Eine möglichst hohe Energieeffizienz im Eigenheim zu erreichen, ist keine leichte Aufgabe. Insbesondere angesichts der vielen Unterschiede, die sich in Angeboten von PV-Anbietern oder Wärmepumpen-Anbietern zeigen. Wie man böse Überraschungen umgeht und wie man ein gut abgestimmtes Gesamtsystem erreicht, darüber haben wir in einem Interview mit Herrn Peter Knuth, Gründer von enerix, gesprochen. Enerix ist ein Experte für PV-Anlagen, das mit Partnern europaweit zusammenarbeitet.
Wo liegen die größten Verständnislücken bei der Investition in PV-Anlagen?
Die größten Verständnislücken liegen oft bei der korrekten Planung der Anlagengröße und der Tragfähigkeit des Dachs. Viele Interessenten unterschätzen, wie wichtig es ist, die Tragfähigkeit des Dachs vor der Installation einer PV-Anlage zu überprüfen. Es wird häufig davon ausgegangen, dass das Dach der zusätzlichen Last ohne Probleme standhält, doch je nach Region – insbesondere bei starkem Wind oder hoher Schneelast – kann die Last durch die PV-Module ein ernsthaftes Problem darstellen. Eine statische Überprüfung des Dachs wird oft nicht durchgeführt, obwohl sie entscheidend für die Sicherheit und Langlebigkeit der Anlage ist.

Auch bei der Planung der Anlagengröße gibt es Missverständnisse. Manche Kunden wählen eine zu große oder zu kleine Anlage, ohne die langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen zu berücksichtigen. Eine überdimensionierte Anlage verursacht hohe Investitions- und Wartungskosten, die nicht durch den erzeugten Strom gedeckt werden. Eine zu kleine Anlage wiederum kann nicht genug Strom produzieren, was zu zusätzlichen Netzstromkosten führt. Es wird häufig nicht bedacht, dass die Planung der richtigen Anlagengröße auf den individuellen Bedarf und die genaue Analyse des Verbrauchs abgestimmt werden muss.
Welche Komponenten verursachen bei PV-Anlagen später „versteckte“ Kosten?
Versteckte Kosten entstehen oft durch Aspekte, die nicht sofort in der Kalkulation berücksichtigt werden. Ein häufig unterschätzter Kostenfaktor ist der Netzanschluss, da dieser mit nicht unerheblichen Gebühren verbunden sein kann. Auch Versicherungen für die PV-Anlage werden oft nicht in der Anfangsplanung berücksichtigt, können aber später notwendig werden, um die Anlage abzusichern. Des Weiteren sind Blitzschutzsysteme eigentlich verpflichtend, trotzdem werden sie oftmals nicht eingebaut.
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Montagefehler können ebenfalls zu versteckten Kosten führen. Wenn die Installation nicht ordnungsgemäß durchgeführt wird, können Bauteile schneller verschleißen, was zu Reparatur- oder Austauschkosten führt. Besonders bei schlechter Kabelverlegung entstehen häufig Probleme wie Wackelkontakte oder Korrosion. Kabel, die durch UV-Strahlung oder extreme Temperaturen beschädigt werden, können den Stromfluss beeinträchtigen und sogar zu einem Brandrisiko führen. Eine unzureichende Kabelbefestigung, bei der Kabel auf dem Dach scheuern oder unter den Ziegeln ungeschützt eingeführt werden, kann ebenfalls zu Problemen führen. All diese Fehler führen nicht nur zu hohen Reparaturkosten, sondern auch zu einem geringeren Ertrag der PV-Anlage.
Versteckte Kosten können auch durch die falsche Wahl der Komponenten entstehen – einige Kunden entscheiden sich oftmals für kostengünstige Komponenten, ohne auf Qualität zu achten. Qualitativ minderwertige Komponenten verursachen oftmals Mehrkosten, da sie öfter ausfallen können und dementsprechend mit mehr Wartungsaufwand verbunden sind.
Und wie sieht ein stimmiges System aus, das auch wirtschaftlich funktioniert?
Ein wirtschaftlich funktionierendes System ist das Ergebnis einer sorgfältigen Planung, die den individuellen Stromverbrauch und die baulichen Gegebenheiten berücksichtigt. Ein stimmiges System erfordert eine genaue Berechnung des Jahresstromverbrauchs und der Lastspitzen, um die richtige Größe der PV-Anlage zu bestimmen. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Anlage weder über- noch unterdimensioniert ist, um die optimalen finanziellen und energetischen Ergebnisse zu erzielen.
Darüber hinaus ist es wichtig, in ein System zu investieren, das langfristig wirtschaftlich bleibt. Hierzu gehört nicht nur die Wahl der richtigen Technik, sondern auch die Planung von Speicherlösungen, die den Eigenverbrauch maximieren. Ein Stromspeicher kann die Eigenversorgung auf bis zu 80 Prozent steigern – dafür muss die Speichergröße aber richtig gewählt werden. Ein zu klein gewählter Speicher liefert nicht die gewünschte Eigenversorgung und ein zu groß gewählter Speicher wird nicht effizient genutzt.

