Versteckter Vorteil bei PV-Anlagen: Davon profitieren nicht nur Besitzer

3 Minuten
Solaranlagen übertreffen bei der Stromproduktion einen Rekord nach dem nächsten. Sie helfen damit ausgerechnet in den Situation, in denen sie angeblich zum Problem werden, über Unzulänglichkeiten anderer Kraftwerke hinweg.
PV-Module als Freiflächenanlage, Sinnbild für Solarstrom
Netzstabilität: Produzieren Solaranlagen dann zuviel Strom, wenn andere Kraftwerke schwächeln?Bildquelle: Raphael Cruz/Unsplash

Solaranlagen stehen immer wieder im Verdacht, ein Problem für Stromnetze zu sein, denn sie lassen sich vergleichsweise schlecht regeln. Wenn die Sonne scheint, liefern sie viel Strom, bei bewölktem Himmel bleibt der Netzeintrag gering. Die Konsequenzen zeigen sich an der Strombörse deutlich.

An sonnigen und windreichen Tagen werden die Netze mit derart viel Energie aus Solar- und Windkraftanlagen geflutet, dass die Strompreise an der Leipziger Strombörse ins Negative rutschen. Großabnehmer freuen sich in solchen Situationen darüber, dass sie Geld bekommen, wenn sie Energie abnehmen. Eine Überlastung der Netze bedeutet jedoch eine enorme Gefahr für deren Stabilität, wie ein sogenannter Blackout in Spanien zeigte.

Hitzewelle sorgt für steigenden Stromverbrauch

Doch das Problem ist oftmals vielschichtiger, wie eine Analyse der letzten großen Hitzewelle des Thinktanks Ember zeigt, die vom 24. Juni bis 2. Juli 2025 über Europa hinwegzog. Zwar sorgte die enorme Sonneneinstrahlung für Rekorde bei der Stromproduktion. Europaweit wurden rund 45 TWh erzeugt, was eine Steigerung von 22 Prozent im Vergleich zum Juni des Vorjahres bedeutet.

Diese Zahlen unterstreichen, dass die Sorgen um die Netzstabilität bei hoher Sonneneinstrahlung nicht vollends unberechtigt sind. Das zeigt der Blick auf Deutschland. Auf dem Höhepunkt der Hitzewelle wurden von den Solaranlagen in Spitzenzeiten bis zu 50 Gigawatt ins Netz eingespeist, was zwischen 33 und 39 Prozent des gesamten Strombedarfs des Landes ausmachte. Nicht benötigter Strom kann derzeit auf Batteriespeicher mit einer Kapazität von 14 Gigawatt sowie auf Pumpspeicher verteilt werden. Letztere können eine Energiemenge von bis zu 10 GW aufnehmen können.

Dennoch wurde die zusätzliche Energie nicht zu einem Problem für die Netze, wie die Autoren der Studie unterstreichen. Denn mit den hohen Temperaturen ändert sich auch der Energiebedarf. In Spanien stieg der Bedarf im Durchschnitt um 14 Prozent, Lastspitzen fielen um 15 Prozent höher aus; in Frankreich waren es neun bzw. zwölf Prozent. In Deutschland wurde ein Anstieg von sechs Prozent registriert, während der Bedarf in Spitzenzeiten um neun Prozent kletterte.

Frankreichs AKWs können nicht liefern

Hinzu kommt, dass die Hitzewelle dafür sorgte, dass die Energieproduktion an anderer Stelle begrenzt werden musste – insbesondere in Frankreich, das bei der Energieerzeugung stark auf die Kernkraft setzt.

Bei 17 von insgesamt 18 sich aktuell im Betrieb befindlichen Anlagen wurde die Produktion gedrosselt, weil sich das Wasser in den für die Kühlung genutzten Flüssen zu stark erwärmt hatte. Das Kernkraftwerk Golfech im Süden der Republik musste sogar vollständig vom Netz genommen werden. Damit standen etwa 15 Prozent der französischen AKW-Leistung nicht zur Verfügung. Damit fehlte demnach eine Kapazität von insgesamt 23 Gigawatt.

Mehr Vernetzung für mehr Stabilität

Die Versorgungslücke ließ sich auch an der Strombörse deutlich nachvollziehen. Im Untersuchungszeitraum mussten deutsche Großkunden teilweise bis zu 400 Euro je Megawattstunde zahlen. Das entspricht einem Aufschlag von rund 175 Prozent entspricht.

Die Vernetzung innerhalb Europas sorgte dabei für eine erhebliche Entspannung. Denn die Energie konnte gezielt in die Regionen geführt werden, in denen der jeweils höchste Bedarf vorherrschte. Ein noch stärker ausgebautes europäisches Energienetz könnte also einen Teil der Antwort auf Versorgungsengpässe und Stabilitätsprobleme darstellen.

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein