Großer Faktencheck: E-Autos schlagen Verbrenner

4 Minuten
Einige Überlieferungen rund um das E-Auto halten sich hartnäckig: Der Akku altert schnell. Die Klimabilanz ist verheerend. Die Feuergefahr ist beim Elektroautos größer als bei einem Verbrenner. Doch welche dieser Aussagen stimmt? Jetzt gibt es neue, wissenschaftliche Antworten.
Ladeanschluss am Heck eines E-Autos.
Wie gut sind E-Autos wirklich? Eine neue Analyse gibt darüber jetzt Aufschluss.Bildquelle: Gemini

Das Internet ist voll mit Mythen rund um die E-Mobilität. E-Autos sind teuer, ist vielerorts zu lesen. Sicherlich nicht von der Hand zu weisen, wenn man Faktoren wie eine Steuerbefreiung, die in Deutschland noch bis 2035 gelten könnte, außer Acht lässt. Andere Behauptungen stellen die These auf, die vollelektrischen Stromer seien trotz emissionsfreiem Antrieb schlecht für das Klima. Wieder andere Spekulationen verweisen auf eine nicht zu unterschätzende Feuergefahr, die von einem Elektroauto ausgehen soll. Eine neue Analyse des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) zeigt jetzt, wie die Wissenschaft die teilweise paradoxen Überlieferungen zu E-Autos einschätzt. Das Ergebnis überrascht: Denn das E-Auto schneidet in der Fraunhofer-Zusammenfassung besser ab, als sein Ruf es vermuten lässt.

So gut ist die Klimabilanz von E-Autos wirklich

Unbestritten bleibt: Die Herstellung von E-Autos ist klimaschädlicher als jene eines Verbrenners. Das sieht auch die jüngst erschienene Analyse des Fraunhofer-Instituts so. Je nach Energiequelle, Energieeffizienz der Produktion und der Batteriegröße fallen zwischen 60 und 130 Prozent höhere Treibhausgasemissionen an als bei der Herstellung von Benzin- oder Dieselautos. In der eigentlichen Nutzungsphase verursacht ein E-Auto allerdings in Abhängigkeit des verwendeten Stroms weniger Treibhausgase, so das ISI. Unterstelle man den deutschen Strommix und nehme an, dass die Energiewende wie geplant verlaufe, dann weise ein heute angeschafftes Elektroauto in der Gesamtbilanz über seine Lebensdauer 40 bis 50 Prozent niedrigere Treibhausgasemissionen gegenüber einem vergleichbaren konventionellen Pkw auf; bei durchschnittlicher Fahrleistung in einem Mittelklasse-Pkw. Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien werde sich diese Bilanz hierzulande noch verbessern.

Teil der Wahrheit ist aber auch: Wer ein schweres SUV mit einer vergleichsweise großen Batterie fährt und das auch nur sporadisch, tue der Umwelt nichts Gutes, wenn es sich bei dem verwendeten Fahrzeug um ein E-Auto handele. Beim aktuellen deutschen Strommix falle die Treibhausgasbilanz dann kaum besser gegenüber einem entsprechenden konventionellen Fahrzeug aus. Andererseits: Werde überwiegend oder ausschließlich erneuerbarer Strom zum Laden eines E-Autos verwendet, falle die Treibhausgasbilanz schon heute deutlich positiver aus.

Ort für das Aufladen entscheidet über Wirtschaftlichkeit

Ob sich ein E-Auto aus rein wirtschaftlichen Aspekten lohnt, hängt unter anderem auch davon ab, wo man seinen fahrbaren Untersatz aufladen kann. Wer das Auto primär zu Hause oder am Arbeitsplatz laden kann, hat unter Umständen schon nach drei Jahren einen preislichen Vorteil gegenüber einem vergleichbaren Verbrenner. Höhere Anschaffungskosten werden laut Studie durch geringere laufende Kosten ausgeglichen; auch bei der Wartung. Wenn E-Autos in Zukunft wegen sinkenden Preisen für Batterien erschwinglicher werden, könnte sich der finanzielle Vorteil noch verstärken.

Und wie ist es um die eingangs erwähnte Brandgefahr bei einem E-Auto bestellt? Das FSI stellt klar: „Vergleicht man die Häufigkeit von Bränden von Elektro-Pkw mit den von konventionellen Pkw ist nach heutigem Stand nicht von einer höheren Brandgefahr auszugehen.“ Es gäbe sogar eine Reihe an aktuellen Studien, die bei reinen Batteriefahrzeugen von einer deutlich geringeren Brandgefahr ausgehen, so die ISI-Forscher. Allerdings sei die Datenlage teilweise noch gering und es könne zu Verzerrungen kommen. Unter anderem aufgrund des unterschiedlichen Fahrzeugalters von E-Pkw gegenüber konventionellen Pkw.

Recycling in der Batterieproduktion immer wichtiger

Nachteile ergeben sich bei einem E-Auto aber auch. So sorge das hohe Gewicht der Stromer dafür, dass sie gegenüber vergleichbaren Verbrennern einen höheren Reifenabrieb aufweisen. Es sei aber in Zukunft möglich, dass sich dieser Nachteil buchstäblich in Luft auflöse. Neuen Entwicklungen in der Reifentechnologie sei Dank. Positiv soll sich in Zukunft auch das Batterierecycling auf die Umweltbilanz von E-Autos auswirken. Bis zum Jahr 2035 könnten bis zu 30 Prozent des Bedarfs an Lithium, Nickel und Kobalt für Batterieproduktion durch recycelte Materialien gedeckt werden.

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein