Obwohl man gar nicht muss: Fast 20 Millionen Deutsche zahlen diese Steuer freiwillig

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Fast 20 Millionen Deutsche zahlen jeden Monat eine freiwillige Steuer. Zusammengerechnet beläuft sich das auf durchschnittlich 740 Euro im Jahr. Manche zahlen sogar deutlich über 1.000 Euro. Die gute Nachricht: Man kann sich von dieser Steuer befreien lassen.
Obwohl man gar nicht muss: Fast 20 Millionen Deutsche zahlen diese Steuer freiwillig
Obwohl man gar nicht muss: Fast 20 Millionen Deutsche zahlen diese Steuer freiwilligBildquelle: Blasius Kawalkowski / inside digital

Ob Lohnsteuer oder Mehrwertsteuer, ob Grund-, Erbschafts- oder Kfz-Steuer: In Deutschland gibt es das Vielsteuersystem mit über 40 verschiedenen Steuerarten. Fast alle müssen von nahezu jedem bezahlt werden. Doch von einer Steuer kann man sich befreien lassen. Und davon profitieren fast 20 Millionen Deutsche, die viele Hundert bis weit über 1.000 Euro jährlich sparen können.

Freiwillige Steuer: So spart man hunderte Euro pro Jahr

Das monatliche Durchschnittsgehalt eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers in Deutschland lag im Jahr 2024 bei rund 4.700 Euro brutto. Bei Steuerklasse 1, der in Deutschland am häufigsten vorkommenden Klasse, werden von dem Bruttogehalt jeden Monat gut 700 Euro Lohnsteuer abgezogen. Verhindern lässt sich das nicht. Aber: Gut 60 Euro monatlich werden für die Kirchensteuer abgezogen, wie sich mit einem Brutto-Netto-Rechner herausfinden lässt. Auf das gesamte Jahr hochgerechnet sind das rund 740 Euro.

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Wie viel vom Gehalt für die Kirchensteuer abgezogen wird, hängt also einerseits vom Bruttogehalt ab und andererseits von der Steuerklasse. In der Regel sind es aber – je nach Bundesland – acht oder neun Prozent der Lohn- oder Einkommensteuer. Von den knapp 38 Millionen Mitgliedern der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland zahlt rund die Hälfte Kirchensteuer. In Summe nahm die katholische Kirche im vergangenen Jahr mit der Kirchensteuer 6,62 Milliarden Euro ein, die evangelische Kirche rund 6 Milliarden. Doch in Zukunft werden die Einnahmen wohl zurückgehen.

Mehr als eine halbe Million Deutsche pro Jahr lässt sich befreien

Der Grund: Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus und lassen sich von der Steuer befreien. Nach Angaben des Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft setzte sich der Trend der vergangenen Jahre fort. Und so haben vergangenes Jahr rund 670.000 Menschen die Kirche verlassen. Wer sich von dieser freiwilligen Steuer befreien lässt, kann somit viel Geld sparen. In unserem Ratgeber zeigen wir dir, wie das funktioniert. Doch ein Austritt hat auch Nachteile.

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Wer aus der Kirche austritt, spart sich damit zwar die Steuer, hat aber unter Umständen auch keinen Zugang mehr zu kirchlichen Sakramenten und Dienstleistungen wie einer kirchlichen Eheschließung, der katholischen Taufe für Kinder oder einer kirchlichen Beerdigung. Darüber hinaus engagieren sich Kirchen in sozialen Projekten wie Caritas und Diakonie. Ein Austritt bedeutet, dass man indirekt weniger zur Unterstützung von gemeinnützigen Diensten beiträgt. Aber: Die Kirchensteuer dient in erster Linie dem jeweiligen Bistum dazu, sein Personal zu finanzieren und etwa Pfarrer und Co. zu bezahlen. Karitative Einrichtungen wie Altenheime und Kindergärten werden zu über 90 Prozent vom Staat bezahlt, berichtet der Deutschlandfunk. Nur etwa zehn Prozent werden über die Kirchensteuer finanziert.

Mitreden

5 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Jörg Baudisch

    Mit der Befreiung von der Kirchensteuer erspart man dem Arbeitgeber auch unnötigen Verwaltungsaufwand, denn es gibt etliche Konfessionen, die vom Fiskus nicht anerkannt sind, bzw. die er wohl für unglaubwürdig 😏 hält. Ein aramäischer Kollege verriet mir, dass Syrisch-Orthodox die älteste christliche Kirche ist.

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  2. Nutzerbild Chris Kuba

    Die Syrisch-Orthodoxe Kirche ist nicht die älteste, aber eine der ältesten christlichen Kirchen. Nach der Urgemeinde in Jerusalem gilt die Kirche von Antiochien als die älteste christliche Kirche überhaupt, aus der die syrisch-orthodoxe Kirche hervorgegangen ist. Dort wurden die Jünger Jesu zum ersten Mal Christen genannt.

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  3. Nutzerbild Hugo

    Die Darstellung ist irreführend. Es handelt sich nicht um eine Steuerbefreiung sondern schlicht um einen Kirchenaustritt.

    Genauso gut kann man sich von der Kfz-Steuer befreien lassen, wenn man ein Auto verkauft. 👍🏽

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    • Nutzerbild Blasius Kawalkowski inside digital Team

      Nur dass die Kfz-Steuer nicht vom Bruttogehalt abgezogen wird.

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  4. Nutzerbild Charles Minor

    So kurz gedacht.Die Kirchensteuer sorgt nicht nur dafür, das man Sonntags Gottesdienste besuchen kann,oder der Pastor einen runden Bauch bekommt.Sie finanziert auch die Posten der Kita, die Jugendarbeit und die Seelsorge.Und der Trend geht dahin, das man natürlich weiterhin die Programme in Anspruch nimmt, aber nicht bereit ist, seinen Beitrag dazugegeben.

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