Grundsätzlich gilt in Deutschland wie im Rest Europas die Netzneutralität. Das heißt, dass kein Dienst benachteiligt oder übervorteilt werde darf, nur weil er beispielsweise mehr zahlt oder einen Vertrag mit einem Anbieter geschlossen hat. Deswegen musste beispielsweise die Telekom ihre Reduzierung beim Stream-On-Video-Streaming auf SD-Inhalte aufgeben. Einschränkungen bei Diensten wie Netflix scheinen also erst einmal schwierig.
Wenn jedoch ein Dienst von sich aus seine Qualität reduziert, ist das kein Eingriff in die Netzneutralität. Und genau das macht ab sofort Netflix in ganz Europa – wenngleich wohl nicht komplett freiwillig.
In den vergangenen Tagen war beispielsweise in der Schweiz gar die zeitweise Abschaltung von Netflix ins Spiel gebracht worden. Und auch EU-Kommissar Thierry Breton hatte Medienberichten zufolge gleich mehrfach das Gespräch mit Netflix-Chef Reed Hastings gesucht. Dabei stand beispielsweise ein genereller Verzicht auf das HD-Signal zu Spitzenzeiten im Raum. Stattdessen wird Netflix jetzt generell in den kommenden 30 Tagen seine Streams um 25 Prozent zurückschrauben – auch außerhalb der Spitzenzeiten.
Ein HD-Stream von Netflix benötigt normalerweise 5-8 Mbit/s, ein SD-Stream 3 MBit/s. Nutzer, die in der besonders hochauflösenden UHD-Qualität streamen, benötigen eine Leitung mit mindestens 25 Mbit/s.
Deutsche Netzbetreiber sehen noch keine Engpässe
Nach Angaben der Netzbetreiber in Deutschland gibt es derzeit aber noch keine Netzengpässe. O2 beispielsweise teilt mit, dass man eine Verlagerung und eine Zunahme der Datennutzung im Festnetz- und DSL-Bereich insbesondere während der Arbeitszeit von 8 bis 17 Uhr beobachte. „Denn durch die eingeschränkte bundesweite Mobilität halten sich unsere Kunden vorwiegend zu Hause auf, um von dort zu arbeiten oder etwa ihre Kinder zu betreuen.“ Bei der Datennutzung in den Abendstunden sehe O2 hingegen „noch keinen nennenswerten Effekt im Vergleich zu früheren Tagen“.
Die Nutzungssituation ließe sich insgesamt mit einem Tag am Wochenende vergleichen. Bei Vodafone steigt der Datenverkehr im Festnetz um etwa 15 bis 20 Prozent. Probleme sieht Vodafone nach eigenem Bekunden ebenfalls noch nicht. Gegenüber normal nahm die Datennutzung im Festnetz am Mittwoch beispielsweise rund 30 Prozent zu, im Mobilfunk zeigte sie sich weiterhin rückläufig. In beiden Netzen blieb die Anzahl der vereinzelten Störungen auf normalem Niveau.
Die Telekom nennt bei der Datennutzung im Festnetz keine Zahlen. Die Bonner verzeichnen aber insbesondere im Festnetz „eine deutliche Zunahme im Bereich des Datenverkehrs und der Menge und Dauer an Telefonaten“. Nahezu gebetsmühlenartig heißt es weiter: „Diese sind aber für das Netz nicht kritisch.“