Stromnetze überlastet? Dieser Trick der Netzanbieter soll das Problem lösen

3 Minuten
Um Überlastungen des Stromnetzes zu verhindern, wirken zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen auf unsere Netze ein. Windräder schalten etwa ab, wenn sie keinen weiteren Strom mehr an das Netz abgeben können – und das verursacht Kosten in Milliardenhöhe. Netzüberlastungen könnten aber bald gelöst sein.
Bild mit Strommasten zum Thema Stromnetze überlastet - Dieser Trick der Netzanbieter soll die Netze entlasten
Stromnetze überlastet - Dieser Trick der Netzanbieter soll die Netze entlastenBildquelle: Foto von Yousef Espanioly auf Unsplash

Um die Stromnetze zu entlasten, arbeiten die Erlanger Firma Fluence sowie der Netzbetreiber Tennet zusammen. Gemeinsam testen sie in einer Region in Bayern aus, wie viel Stromspeicher zur Entlastung der Netze beitragen können – und wo ein Netzausbau dementsprechend eingespart werden kann. Die Systeme sollen nicht nur als Puffer bei Überproduktion dienen, sondern auch Flauten effektiv ausgleichen können.

Tennet und Fluence – zwei Firmen und ihre Stromspeicher

Unsere Stromversorgung in Deutschland ist zwar keineswegs gefährdet, dennoch gibt es ein großes Optimierungspotenzial. Das hat auch die Bundesnetzagentur erkannt, die nun bereits tausende Kilometer neue Stromtrassen in den kommenden Jahren bauen will. Am aktuellen Ist-Zustand ändert dies jedoch zunächst wenig. Täglich müssen in unserem Stromnetz zahlreiche Sicherheitsmechanismen tätig werden, um eine reibungslose Versorgung für Deutschland zu gewährleisten.

Dadurch entstehen aber auch Kosten an unnötigen Stellen. Immer wieder müssen Windrädern abgeschaltet werden, weil das Netz keinen weiteren Strom aufnehmen kann. Diese Abschaltungen und Wiedereinschaltungen verursachen auf das Jahr gerechnet hohe Kosten, die man als Redispatch-Kosten bezeichnet. Sie summieren sich auf Milliardenhöhe, was aus zwei Aspekten ärgerlich für Verbraucher ist. Nicht nur, dass diese Kosten letztlich auch von der Gesellschaft mitfinanziert werden, es geht dabei auch eine Menge Energie verloren, die wir bereits nutzen könnten, da sämtliche Hardware sich schon in Betrieb befindet. Kurz gesagt: Unser Strom könnte längst billiger sein.

Weiße Kästen als Netzbooster vor Strommasten zum Thema: Netzbooster von Fluence und Tennet könnten Netz stabilisieren
Netzbooster von Fluence und Tennet könnten Netz stabilisieren

Tennet und Fluence wollen diesen Umständen durch den geschickten Einsatz von Netzboostern, auch „grid booster“ genannt, ändern. Netzbooster sind in Deutschland bisher nicht weitverbreitet, sondern kommen in anderen Teilen der Welt zum Einsatz. Spitzenreiter ist dabei der Staat Kalifornien in den USA, der rund 50 bis 60 Prozent des Weltmarktes für Netzbooster beinhaltet. Die Idee hinter den Speichereinheiten ist simpel. Mehrere Stromspeicher werden zu einem größeren Netzspeicher zusammengefasst, den man intelligent für eine bessere Versorgung einsetzen kann. Kommt es bei einem Netzbooster zu einer Überproduktion an Strom, wie dies im Norden Deutschlands dank der Windkraft häufig geschieht, müssen keine Aussetzer des Netzes mehr befürchtet werden. Auch ein Abschalten der Windkraftanlagen ist nicht unbedingt erforderlich. Der überflüssige Strom kann schlicht in die Netzbooster fließen, sodass das Netz selbst stabilisiert wird.

Kombination aus Netzboostern und Netzausbau soll Stromnetze stabilisieren

Das Netz auszubauen, ist Tennets Kerngeschäft. Neben dem Einsatz von Netzboostern will Tennet daher auch künftig weiter Kabel verlegen, um die Netze auszuweiten. Durch den Einsatz von Netzboostern können Bestandsnetze jedoch höher ausgelastet werden. Beide Maßnahmen gemeinsam dürften die Netzstabilität in Deutschland deutlich verbessern und zugleich wesentlich mehr des günstig produzierten Stromes sinnvoll an Leute verteilen können. Um die Möglichkeiten dieses kombinierten Ausbaus ausführlich zu testen, riefen die beiden Firmen ein Pilotprojekt ins Leben.

Zunächst betreibt Fluence eine solche Testanlage in Erlangen bis zum Jahr 2030, bevor man über den weiteren Ausbau in Deutschland nachdenken will. Jetzt sollen in Zusammenarbeit mit Tennet zwei weitere Testanlagen in der Größe von je zwei Fußballfeldern folgen. Eine soll dabei in Norddeutschland entstehen, die andere bei Ottenhofen im Landkreis Erding, in der Nähe von München. Die dort aufgestellten Stromspeicher wirken unscheinbar. Wie weiße Kästen, die jemand aneinandergereiht hat. Auch in anderen Bereichen Deutschlands arbeitet man bereits an ähnlichen Projekten. Darunter findet sich ein riesiger Batteriespeicher, der in Kupferzell entstehen soll.  

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Schade, dass keine Zahlen erwähnt wurden.
    Die Idee an sich ist nicht neu und findet in jedem E-Auto oder E-Bike Verwendung. Das Problem ist nicht die Technologie an sich, sondern die Größenordnung.
    Welche Speicherkapazität haben denn die Booster?
    Es ist schon Unterschied, ob man unendliche unbesiedelte Flächen in Amerika zur Verfügung hat, oder in Deutschland ein unbenutzten Fleck sucht.
    Spricht man hier vom Energiebedarf von Einfamilienhauses oder einer kleiner Stadt?
    Ein durchschnittliches Windrad mit einer Leistung von 6 MW bleibt nicht mehr stehen, sondern produziert weiter. Können die Booster die gesamte Energie aufnehmen?
    Letztendlich sollte sich jeder fragen, ob es moralisch vertretbar ist, mehr Energie und Ressourcen zu investieren, um am Ende weniger Energie eingespart kriegen?
    Sollen wir die Natur mehr zerstören, und die Zerstörung mit Argumenten die Natur schützen zu wollen zu begründen?
    Ideologie ist ein schlechter Berater, eher man wird blind von Ideologie.

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