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Noch okay oder schon Betrug? So tricksen Samsung, Huawei & Co.

5 Minuten
In den vergangenen Jahren schlug ein Thema rund um Smartphone-Kameras immer wieder hohe Wellen. Nutzer haben spekuliert, Medien haben berichtet und Hersteller, die haben sich größtenteils herausgehalten. Aus gutem Grund. Ein Kommentar.
Samsung Galaxy S23 Ultra
Samsung, Huawei & Co.: Ist das noch okay oder schon Betrug?Bildquelle: Timo Brauer / inside digital

Das Weltall, unendliche Weiten. Schauen wir von der Erde aus in den Sternenhimmel, sticht einen Bro­cken besonders hervor – der Mond. So nah und doch so fern. Uralt und trotzdem erst seit wenigen Jahrzehnten einigermaßen erforscht. Kein Wunder also, dass dieser zu den beliebteren Motiven für Hobbyfotografen gehört. Einen Haken hat die Sache allerdings: Wer ein passables Foto machen möchte, benötigt eine Kamera mit Zoom-Objektiv. Zumindest war das noch in jüngster Vergangenheit der Fall. Mittlerweile ist nichts weiter erforderlich, als sein Samsung Galaxy S23 Ultra aus der Tasche zu holen, das Objektiv auf den Mond auszurichten, den Auslöser zu betätigen und siehe da: zwar kein Kunstwerk, aber dennoch ein passables Foto unseres natürlichen Begleiters. Ein Wunderwerk der Technik also? Vielleicht. Aber sicherlich nicht so, wie man vermuten würde. Denn bei dem Bild handelt es sich lediglich um eine Fälschung. Zumindest im weiteren Sinne.

Die Mondlandung war echt, aber diese Fotos sind es nicht

Einige Smartphone-Hersteller haben sich einen Kunstgriff ausgedacht, der ihre Kameras als qualitativ hochwertiger darstellen soll, als sie in Wahrheit sind. Und dazu zählen auch die ganz großen, wie Huawei und Samsung. Letzterer war deswegen kürzlich sogar wieder in den Schlagzeilen, doch die breite Masse dürfte die Pointe nach wie vor nicht mitbekommen haben. Und genau das ist das große Problem. Doch alles der Reihe nach. Worum geht’s eigentlich?

KI-Optimierungen respektive Szenenoptimierungen sind im Rahmen der Smartphone-Fotografie nicht neu und auch kein Hexenwerk. Grundsätzlich werden dabei die einzelnen Pixel manipuliert, damit das Bild beispielsweise etwas schärfer wird oder die Farben etwas knalliger. Ein gängiges Prozedere, das auch professionelle Fotografen während der manuellen Nachbearbeitung in Photoshop und Co. anwenden. Das wird in der Regel transparent seitens der Hersteller kommuniziert, während im gleichen Atemzug die Vorzüge der eigenen „Echtzeit“-Bildbearbeitung angepriesen werden. Wird jedoch ein Mondbild mit dem Samsung Galaxy S23 Ultra geschossen, dann geht die KI einen gänzlich anderen Weg.

Erkennt die Software den Mond auf einem Foto, bedient sie sich eines Tricks. Anstelle die bereits vorhandenen Pixel zu optimieren, werden neue Bildinformationen aus einer Datenbank hinzugezogen. Denn die KI hat bereits zig Mondbilder analysiert und kann die neuen Bildinformationen daher nun auf das aktuelle Motiv übertragen. Heißt: Das eigene Foto wird zwar nicht direkt durch eine 08/15-Fotografie des Mondes ausgetauscht. Allerdings bleibt von dem ursprünglichen Bild nicht mehr viel übrig. Insofern hätte man sich den Aufwand als Fotograf auch sparen und direkt ein Foto von Google herunterladen können.

Samsung
Samsung-Handys und die Mondfotografie

Ein lupenreiner Skandal? Nicht direkt

In den vergangenen Jahren wurden betroffene Hersteller und darunter auch Platzhirsch Samsung zunächst lediglich verdächtig, die beschriebenen Arbeitsprozesse anzuwenden. Ende 2022 beugte sich Samsung dann dem öffentlichen Druck und publizierte einen ausführlichen Blogbeitrag, der das Vorgehen thematisiert. Ein Schlussstrich also? Mitnichten. Denn wie zuvor erwähnt, landete das Thema kürzlich abermals in den Schlagzeilen, nachdem ein entsprechender Reddit-Post viral ging. Und das ist auch nicht weiter verwunderlich. Denn nach wie vor weiß kaum jemand um die Art und Weise, wie Samsung dessen Mondfotografien „aufhübscht“.

Der Grund hierfür ist recht simpel: Samsung hält es nicht für nötig, besagtes Problem zu thematisieren. Oder aber die Käufer werden absichtlich im Dunkeln gelassen. Denn nach unzähligen Nutzerkommentaren, Diskussionen und Berichten sollte mittlerweile klar sein, dass das Thema vielen Besitzern betroffener Geräte recht wichtig ist. Und dennoch: Auf der Vorstellungsseite des neuesten Smartphones, des Samsung Galaxy S23 Ultra, findet sich kein einziger Hinweis darauf. Der zuvor aufgeführte einsame Blogbeitrag wurde zudem auf Koreanisch veröffentlicht. Daher ist dieser ebenfalls keine große Hilfe.

Mangelhafte Kommunikation – bereits Betrug?

Obwohl die aufgenommenen Mondbilder mit echten Aufnahmen nicht mehr viel am Hut haben, handelt es sich bei der angewandten Methode dennoch lediglich um eine Art Optimierung. Künftig wird dieses Prozedere möglicherweise gar Standard sein. An dieser Stelle von einem Fake zu sprechen, ist daher etwas übertrieben. Oder es wäre es, würden die Anwender verstehen, was hier gespielt wird. Doch diese werden schlichtweg nicht informiert. Höchstwahrscheinlich sogar bewusst. Schließlich versuchte Samsung seit 2020 mit seinem 100-fachem „Space Zoom“ bei den Käufern zu punkten. Dieser wurde bis einschließlich 2022 auch aggressiv beworben. Obwohl der Zoom eigentlich nicht zu gebrauchen ist, wie unsere Tests der Galaxy-Flaggschiffe zeigten. Da würde die Info, dass die detailreichen Mondfotos allesamt lediglich „nachgebaut“ wurden, sicherlich nicht sonderlich gut in das Konzept passen.

Kein direkter Betrug also, jedoch sicherlich „Totschlag durch Unterlassen“. Denn Samsung und andere Hersteller haben nicht direkt gelogen, jedoch auch nicht in ausreichendem Maße aufgeklärt. Dabei wissen sie genau, dass die Anzeichen einer entsprechenden Manipulation dem Otto Normalverbraucher nicht auffallen werden. Und darauf dürften diese bedauerlicherweise auch spekulieren. Zumindest lässt sich die umstrittene Bildaufwertung bei den Galaxy-Geräten auf Wunsch manuell abschalten – unter „Szenenoptimierung“.

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4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Dominik

    Das was Samsung und Huawei (evtl. auch andere) machen ist doch schon gang und gebe. Gopro zum Beispiel gibt an das sie in der Hero 11 black einen „neuen größeren Sensor“ einsetzen, dabei ist es der selbe Sensor wie in der Hero 9/10 black, nur das von diesem per Software mehr effektive Pixel ausgelesen werden..
    Auch das „neue 8×7 Bildformat“ würden die beiden vergangenen Modelle locker packen wenn die Software nicht beschnitten wäre.

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  2. Nutzerbild Nadine.K.

