Ryanair: Deutschland? Nein, danke!

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Der Luftverkehr in Deutschland wächst langsamer als in anderen Teilen von Europa. Ein Grund: die hierzulande von Fluggesellschaften zu zahlenden Gebühren. Sie fallen höher aus als in anderen Ländern. Das sorgt dafür, dass Billigflieger wie Ryanair und Easyjet häufiger auf andere Länder ausweichen.
Boeing 737 von Ryanair am Flughafen von Amsterdam Schiphol.
Ryanair sind die Gebühren in Deutschland zu hoch. Bildquelle: Unsplash / Niels Baars

Für Lufthansa und Eurowings könnte es vermutlich keine bessere Nachrichten geben. Ryanair hat sich dazu entschlossen, in absehbarer Zukunft hauptsächlich außerhalb von Deutschland zu wachsen. Verstärkte Konkurrenz müssen die beiden führenden deutschen Fluggesellschaften also erst einmal nicht befürchten. Annika Ledeboer, bei Ryanair für den deutschsprachigen Raum zuständig, sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa): „Wir stationieren unsere Flugzeuge lieber in Italien, Spanien oder anderen Standorten, in denen wir niedrigere Zugangskosten haben.“

Ryanair meidet Deutschland wegen hoher Gebühren

Die gebürtige Fränkin verweist darauf, dass Ryanair derzeit eher in Frankreich und Schweden nach neuen Crews suche. Die deutsche Luftverkehrssteuer zwinge Ryanair fast schon dazu, keine weiteren Flugzeuge an deutschen Flughäfen zu stationieren. Ebenso die vergleichbar hohen Gebühren für Luftsicherheit und Passagierkontrollen. Laut Ledeboer waren schon einmal 52 Ryanair-Jets in Deutschland stationiert. Aktuell sind es nur noch 29 Boeing 737, die über Nacht an sieben deutschen Flughäfen stehen. Dass Ryanair in Summe hierzulande trotzdem noch 14 Flughäfen ansteuert, liegt daran, dass die Iren von anderen europäischen Airports in Richtung Deutschland fliegen, um anschließend direkt wieder kehrt zu machen.

Und Lufthansa? Deutschlands namhafteste und international geschätzte Airline möchte wieder mehr Geschäftsreisende gewinnen. Und sie wagt zu diesem Zweck sogar einen Schritt, mit dem kaum jemand gerechnet haben dürfte. Das Angebot auf Kurzstrecken soll nach Angaben von Vertriebschef Frank Naeve wachsen – auch innerdeutsch. Man dürfe das Geschäft nicht der Bahn und Videokonferenz-Anbietern überlassen, sagte er der FVW. Klimaschutz? Für Naeve offenbar kein Thema. Aber es ist wohl auch weniger sein Job, sich mit umweltpolitischen Themen auseinanderzusetzen. Umsatzsteigerung und Gewinnmaximierung stehen über allem.

Ryanair-Managerin Ledeboer glaubt unterdessen nicht, dass Lufthansa beim innerdeutschen Luftverkehr auf absehbare Zeit wieder zu jenem Niveau zurückkehren wird, das es einst gab. Der fehlende Wettbewerb sorge für überdurchschnittlich hohe Ticketpreise. Easyjet hatte einst auf der Rennstrecke zwischen Berlin und Köln/Bonn versucht, den Wettbewerb mit Eurowings aufzunehmen. Dann kam Corona und infolgedessen fliegt Eurowings die Strecke aktuell wieder konkurrenzlos.

Ryanair-Plan: Massives Wachstum

Ryanair verfolgt derweil den Plan, in den kommenden Jahren außerhalb von Deutschland ein kräftiges Wachstum zu erreichen. Im laufenden Geschäftsjahr sollen 185 Millionen Passagiere mit der Billigfluggesellschaft abheben, davon 16 Millionen in Deutschland. Im Jahr 2026 sollen es europaweit schon 225 Millionen Gäste sein. Dann könnte es für Ryanair auch eine Rückkehr an den Flughafen von Frankfurt/Main geben; sofern vor Ort das geplante Billigflug-Terminal dann tatsächlich wie geplant aktiviert wird.

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3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Paul

    Super, damit Lufthansa (denen Eurowings gehört) ein Monopol in Deutschland hat. Das wirkt sich vielleicht für deren Aktionäre gut aus, aber sicher nicht für die Passagiere und den Luftverkehrsstandort Deutschland. Eventuell weicht man jetzt auf grenznahe Flughäfen wie Maastricht/Aachen, Basel/Freiburg, Salzburg oder Prag aus.

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  2. Nutzerbild Mike Mendez

    Na dann werden die Tickets noch teurer. Perfekt. Die sind jetzt schon kaum bezahlbar. Deutschland verkommt.

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  3. Nutzerbild Klaus Dengler

    Ryanair darf gerne Deutschland verlassen, kein Verlust. Im Gegenteil, diesen Anbieter braucht niemand.

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