Sinkt oder steigt der Strompreis? Dein Wohnort entscheidet

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In Gebieten mit vielen Solar- und Windparks fallen die Stromkosten tendenziell höher aus. Verantwortlich dafür sind die sogenannten Strom-Netzentgelte. Um eine unfaire Kostenverteilung auf einzelne aufzulösen, soll eine Strompreisreform folgen. Doch nicht alle würden von den Änderungen profitieren.
Sinkt oder steigt der Strompreis - dein Wohnort entscheidet
Sinkt oder steigt der Strompreis - dein Wohnort entscheidetBildquelle: Nikola Johnny Mirkovic auf Unsplash

Ob der Strompreis sinkt oder steigt, könnte bald vorrangig an deinem Wohnort liegen. Zurzeit sind Regionen, in denen viele Solar- und Windparks gebaut werden, besonders stark von den Investitionen in erneuerbare Energien belastet. Schuld daran sind die sogenannten Strom-Netzentgelte, die den Strompreis für Haushalte nach oben treiben. Netzentgelte werden zunächst von dem Gas- und Stromlieferanten gezahlt, der das Netz der Netzbetreiber verwendet. Die Kosten werden jedoch in zweiter Instanz im jeweiligen Energiepreis an den Endkunden weitergegeben. Für Haushaltskunden machen sie im Schnitt rund ein Fünftel des gesamten Preises aus.

Netzentgelte sollen reformiert werden

Das Verbraucherportal Verivox berichtet, dass die Kosten für Netzentgelte im Bundesdurchschnitt in den vergangenen fünf Jahren um 28 Prozent gestiegen seien. Zurzeit liegen sie bei knapp 22 Prozent des Strompreises für Haushalte. In nicht allen Bundesländern fiel der Anstieg dabei gleich stark aus. Besonders deutlich stiegen die Kosten in Hamburg, Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein. Wie hoch die jeweiligen Kosten für Netzentgelte ausfallen, ist direkt daran geknüpft, wie groß die Kosten für den Betrieb und den Ausbau des Verteilnetzes ausfallen. Aus diesem Grund heraus sind sie besonders hoch in Regionen, die viel Geld in den Neubau von Solar- und Windkraftanlagen investieren. Da auch vorgelagerte Netze in die Kosten für die Netznutzung einfließen, können auch benachbarte Regionen noch immer eine Kostenerhöhung durch den Ausbau erneuerbarer Energien spüren.

Umgekehrt zahlen Gebiete, die weit entfernt von diesen Zonen liegen, praktisch keinerlei Zugabe zu den Ausbaukosten. Durch die Weiterleitung des Stroms aus dem Norden in den Süden Deutschlands hinein profitieren diese Bereiche jedoch von dem günstigeren Strom aus Norddeutschland. Obwohl erneuerbare Energien den Strompreis einerseits senken, gelten sie zugleich als wesentlicher Kostentreiber bei den Netzentgelten der vergangenen Jahre. Nicht nur die Kosten für die Errichtung von großen Solar- und Windanlagen verursachen Kosten. Der dort erzeugte Strom muss auch transportiert werden können, weshalb zahlreiche Netzbetreiber neue Leitungen und Umspannwerke bauen müssen. Die Ausgaben für all diese Errichtungen werden von Netzbetreiber als Netzentgelte an die Energieversorger und somit an die deutschen Haushalte weitergegeben.

Dünn besiedelte Gebiete leiden unter besonders hohen Strompreisen

Für Regionen mit einer geringen Bevölkerungsdichte kann dieses Prozedere besonders verheerend ausfallen. Auf den freien Flächen entstehen im Verhältnis besonders viele Solar- und Windparks. Die Kosten wiederum können nur auf wenige Menschen und Unternehmen in der Umgebung verteilt werden. Das führt trotz geringem Stromverbrauch zu hohen Netzentgelten in Teilen Deutschlands. Insbesondere Schleswig-Holstein, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern leiden deutlich unter diesen Kosten. Verivox ermittelte die Unterschiede kürzlich im Vergleich von Drei-Personen-Haushalten, die rund 4.000 Kilowattstunden Strom verbrauchen. In Schleswig-Holstein lägen die Netzentgelte dafür bei 480 Euro netto, in Brandenburg bei 477 Euro und in Mecklenburg-Vorpommern bei 449 Euro.  

Hingegen fallen in Bundesländern, die von dem erzeugten Strom profitieren, die Kosten der Netzentgelte jedoch nicht tragen, die Zahlen dafür deutlich geringer aus. In Bremen müssten Menschen lediglich 254 Euro zahlen, in Baden-Württemberg 321 Euro und in Bayern 323 Euro. Angesichts dieser regional stark schwankenden Kostenbelastung setzten sich die nord– und ostdeutschen Länder in den vergangenen Monaten stärker für eine Netzentgelt-Reform ein. Das Ziel soll es sein, den Ausbau der Kosten erneuerbarer Energien dabei bundesweit fair zu verteilen. So ließe sich eine zu starke Einzelbelastung von Regionen vermeiden.

Das Anliegen stößt dabei keineswegs auf taube Ohren. Präsident der Bundesnetzagentur Klaus Müller hat bereits eine Reform der Strom-Netzentgelte angekündigt, sobald seine Behörde die notwendigen Befugnisse erhält. Ein entsprechender Gesetzesentwurf liegt dem Bundestag bereits vor und könnte zeitnah verabschiedet werden. Eine solche Reform würde die Preise für Netzentgelte bundesweit stark ändern. Es würden künftig jährlich 350 Euro für 4.000 Kilowattstunden Strom fällig. Für Länder, deren Kosten bisher über dieser Summe lagen, verbessert sich die Situation entsprechend. Alle Bundesländer, die bisher jedoch weniger als 350 Euro Netzentgelte im Jahr zahlten, verteuert sich der Strompreis damit.

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