Mit dem E-Auto zum Nordkap – Tag 2: Kilometerfresser Richtung Norden

6 Minuten
Experience-Tour zum Nordkap, Tag 2! Wir gehen mit dem vollelektrischen Xpeng G9 auf die Langstrecke. Rund 650 Kilometer führt uns der Weg fast ausschließlich in Richtung Norden – von Umeå in Schweden bis ins nordfinnische Enontenkiö. Eine Reportage über Komfort in einem E-Auto und flotte Ladestopps.
Xpeng G9 auf dem Weg in Richtung Nordkap mit Rentier.
Herausforderung im Norden Europas: Rentiere im Straßenverkehr.Bildquelle: Mario-Roman Lamprecht

Nach meiner mühseligen, aber unter dem Strich komplikationslosen Anreise in die schwedische Provinz Västerbottens län liegt eine erholsame Nacht hinter mir. Ausgeruht und voller Tatendrang stehe ich mit gepacktem Trolley vor meinem Hotel in Umeå am Straßenrand und warte auf Mario-Roman. Er ist Fotograf und für die kommenden Tage auf dem Weg in Richtung Nordkap mein Begleiter im Xpeng G9 (Test). Problem: Mario lässt auf sich warten. Verzögerungen im Betriebsablauf würde man es bei der Deutschen Bahn vielleicht nennen. Von Problemen beim Bezahlen des Parktickets weiß einige Minuten später Mario selbst zu berichten. Doch nun, kurz nach halb neun am Morgen, kann es endlich losgehen. Ab nach Finnland, unserem ersten Zwischenziel auf dem Weg in Richtung Nordkap.

Mit dem Xpeng G9 in Schweden: Lieber langsam fahren

Theoretisch würde es uns der Xpeng G9 Performance gestatten, mit bis zu 200 km/h gen Norden zu sausen. Klappt aber nicht. Denn die Schweden bremsen uns aus. Nicht nur mit zahlreichen Tempolimits, die auf weiten Teilen unserer Strecke kaum schnelleres Fahren als 100 km/h erlauben. Sondern auch eine nicht enden wollende Zahl von Blitzern, die wie Adleraugen unsere Geschwindigkeit überwachen. Teilweise vergehen nur wenige Kilometer zwischen den einzelnen Geschwindigkeitskontrollen. Wer zu schnell fährt und erwischt wird, muss blechen. Und zwar ordentlich. Bereits 10 km/h zu schnell hat 1.500 Schwedische Kronen Bußgeld zur Folge – umgerechnet rund 135 Euro. Da halten wir uns lieber ans geltende Tempolimit. Immerhin werden stationäre Blitzer in Schweden immer per Schild am Straßenrand angekündigt.

Xpeng G9 vor Straßenschildern in Finnland.
Mit dem E-Auto unterwegs in Skandinavien: günstig, aber teilweise herausfordernd.

Kilometer für Kilometer spulen Mario und ich auf unserer Fahrt gen Norden ab. Wenn man so will, sind wir die Kilometerfresser Skandinaviens. Allerdings nicht allein. Denn hinter uns sind noch zwei weitere Xpeng-Autos in Richtung Nordkap unterwegs. Ein weiterer Xpeng G9 und ein Xpeng G6 (Test), den ich persönlich für das noch etwas schönere E-Auto halte. Und unsere Mitstreiter treffen wir erstmals an einer Ladesäule nahe Töre. Rund 310 Kilometer haben wir zu diesem Zeitpunkt geschafft und hätten locker noch ein paar Kilometer draufpacken können. Das E-Auto selbst hätte es mit fast 25 Prozent Restreichweite locker hergegeben. Doch wir entscheiden uns schon jetzt für einen Ladestopp. Auch, um die Mitreisenden in den anderen Autos nicht zu sehr aus den Augen zu verlieren. Haltepunkt: ein Ladepark von IONITY bei Töre mit sechs Schnellladern, die bis zu 350 kW Ladeleistung bereithalten.

Einmal aufladen, bitte: Schnell und günstig!

Das Aufladen selbst geht mit dem Xpeng G9 schnell über die Bühne. Dank 800-Volt-Technik ist der Akku in der Spitze mit 300 kW in weniger als 20 Minuten wieder bei 90 Prozent. Ein echter Vorteil, wenn man auf der Langstrecke unterwegs ist. Quälend lange Standpausen muss man mit diesem E-Auto nicht einplanen, wenn die Infrastruktur zu Laden mitspielt. Noch viel spannender aber: die Ladepreise in Schweden. An unserer IONITY-Ladesäule werden pro Kilowattstunde (kWh) 6,4 Schwedische Kronen fällig. Das entspricht umgerechnet 58 Cent. Zum Vergleich: An einer IONITY-Säule in Deutschland zahlt man gegenwärtig 75 Cent pro kWh – mit IONITY App 70 Cent. Und die große Überraschung: Wer die Supercharger von Tesla ansteuert, die direkt neben den IONITY-Säulen zu finden sind, zahlt sogar nur 49 Cent pro kWh. Ad hoc. Ohne Anmeldung. Ohne Grundgebühr. Davon können wir in Deutschland in aller Regel nur träumen.

