Wärmepumpen gelten heutzutage als die ideale Alternative zu fossilen Heizkörpern. Wer neu baut, kann mit der Planung einer Wärmepumpe hierbei nichts falsch machen. Doch was ist mit den zahlreichen Bestandsbauten in Deutschland, die zurzeit auf andere Heizlösungen setzen? In einer Studie untersuchte das Fraunhofer-Institut, für welche Bauten sich die Nachrüstung einer Wärmepumpe lohnt. Diese Faustregel für Wärmepumpen gilt.
Faustregel für Wärmepumpen: Wann lohnen sie sich für Bestandsbauten?
Dass Wärmepumpen in Neubauten zuverlässig und klimafreundlich funktionieren, ist allgemein bekannt. Das Fraunhofer ISE wollte jedoch in einem Feldtest herausfinden, wann dies ebenso für Bestandsbauten gilt. Wissenschaftler untersuchten rund 56 bestehende Gebäude, in denen Wärmepumpen installiert wurden. Zu Störungen der Geräte kam es während des Feldtests nur selten. Die errechneten CO₂-Emissionen des Heizkreislaufs lagen im Vergleich zu Erdgas-Brennwertheizungen um 27 bis 61 Prozent niedriger. Insgesamt untersuchte das Institut 100 Wärmepumpen im Einsatz über einen Zeitraum von fünf Jahren hinweg, um einzuschätzen, wie sich Wärmepumpen am effektivsten nutzen lassen.
Aus der Studie konnten Wissenschaftler eine Faustregel für Wärmepumpen ableiten. Dr. Marek Miara, Koordinator für Wärmepumpen am Fraunhofer ISE, erklärte in einem Interview mit dem MDR, dass sich auch nicht sanierte Gebäude mit Wärmepumpen heizen lassen. Eine Fußbodenheizung sei dabei kein Muss. Die Faustregel für Wärmepumpen stellt fest, dass sich Gebäude mit einem Energieverbrauch von unter 150 Kilowattstunden pro Quadratmeter für eine Wärmepumpe eignen. Liegt der Energieverbrauch höher, so lohnt es sich vor dem Einbau einer Wärmepumpe zunächst in energetische Sanierungsmaßnahmen zu investieren.
Wärmepumpen funktionieren ähnlich wie Kühlschränke über einen sogenannten Kältemittelkreislauf. Dabei wird das Kältemittel im Inneren erwärmt bis es verdampft und anschließend in einem Kompressor verdichtet, wodurch sich die Temperatur des Kältemittels weiter erhöht. Ein Wärmetauscher übernimmt diese Wärmeenergie und übergibt sie an den Heizkreislauf. Da das Kältemittel nach dem Verlust der Wärme wieder flüssig wird, kann der Kreislauf von vorn beginnen. Besonders effektiv sind Wärmepumpen, wenn die Heiztemperatur geringer ausfällt. Bei Neubauten inklusive Fußbodenheizung sind häufig bereits Vorlauftemperaturen von 35 Grad ausreichend. Betrachtet man hingegen den Energiebedarf, sind deren Heizkreisläufe auf Heiztemperaturen über 55 Grad Celsius ausgelegt. Zudem eignet sich auch nicht jedes Grundstück für jede Form von Wärmepumpe. Welche Möglichkeiten für dein Haus in Betracht kommen, kannst du über diese interaktive Karte erfahren.
Energiewende teuer für Hausbesitzer
Aufgrund dieser Feststellungen kam die Studie ebenso zu dem Ergebnis, dass der Erfolg der Energiewende maßgeblich von der Sanierung von Bestandsgebäuden abhängt. Diese Zahlen verwundern keineswegs. Denn allein innerhalb der EU sind Gebäude für rund 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs sowie 36 Prozent aller CO₂-Emissionen verantwortlich. Darum soll ein höherer Energiestandard für Bestandsgebäude verpflichtend werden. Doch eben das wird für viele Hausbesitzer teuer. Wie der Präsident von „Haus und Grund Deutschland“ gegenüber der Tagesschau schätzt, kommen auf Gebäudebesitzer dabei Renovierungskosten von 1.000 bis 1.500 Euro pro Quadratmeter zu. Alle Gebäude, die somit nicht unter den 150 Kilowattstunden pro Quadratmeter liegen, könnten ihre Besitzer somit in den kommenden Jahren viel Geld kosten.
Allein bei einem Einfamilienhaus mit 100 Quadratmetern wären das bereits Investitionskosten von 100.000 bis 150.000 Euro. Zusätzliche Kosten für den Einbau einer neuen Heizanlage wie einer Wärmepumpe sind in diesem Betrag noch gar nicht berücksichtigt. Bedenkt man, dass die Installation einer neuen Wärmepumpe selbst 11.000 bis 25.000 Euro kostet. Die daraus entstehenden Investitionskosten von 110.000 bis 175.000 Euro kann nicht jeder investieren. Egal, wie viel besser die Energiebilanz des eigenen Gebäudes damit über die Jahre ausfiele.