Der Führerschein steht im Fokus der Politik. Erst kürzlich kündigte das Verkehrsministerium an, den Führerscheinerwerb umfassend reformieren zu wollen. Der Lappen soll moderner, günstiger und einfacher werden. Entsprechend groß ist das angedachte Maßnahmenpaket. Und damit nicht genug. Auch auf der europäischen Ebene kündigen sich große Veränderungen an. So akzeptierte das Europäische Parlament am Dienstag überarbeitete EU-Führerscheinvorschriften. Das erklärte Ziel: mehr Verkehrssicherheit und weniger Unfälle. Dabei war eine geplante Maßnahme besonders umstritten: verpflichtende Gesundheits-Checks für Fahrer jenseits der 70 Jahre. Dann kam die Entwarnung. Doch nun steht eine andere Idee im Raum.
Alternative für Gesundheits-Checks
Dass die Reaktionszeit im Alter abnimmt, steht außer Frage. Wohl aus diesem und ähnlichen Gründen, stimmten in einer 2024er YouGov-Untersuchung 64 Prozent von rund 2.000 Befragten regelmäßigen Gesundheitsuntersuchungen zur Überprüfung der Fahrtauglichkeit zu. In der neuen Führerschein-Richtlinie spielen verpflichtende Gesundheits-Checks ab 70 dennoch keine Rolle mehr. Senioren können aufatmen. Zumindest vorerst.
Während der TÜV-Verband die neue EU-Führerscheinrichtlinie im Allgemeinen begrüßt, werden einige Aspekte deutlich bemängelt. So kritisiert Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität, dass die Null-Promillegrenze für Fahranfänger aus dem Gesetzentwurf gestrichen wurde. Auch in der geplanten Regelung, die es 15-Jährigen ohne Begleitung erlauben würde, Pkw bis 2,5 Tonnen mit Tempo 45 km/h zu fahren, sieht Goebelt ein Sicherheitsrisiko. Und dann wären da noch die polarisierenden Gesundheits-Checks für ältere Fahrer.
Während der TÜV-Verband die Streichung der Gesundheitsuntersuchungen im Allgemeinen nicht kritisiert, schlägt er eine andere Vorgehensweise vor: „Ein Schritt zu mehr Fahrsicherheit älterer Verkehrsteilnehmer wäre die Einführung EU-weit einheitlicher Rückmeldefahrten für Fahrerinnen und Fahrer ab 75 Jahren gewesen“, sagt Goebelt. Rückmeldefahrten trügen dazu bei, auch im hohen Alter die Fahrkompetenz aufrechtzuerhalten.
Was steckt hinter Rückmeldefahrten?
Rückmeldefahrten sind Fahrten im Realverkehr. Dabei wird das Fahrtverhalten durch amtlich anerkanntes Fachpersonal beobachtet und bewertet. Die Teilnehmer erhalten Feedback zu ihren Stärken und Schwächen – ein Entzug der Fahrerlaubnis ist dagegen nicht vorgesehen. Zeitgleich sollen die Rückmeldefahrten für über 75-Jährige jedoch kein freiwilliges Angebot zur Überprüfung der eigenen Fahrkompetenz darstellen. Stattdessen sind sie als verpflichtende Maßnahme angedacht. Von einer praktischen Umsetzung ist die Idee derzeit jedoch noch weit entfernt.
Der ADAC sprach sich übrigens seinerseits stets gegen regelmäßige Check-ups für Senioren aus. Warum dessen Argumentation nicht gänzlich aufgeht, erklären wir in dem folgenden Artikel:
