Günstig sind sie nicht gerade, die Elektroautos von Nio. Dafür können die Stromer der aufstrebenden Marke aus China aber mit einer gehörigen Portion Luxus überzeugen. Auch wir konnten uns bereits von der Limousine Nio ET7 (Test) und dem Mittelklasse-Modell Nio ET5 (Test) ein Bild machen und so nachvollziehen, warum die Autos insbesondere als Dienstwagen gefragt sind. Jetzt geht Nio noch einen Schritt weiter. Mit dem Nio ET9 wurde ein neues E-Auto präsentiert, das man, ausgestattet mit 23 Zoll großen Reifen und einem elektrisch ausfahrbaren Spoiler am Heck, zweifellos als neues Flaggschiff in der Flotte des Herstellers bezeichnen darf.
Nio ET9: Der Star ist der mitfahrende Passagier
Ob das fast 5,33 Meter lange Auto aus technischer Sicht wirklich in direkte Konkurrenz zu BMW i7 und Mercedes EQS treten kann, bleibt abzuwarten und kann zu einem späteren Zeitpunkt nur ein Test offenbaren. Fakt ist aber, dass der Nio mit dem ET9 den Wettbewerb zu den deutschen Luxusmarken nicht scheuen muss. Die ersten, jetzt veröffentlichten Details offenbaren eine lange Ausstattungsliste. Und technische Details, die man bei BMW und Mercedes noch vergeblich sucht.
Unter anderem möchte der Nio ET9 mit einem besonders luxuriösen Interieur punkten. Serienmäßig kommt der Wagen mit vier Sitzen zum Kunden, die sich bei Bedarf um 45 Grad zurückklappen lassen. Für viel Platz im Fond sorgen insbesondere stattliche 3,25 Meter Radstand. Durch das flach nach hinten abfallende Dach könnte aber bei lang gewachsenen Menschen die Kopffreiheit eingeschränkt sein.
Viel Tageslicht strömt durch ein Panorama-Glasdach in den Innenraum – bei Bedarf mit Sonnenblenden abdunkelbar. Während der Fahrer einen 15,6 Zoll großen Touchscreen nutzen kann, stehen im Fond zwei je 14,6 Zoll große Bildschirme zur Verfügung. Sie sind in die Kopfstützen der Vordersitze integriert. Für die entsprechende Prozessor-Power sorgt ein 32-Core-System mit Chips von Qualcomm.
Leistung? Satt vorhanden!
Hinsichtlich der abrufbaren Leistung stellt Nio beim ET9 einen 340 kW (462 PS) starken Heckantrieb in Aussicht, unterstützt durch einen 180 kW (245 PS) starken Motor an der Vorderachse. Das ergibt eine Systemleistung von 520 kW (707 PS). Weitere Ausstattungsmerkmale auf Premium-Niveau sind Drive-by-Wire-Technologie, Hinterradlenkung mit bis zu 8 Grad Einschlagwinkel und eine vollaktive Federung. Eine aktive Geräuschdämmung soll zudem für Ruhe im Innenraum sorgen. Lidar-Sesoren auf dem Dach machen teilautonomes Fahren möglich.
Nio stellt zudem eine neuartige 900-Volt-Architektur in Aussicht, die unter optimalen Bedingungen mit einer Ladeleistung von bis zu 600 kW in fünf Minuten Strom für zusätzliche 255 Kilometer Reichweite nachladen können soll. Klingt toll, aber es sind Werte, mit denen die hiesige Ladeinfrastruktur gegenwärtig nicht schritthalten kann. Der Energiespeicher selbst ist 150 kWh groß, Angaben zur Reichweite gibt es bisher aber nicht. Optional ist zudem an einer Nio Power Swap Station (Test) ein Batteriewechsel binnen weniger Minuten möglich.
Was kostet der Nio ET9?
In China sind Vorbestellungen des Nio ET9 ab sofort möglich. Der Preis für die Fließheck-Limousine hat es aber in sich: umgerechnet rund 102.000 Euro werden fällig. Bis es erste Modelle des neuen Flaggschiffs auf die Straßen schaffen, müssen aber noch einige Monate vergehen. Denn erste Auslieferungen sollen erst in rund einem Jahr erfolgen. Ein Start in Deutschland ist bisher nicht offiziell bestätigt, aber zumindest nicht ausgeschlossen. Hierzulande dürfte die Luxuskarosse aber in jedem Fall teurer werden als am Heimatmarkt. Die vielleicht einzige gute Nachricht für hiesige Premium-Hersteller.