Nach einem kurzen Mittagssnack geht es weiter in Richtung Norden. Aber nicht auf schnellstem Wege. Denn in Överkalix müssen wir einfach einen weiteren Stopp einlegen. Nicht, um zu laden. Auch nicht, um zu essen oder zu trinken. Sondern einfach, um zu staunen. Nachdem mehrere US-amerikanische Oldtimer unseren Weg gekreuzt haben, weist uns ein Schild am Straßenrand auf ein großes Classic-Car-Treffen hin. Und was wir dort finden, lässt unsere Autoherzen höher schlagen. Wir finden uns inmitten von Cadillac Eldorado, Lincoln Continental und Ford Mustang wieder. Oldtimer-Fans wissen, wovon ich an dieser Stelle berichte. Und natürlich dürfen auch einige alte Modelle aus dem Hause Volvo nicht fehlen. Schließlich sind wir gerade in Schweden unterwegs.

Chevrolet Cabriolet beim Classic Car Meeting.
Verbrenner statt E-Auto: Classic Cars lassen das Auto eines jeden Autofans höher schlagen.

Gefangen in der Welt der Classic Cars

Fast 90 Minuten kostet uns unser Stopp bei den wunderschönen Autos aus den 1950er-Jahren. Und in unserer WhatsApp-Gruppe, die wir mit unseren Wettstreitern auf dem Weg zum Nordkap teilen, sehen wir schnell: Wir haben einen gewaltigen Rückstand aufzuholen. Einen Verzug, den wir bis zu unserer Ankunft im Enontenkiö nicht aufholen werden. Auch, weil wir unbedingt die Grenzüberfahrt nach Finnland in Bildern und Videos festhalten wollen. Und weil uns immer wieder Rentiere ausbremsen, die entweder parallel zu unserem Auto über die Straße traben oder vor uns die Verkehrswege queren möchten. Schon allein deswegen empfiehlt es sich, nicht zu schnell auf skandinavischen Straßen unterwegs zu sein.

Eine wichtige Erkenntnis nach schließlich fast 700 Kilometern: Bequemlichkeit ist im Xpeng G9 auch auf der Langstrecke gegeben. Nicht nur auf den vorderen Plätzen bietet der SUV enorm viel Platz, sondern auch auf den hinteren Plätzen. Das macht die Mitfahrt auf allen Plätzen sehr komfortabel. Gerade auch auf einem Roadtrip wie diesem. Wären da nicht die unzähligen Mücken, die uns immer wieder bei Fotostopps überfallen und sich auch im Auto eingenistet haben. Gefräßige Biester, diese skandinavischen Blutsauger! Kein Vergleich zu dem, was wir hier in Mitteleuropa kennen.

Den Plan, unser E-Auto in Enontenkiö noch flott aufzuladen, müssen wir übrigens fast über den Haufen werfen. Eine HPC-Säule gibt es hier im finnischen Niemandsland nämlich nicht. Auch nicht in näherer Umgebung. Immerhin steht aber eine DC-Ladesäule mit zwei Ladepunkten bereit, die 50 kW liefern sollen. Doch ein Ladepunkt scheint defekt zu sein und der Zweite bietet in der Praxis maximal rund 30 kW. Das sorgt bei drei zu ladenden Autos für Herausforderungen. Doch mit nächtlichen Autowechseln an der Säule meistern wir auch dieses Problem.

Xpeng G6 und Xpeng G9 an einer Ladesäule
Xpeng-Autos an einer DC-Ladesäule in Enontenkiö im Norden von Finnland.

Morgen in Teil 3: Nordkap, wir kommen!

Im dritten Teil unserer Nordkap-Reise, den wir am morgigen Sonntag veröffentlichen, geht es noch einmal rund 400 Kilometer weiter nordwärts. Über Honningsvåg in Norwegen rauf bis zum nördlichsten Punkt auf dem Festland von Europa, den man mit dem Auto erreichen kann. Und dabei erleben wir beim Aufladen unseres E-Autos eine weitere Überraschung. Genauer gesagt sogar zwei. Eine, die man immer im Hinterkopf behalten sollte und eine, die mich ziemlich sprachlos gemacht hat. Doch dazu dann morgen mehr.

Ein paar Bewegtbilder vom zweiten Tag meines Roadtrips in Richtung Nordkap haben wir bei YouTube veröffentlicht. Du findest das passende Video nachfolgend in Form eines YouTube-Short-Videos.

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