Zwei Tage mit dem Xpeng G9 (Test) auf dem Weg in Richtung Nordkap liegen hinter mir. Eine Teilstrecke nehme ich heute mit dem etwas agileren Xpeng G6 (Test) in Angriff. Beide E-Autos bieten nicht nur viel Platz im Innenraum. Moderne 800-Volt-Technologie erlaubt es zudem, den Akku schnell wieder aufzuladen – in der Spitze und unter optimalen Bedingungen mit bis zu 300 kW. Zumindest theoretisch. Denn je weiter uns unsere Xpeng Experience Tour in Richtung Norden treibt, desto mehr wird auch klar: Die Dichte an Schnellladesäulen nimmt spürbar ab. Immer seltener finde ich mit meinem Mitfahrer Mario über das bordeigene Navigationssystem unseres E-Autos einen HPC-Charger. Und noch etwas fällt auf.
E-Auto im Ausland laden: Von Roaming-Problemen und günstigen Preisen
Viele von uns nutzen sicherlich eine Ladekarte von EnBW oder EWE Go, um das E-Auto unterwegs mit Ladestrom versorgen zu können. Hier oben in Skandinavien kommt man vielerorts mit seinen Ladekarten aber nicht weit. Denn eine Authentifizierung am Ladesäulen-Terminal schlägt vielerorts fehl. Fehlende Roaming-Kooperationen machen das Aufladen des E-Autos zugegebenermaßen herausfordernd. Teil der Wahrheit ist aber auch: Eine Roaming-Aufladung über einen heimischen Anbieter zu starten, ist überhaupt nicht sinnvoll. Denn das Ad-hoc-Laden mit Kreditkarte ist – anders als aus Deutschland gewohnt – viel günstiger.

Gestern hatte ich schon berichtet, wie günstig das Ad-hoc-Laden in Schweden ist. Viel erschwinglicher als in Deutschland. Doch die eigentliche Überraschung hat mich dann im finnischen Muinio erwartet. Hier haben wir – getrieben von einem niedrigen Akkustand – eine Schnellladesäule angesteuert, an der unsere EnBW-Karte zwar versagte, die jedoch spontanes Aufladen mit Kreditkarte für 39 Cent pro Kilowattstunde (kWh) ermöglicht. 39 Cent! In Deutschland ist ein solcher Preis abseits von Tarifen mit Grundgebühr in aller Regel unvorstellbar. Die Skandinavier zeigen uns aber, was schon heute möglich ist; wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Losgelöst von der Frage, wie diese in Skandinavien exakt aussehen, möchte man den deutschen Ladesäulen-Betreibern aus dem Impuls heraus zurufen: „Wacht endlich auf, tut etwas für erschwingliche E-Mobilität!“
Es wird immer kälter!
Doch zurück auf die Straße. Heute reisen wir von Enontekiö in Finnland über das norwegische Alta weiter auf die Insel Magerøya. Konkret in die kleine Stadt Honningsvåg, die auch bei vielen Kreuzfahrt-Touristen als Ausgangspunkt für eine Bustour zum Nordkap dient. Etwas mehr als 400 Kilometer müssen wir dafür zurücklegen, nachdem es am Vortag schon 700 Kilometer waren. Wir wissen also, was auf uns zukommt. Viel Strecke, endlose Weiten, unzählige Rentiere entlang unserer Wegpunkte und schneebedeckte Berge mitten im Juli. Auf den ersten Blick verwunderlich, doch selbst im Frühsommer steigt die Temperatur hier oben im äußersten Norden Europas nur selten über 10 Grad Celsius.

Was auch auffällt: Die Verkehrsdichte nimmt wieder zu. Waren wir in Nordschweden und in Finnland oft allein auf weiter Flur unterwegs, kreuzen jetzt immer mehr Camper, Motorräder und auch Radfahrer unsere Wege. Ja, das Nordkap ist auch für Trekking-Radler ein beliebtes Ziel. Wenngleich ich mir auf dem Weg dorthin besonders beim Durchfahren der (sehr) langen Autotunnel – allein der Nordkaptunnel ist fast sieben Kilometer lang – immer wieder die Frage stelle, wie man sich eine solche Qual insbesondere ohne E-Bike überhaupt antun kann. Vom Gestank im Tunnel, den natürlich noch immer auch viele Verbrenner mit ihren wenig erquickenden Emissionen queren, mal ganz abgesehen.
Das Nordkap: Ziel unserer E-Auto-Tour erreicht!
Ehe wir uns von Honningsvåg aus auf den letzten Abschnitt in Richtung Endziel begeben, entscheiden wir uns, schon mal im Hotel einzuchecken, zu Abend zu essen und erst danach ganz entspannt zum nördlichsten Punkt Europas zu fahren. Im Konvoi treiben wir unsere beiden Xpeng G9 und den Xpeng G6 durch Serpentinen immer wieder auf und ab die E69 kontinuierlich weiter nordwärts. Und schließlich haben wir es geschafft. Das Nordkap mit seinem weltberühmten Globus ist erreicht.

Bei knackigen 2 Grad Celsius lassen wir uns in der nicht enden wollenden Polarnacht den Nordwind um die Nase wehen. Und können dabei die Gunst der Stunde nutzen, dass nur vergleichsweise wenige Touristen vor Ort sind. Denn die beiden großen Kreuzfahrtschiffe, die wir wenige Stunden zuvor noch im Hafen von Honningsvåg haben liegen sehen, machen sich mit Hunderten Passagieren an Bord bereits wieder auf den Weg in Richtung Süden.
Fazit: Das Ziel im hohen Norden ist erreicht – auf in den Süden!
Knapp 3.000 Kilometer sind nach dem Start in Hamburg – die Tour startete ohne mich schon einige Tage eher – endlich geschafft. Und wenn in wenigen Monaten der überarbeitete Xpeng G9 (2025) und der neue Xpeng G6 (2025) in den Handel kommen, geht es direkt auf die nächste E-Auto-Expedition. Dann in Richtung Süden, bis nach Portugal.

Und morgen? Morgen liest du hier bei inside digital noch eine Zusammenfassung des ersten Teils der großen „Xpeng E-Xperience“. Dann nehmen wir dich noch einmal mit auf unseren gesamten Roadtrip, der dann noch etwas mehr über den Xpeng G6 und den Xpeng G9 und unsere Erlebnisse mit diesen beiden E-Autos verrät.
- Rückblick: Mit dem E-Auto zum Nordkap – Tag 1
- Rückblick: Mit dem E-Auto zum Nordkap – Tag 2