Intelligente Steuerungssysteme sind ein weiterer wichtiger Bestandteil eines effizienten Systems, da sie den Energieverbrauch optimieren und so zusätzliche Einsparungen ermöglichen können. Ein Smart Meter spielt eine zentrale Rolle, indem es den Energieverbrauch und die Energieproduktion überwacht, steuert und optimiert. Es ermöglicht eine intelligente Vernetzung aller Energiequellen und Verbrauchseinrichtungen im Haushalt.
Ein gutes System berücksichtigt auch den gesamten Lebenszyklus der Anlage. Hierbei spielen die Wahl der Materialien, die Montagequalität und die Wartungsstrategie eine Rolle. Auch der Service des Anbieters ist ein entscheidender Faktor, damit im Falle von Störungen schnelle Hilfe gewährleistet ist und die Anlage schnell wieder volle Leistung bringt.
Wie kann man mit der eigenen PV-Anlage am meisten Geld einsparen?
Die größte Einsparung lässt sich durch die Maximierung des Eigenverbrauchs erzielen. Ein gut geplantes System sorgt dafür, dass so viel Strom wie möglich selbst verbraucht wird, anstatt ihn teuer aus dem Netz zu beziehen. Dazu gehört es, den Stromverbrauch auf die Zeiten abzustimmen, in denen die PV-Anlage am meisten Strom produziert. Eine intelligente Steuerung, die beispielsweise auch Elektroautos oder Wärmepumpen integriert, kann helfen, den Eigenverbrauch weiter zu steigern.
Die Investition in einen Batteriespeicher ist ebenfalls eine wichtige Möglichkeit, Kosten zu sparen. Der erzeugte Strom kann gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt verbraucht werden, wenn die Sonne nicht mehr scheint. Dadurch wird der Bezug von teurem Netzstrom minimiert und die Unabhängigkeit von den Strompreisschwankungen erhöht.
Ein weiteres Einsparpotenzial bietet die Nutzung von Smart Metern in Kombination mit dynamischen Stromtarifen. Diese ermöglichen eine flexiblere Steuerung des Stromverbrauchs und bieten die Möglichkeit, von günstigeren Tarifen zu profitieren, insbesondere in Zeiten, in denen die Stromnachfrage niedrig ist. So lassen sich zusätzlich Kosten sparen.
Welche Kombination aus Technologien bringt hier die größten Spareffekte?
Die größte Einsparung ergibt sich aus einem ganzheitlich geplanten Smart-Energy-Home, bei dem verschiedene Technologien miteinander kombiniert und optimiert werden. Ein Batteriespeicher hilft dabei, den Eigenverbrauch zu maximieren, da überschüssiger Strom gespeichert und später genutzt werden kann. In Kombination mit einem intelligenten Steuerungssystem, das die verschiedenen Technologien miteinander verknüpft, kann der Stromverbrauch optimal gesteuert werden.

Ein weiterer großer Einsparfaktor ergibt sich durch die Integration von Wärmepumpen und Elektroautos. Diese Technologien können nicht nur den Eigenverbrauch von Solarstrom erhöhen, sondern auch die Gesamtenergieeffizienz des Haushalts verbessern. Elektroautos könnten beispielsweise als mobile Stromspeicher genutzt werden, indem sie in Zeiten geringer Stromnachfrage den überschüssigen Solarstrom speichern und bei Bedarf wieder ins Hausnetz zurückspeisen.
Ein Smart-Meter-System und die Nutzung von flexiblen Stromtarifen bieten zusätzliche Einsparpotenziale, da es möglich wird, den Stromverbrauch in Zeiten günstigerer Tarife zu verlagern und so Kosten zu senken.
Was ist Ihre Einschätzung zum drohenden Förderende der Bundesregierung für PV-Anlagen?
Die Ankündigung einer möglichen Abschaffung der Einspeisevergütung sorgt für erhebliche Unsicherheit im Markt. Besonders problematisch ist die unklare Kommunikation der Regierung. Die Tatsache, dass die Abschaffung ohne eine klare Anschlussregelung und Perspektive für die Zukunft in den Raum gestellt wird, verstärkt die Verunsicherung. Private Investoren könnten in Folge zurückhaltender werden, was zu einer Verzögerung des Ausbaus der Solarenergie führen könnte.
Allerdings hat sich die Photovoltaik in den letzten Jahren zunehmend von der Abhängigkeit von staatlicher Förderung befreit. Moderne PV-Anlagen sind auch ohne Einspeisevergütung wirtschaftlich rentabel, wenn sie gut geplant und auf den Eigenverbrauch abgestimmt sind. Dennoch bleibt die Unsicherheit ein Problem, da die politische Diskussion die Planungssicherheit der Anbieter und Investoren beeinträchtigt. Ein klarer politischer Rahmen ist entscheidend, damit die Branche weiterhin in die richtige Richtung wächst und die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden kann.