    Traurig , ich finde es schon Betrug ! Man kann ja darauf hinweisen und sollte dies in der Werbung erwähnen!Ich bin auch ziemlich enttäuscht und vermute das es mein letztes Samsung Produkt gewesen ist. Der Service wird meiner Meinung nach auch immer schlechter seit 2 Jahren kann mir kein Mitarbeiter helfen mein Samsung Pay wieder am laufen zu bekommen , also Galaxy watch ohne Bezahl Funktion obwohl ich extra eine mot lte gekauft habe was mir nun nichts bringt , wäre da interesse am Kunden würde man sich die Zeit nehmen und helfen. Ich hoffe andere Hersteller fokussieren sich so wie samsung mehr auf eine richtig gute Kamera und gute prozessoren und dann wäre ich sofort beim nächsten Hersteller.

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  3. Nutzerbild AshuraMuto

    Leute ihr seid für diese Diskussion schon wieder Wochen zu spät….
    Und es ist mittlerweile auch schon wieder alles geklärt.
    Samsung holt keine fremden Bild Daten aus dem Netz und bastelt diese in seine Bilder rein!
    zum einen würde das schon deutlich gegen das Urheberrecht verstoßen! Das kann sich kein hersteller leisten.
    Zudem hat der „vermeintliche tester“ nur geschrieben dass er absichtlich seinen Fokus unscharf gestellt haben will. Die automatische Ki unterstützte Szenen Optimierung wäre aber aktiv. Das bedeutet, dass im Hintergrund viele einzelne schnelle Aufnahmen gemacht werden wo auch der Auto Fokus Ki gesteuert verwendet wird. Da dies aber aufgrund der Dauer der einzel Aufnahmen und der damit verbundenen auslastung gpu und CPU nicht im Vorschau Bild angezeigt wird sollte auch den meisten klar sein.
    Die Ki Schuster jetzt aus DIESEN einzel Aufnahmen mit unterschiedlich gesetzten Fokus die endaufnhame zusammen. Es ist ein echtes Foto das Ki basiert digital nachbearbeitet ist und keine hinzugefügten fremd Details beinhaltet.

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  4. Nutzerbild Kevin Rombold

    Und erneut wird hier richtig deutlich wie sehr die deutsche online Berichterstattung nur noch clickbait und copy paste berichterstattung ist….
    Schon beim ersten Bericht zu dem Thema mit dem S23 gab es eine ofizielle Richtigstellung von Samsung in der auch erklärt wurde wie die Szenenoptimierung mit KI unterstützung die Bilder macht.
    Der ursprüngliche Beitrag dazu lässt leider auch deutlich erkennen dass der Schreiber nicht so versiert in der KI unterstützten Kameraarbeit ist. Er hat „absichtlich“ das motiv unscharf gestellt, aber die automatische Szenen Optimierung angelassen… Nun arbeitet diese mit KI unterstützung folgendermaßen… Es wird eine ganze Serie an Aufnahmen gemacht wobei die Szenenoptimierung erkennt dass es sich bei dem Motiv um ein Mondbild handelt. Die Szenenoptimierung stellt dabei den Fokus im Hintergrund immer wieder stellenweise schärfer und bastelt dann mithilfe der KI aus diesen einzelnen Aufnahmen mit unterschiedlichen Fokussen ein optimiertes gesamtbild. Zudem gibt der Nachtmodus in kombination mit der Szenenoptimierung und KI auch eine Abdunklung und Farbtemperatur korrektur anhand der vorhanden BIlddaten durch. Es werden keine externen Bilder herangezogen! Und es werden auch keine nicht vorhandenen Details hinzugefügt. Sondern es findet mehrfaches scharfzeichnen, farbtemperaturanpassungen und Helligkeits/Kontrastanpassungen statt die dann zum Endergebnis führen. Aber das ist alles mit dem was die Kamera aufzeichnet und die Software daraus noch herausholt… Photoshop nachbearbeitung am PC macht auch nichts anderes …
    Bitte hört auf alles sinnlos nachzuplappern was irgendwo ins netz gepostet wird.

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