenkrad einstellen, es fehlt aber an einem Drehknopf an der Mittelkonsole. Hier setzt Cupra stattdessen auf zwei Touch-Tasten, die nachts unverständlicherweise nicht beleuchtet sind. Das führt dazu, dass sie zumindest anfangs nur mit Glück mit dem Finger zu treffen sind.

Hinter dem Lenkrad ist das sogenannte Virtual Cockpit zu finden. Ein volldigitales Kombiinstrument, das auf einer diagonalen Abmessung von 5,3 Zoll nicht nur Daten wie die Geschwindigkeit, Rest-Reichweite und die örtlich zulässige Höchstgeschwindigkeit, sondern auch alle anderen für den Fahrer wichtigen Informationen anzeigt. Noch etwas mehr Spaß macht das AR-fähige Head-up-Display, das es aber ebenfalls nur gegen Aufpreis gibt. Es zeigt auf der Windschutzscheibe im Blickfeld des Fahrers neben der aktuellen Geschwindigkeit unter anderem sehr anschauliche Navigationsbefehle mit AR-Elementen an.

Info-Display hinter dem Lenkrad im Cupra Born im Standard-Modus.
Zweite Info-Anzeige im Cupra-Born während des Ladevorgangs.

Sportlenkrad mit vielen Tasten

Gewöhnungsbedürftig ist das Multifunktionslenkrad. Hier kommen nämlich Sensortasten zum Einsatz, die man mal drücken, mal streicheln muss, um die gewünschte Funktion zu aktivieren. So lässt sich die verbaute Geschwindigkeitsregelanlage beispielsweise in 10-km/h-Schritten durch Streichen auf die passende Taste hoch- und runterschalten. Alternativ ist eine Erhöhung und Reduzierung der Geschwindigkeit aber auch in 1-km/h-Schritten möglich. Dafür muss man aber daneben gelagerte Tasten drücken. Hinzu kommt, dass es uns beim Einlenken in scharfe Kurven immer wieder passierte, dass wir ungewollt die Plus-Minus-Tasten berührten und sich die gespeicherten Tempomat-Werte dadurch verstellten.

Das Lenkrad des Cupra Born: zuweilen etwas widerspenstig.

In Summe stehen im Cupra Born übrigens vier Fahrmodi („Range“, „Comfort“, „Performance“ und „Cupra“) zur Verfügung. Sie lassen sich über eine große, runde „Drive“-Taste wechseln. Der besonders sportliche Cupra-Modus ist über eine separate Taste mit nur einem Tastendruck aktivierbar. Vorwärts bewegt sich das Elektroauto, indem an einem Drehschalter hinter dem Lenkrad den passenden Gang einlegst. Im klassischen D-Modus verzichtest du fast gänzlich auf eine Rekuperation und du musst zum Bremsen das passende Pedal nutzen. Im B-Modus greift hingegen eine stärkere Verzögerung zur Rückgewinnung von Energie beim Segeln. Entspanntes 1-Pedal-Fahren ist damit aber trotzdem in der Regel nicht möglich.

Weitere Auffälligkeiten im Test

  • Die Ambientebeleuchtung steht in fünf Farbprofilen zur Verfügung, lässt sich aber auch individuell einstellen. Die höchste Helligkeitsstufe fällt für unseren Geschmack nachts etwas zu stark aus und kann störend wirken. Eine schnelle Anpassung in den Einstellungen schafft Abhilfe.
  • Wer das automatische Anrollen des Fahrzeugs verhindern möchte, kann in den Einstellungen eine Auto-Hold-Funktion aktivieren.
  • Ebenfalls lässt sich in den Einstellungen des Fahrzeugs (de)aktivieren, dass das Fahrzeug eine dezente, akustische Warnmeldung abgibt, wenn man die zulässige Höchstgeschwindigkeit um 10 (oder wahlweise auch nur 5) km/h überschreitet.
  • Ein Ausrufezeichen im Display hinter dem Lenkrad informiert in Form des Verkehrszeichens 101 frühzeitig über potenzielle Gefahrenstellen.
  • Eine AirCare Clima Funktion filtert bei Bedarf Feinstaub und Pollen aus der Innenraumluft.
  • Die zweiarmigen Scheibenwischer verlaufen gegenläufig.
  • Das Navigationssystem berechnet bei zu langen Strecken auch Ladestopps mit ein und zeigt Ladestationen in der Umgebung inklusive Ladeleistung an; Angaben zur maximalen Ladeleistung stimmen teilweise aber nicht.

Hohen Komfort kannst du auch von der Geschwindigkeitsregelanlage erwarten. Wenn du den Tempomat richtig einstellst, fährt der Cupra Born fast von allein. Das E-Auto hält dann nicht nur ausreichend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug, sondern reguliert die Geschwindigkeit auch vorausschauend. Die Geschwindigkeit wird dann ohne weiteres Zutun so angepasst, dass etwa beim Einfahren in eine Zone mit 70 km/h Höchstgeschwindigkeit exakt diese Geschwindigkeit erreicht wird. Auch vor Gefahrenstellen und Kreisverkehren wird die Geschwindigkeit automatisiert reduziert und nach Passieren wieder erhöht.

Cupra Born Reichweite: Wie hoch ist der Verbrauch?

Ausführlich haben wir auch den Verbrauch des Cupra Born dokumentiert. Nach rund 900 gefahrenen Kilometern ermittelte uns der Bordcomputer einen Verbrauch von auf den Punkt 20 kWh pro 100 Kilometer. Die meiste Zeit waren wir dabei im Fahrmodus „Comfort“ mit zugeschalteter Rekuperation (B-Modus) und grundsätzlich mit eingeschalteter Klimatisierung, eingestellt auf 20 Grad Celsius, unterwegs.

Der Ladeanschluss des Cupra Born ist hinten rechts zu finden.

Wie hoch der Verbrauch tatsächlich ausfällt, hängt stark davon ab, wie kräftig du beim Beschleunigen das Gaspedal trittst. Besonders lässt sich das im Stadtverkehr dokumentieren. Auf 15 von uns protokollierten Strecken zwischen drei und zwölf Kilometern schwankte der Stromverbrauch zwischen 16,3 und 27,3 kWh/100 km. Im Schnitt kamen wir auf 19,7 kWh/100 km.

Ähnlich sieht der Durchschnittsverbrauch im Regionalverkehr auf der Landstraße aus. Hier kamen wir bei zehn getrackten Fahrten auf Strecken zwischen 19 und 64 Kilometern auf Verbrauchswerte zwischen 17,4 und 20,9 kWh/100 km. Im Schnitt lag der Verbrauch bei 19,6 kWh/100 km. Höhere Geschwindigkeiten auf der Autobahn – in der Spitze zeigt der Digitaltacho 164 km/h – treiben auch den Stromverbrauch in die Höhe. Auf fünf Fahrten zwischen 37 und 134 Kilometern erreichten wir Werte zwischen 19,6 und 22,6 kW/100 km – 21,2 kWh/100 km im Schnitt.

Solide Reichweite und Ladeleistung

Die Reichweite auf der Langstrecke lag in unserem Test bei eher kühlen Temperaturen zwischen 5 und 8 Grad Celsius bei 355 Kilometern. Das kommt nah heran an jene Werte, die der Reichweitenrechner auf der Cupra-Homepage ausspuckt.

Eine kleine Enttäuschung lieferte unser Winter-Test hinsichtlich der Ladeleistung. Cupra stellt für das von uns getestete 77 kWh-Modell eine DC-Ladeleistung von bis zu 170 kW in Aussicht. Selbst nach einer langen Autobahnfahrt und warmem Akku konnten wir bei 9 Grad Außentemperatur in der Spitze aber maximal knapp 100 kW ermitteln. Nach kurzen, morgendlichen Fahrten zur nächsten Ladesäule und entsprechend weniger stark erwärmten Akku waren es bei ähnlichen Witterungsbedingungen in der Spitze sogar nur knapp 87 kW.

Die Ladeleistung wird im Cupra Born in Kilometern pro Minute oder Stunde angezeigt.

Ob die Ladeleistung bei höheren Temperaturen besser ausfällt, war für uns leider aufgrund der Jahreszeit nicht zu überprüfen. Eine Aufladung von 25 auf 80 Prozent der maximal nutzbaren Akkukapazität dauerte im Test 35 Minuten. Von 15 auf 80 Prozent mussten 42 Minuten vergehen. Für die restlichen 20 Prozentpunkte lag die Prognose des Testautos bei etwa 25 weiteren Minuten.

Was kostet der Cupra Born?

Erhältlich ist der Cupra Born in drei Varianten. Der Basispreis für das Fünfsitzer-Modell mit 150 kW (204 PS) und 62 kWh großer Batterie liegt mit 18-Zoll-Bereifung bei 38.770 Euro. Wer sich für das kraftvollere Modell mit 170 kW (231 PS) entscheidet, muss mindestens 40.150 Euro bezahlen und ist beim Basismodell mit 19 Zoll großen Leichtmetallrädern unterwegs. Alternativ gibt es die 170-kW-Variante auch als Viersitzer mit 82 kWh großer Batterie. Dafür werden dann mindestens 45.850 Euro fällig. (Preise jeweils Stand Februar 2023)

In der Seitenansicht ist der Cupra Born klar als Kompaktwagen identifizierbar.

Das uns zur Verfügung gestellte Testmodell des Cupra Born hat inklusive aller zusätzlichen Ausstattungs-Features einen Preis von etwa 55.000 Euro. Der Aufpreis resultiert unter anderem aus 20 Zoll großen Leichtmetallrädern (+1.830 Euro), Head-up-Display (+1.080 Euro) und Wärmepumpe zur effizienten Klimatisierung und Reichweitenoptimierung (+1.010 Euro). Letztgenanntes Extra steht aber aufgrund von Lieferschwierigkeiten derzeit nicht zur Verfügung.

Fazit zum Cupra Born: Spritziges Kompaktmodell

Der Cupra Born ist sicherlich kein Schnäppchen, aber das Fahren mit diesem Elektroauto macht unheimlich viel Spaß. Dafür muss man nicht einmal den Cupra-Modus aktivieren, denn auch in den anderen Fahrmodi versprüht der Wagen reichlich Dynamik; und fährt auf Wunsch komfortabel auch teilweise automatisiert von A nach B. Als Fahrer kommt man auch auf längeren Fahrten entspannt zum gewünschten Ziel. Eine Augenweide ist das schnittige, sportliche Erscheinungsbild.

Scharfe, sportliche Kanten sind auch am Heck des Cupra Born unübersehbar.

Und wie ist es um das Platzangebot bestellt? Auch groß gewachsene Menschen profitieren in der ersten Sitzreihe von viel Platz. Selbst die häufig eingeschränkte Kopffreiheit weiß im Cupra Born zu überzeugen. Etwas anders sieht es in der zweiten Sitzreihe aus. Wenn ein groß gewachsener Fahrer oder Beifahrer mit dem Sitz weit nach hinten rückt, ist es für Erwachsende kaum noch möglich im Fond ausreichend Platz zu finden. Ein Problem, das man auch von anderen Autos in der Kompaktklasse kennt.

Vorteile Cupra Born

  • Schnittiges Design
  • Ausgesprochene Dynamik in insgesamt vier Fahrmodi
  • Sportsitze mit gutem Seitenhalt
  • Solide Reichweite mit 77 kWh großer Batterie
  • Potenziell hohe Ladeleistung (die im Test aber nicht erreicht wurde)

Nachteile Cupra Born

  • Für einen Kompaktwagen recht hochpreisig
  • Rekuperationsleistung auch im B-Modus nur überschaubar
  • Zuweilen eingeschränktes Platzangebot in der zweiten Sitzreihe
  • Qi-Ladeschale praktisch unbrauchbar
  • Ladegeschwindigkeit wird nicht in kW angezeigt

Hinweis: Der Cupra Born wurde unserer Redaktion von Seat Deutschland für einen Zeitraum von zwei Wochen zu Testzwecken kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentar

Von Hayo Lücke

Vieles erinnert im Cupra Born an Volkswagen: Sei es der Drehschalter zum Einlegen der Gänge, den ich so auch im ID.4 (Test) schon erleben durfte, oder das Kartenmaterial des Navigationssystems. Auch der kleine Bildschirm hinter dem Lenkrad ist keine Neuerung. Deutlich mutiger zeigt sich Cupra beim Exterieur. Hier versprüht der Spanier deutlich mehr Feuer als der zuweilen bieder anmutende ID.3.

1 Kommentar

  1. Jennss
    Schöner Test. Hochpreisig für einen elektrischen Kompaktwagen finde ich ihn nicht. Der ID.3 ist mit seinen Fastlane-Ausstattungen teurer. Ein Megane ist sowieso teurer. Nur der MG4 ist günstiger, hat aber auch schlechte Assistenzsysteme.
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