Expertin erklärt: Gasnetze müssen still gelegt werden, um Kunden zu schützen

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Die Ankündigung, dass die Gasnetze in Deutschland zurückgebaut werden sollen, traf nicht überall auf Anklang. Energieökonomin Claudia Kemfert betont, dass dieser Rückbau jedoch dringend erforderlich sei. Nur wenn das Gasnetz richtig stillgelegt wird, können Verbraucher vor Kosten geschützt werden.
Expertin erklärt - Gasnetze müssen still gelegt werden um Kunden zu schützen
Expertin erklärt - Gasnetze müssen still gelegt werden um Kunden zu schützenBildquelle: Foto von Claudio Schwarz auf Unsplash

Mit der neusten Fassung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) kam auch der Stichtag für Gasheizung, die mit Erdgas betrieben werden. Ab 2045 ist das Heizen mit Gas nicht länger erlaubt. Ein Gasnetz zur Verteilung wird somit genauso wenig benötigt. Energieökonomin Claudia Kemfert erläuterte darum in ihrem Klima-Podcast bei MDR Aktuell, dass Städte und Kommunen rechtzeitig reagieren. Die Gasnetze müssen stillgelegt werden, um Kunden zu schützen.

Rückbau der Gasnetze zwingend erforderlich

Zurzeit heizt rund die Hälfte aller deutschen Haushalte mit Gas und ist somit an ein Gasnetz angeschlossen. Da bis zum Jahr 2045 die Gasheizungen jedoch aus deutschen Eigenheimen weichen sollen, werden die dazugehörigen Netze in Zukunft nicht mehr benötigt. Wartet man zu lange mit dem Rückbau in Regionen, kann sich das für Gaskunden teuer rächen. Für Kemfert ist klar, dass in den kommenden Jahren viele Haushalte auf Fernwärme und die Wärmepumpe umsteigen werden. Gerade, weil Gasheizungen ab 2045 nicht mehr länger mit Erdgas beheizt werden dürfen. Die Stilllegung der Gasnetze muss jedoch bereits weit vorher erfolgen, da die verbleibenden Gaskunden sonst mit hohen Kosten belastet werden. Die Kosten für Instandhaltung und Wartung der Netze würden auf immer weniger Kunden verteilt werden. Dadurch könnten die Netzentgelte für den einzelnen Haushalt, der mit Gas heizt, auf das drei- bis sechzehnfache heutiger Gebühren ansteigen. „Das sind gigantische Kostensteigerungen“, mahnt die Energieökonomin.

Dabei wären sie nicht einmal die einzigen Kosten, die für Besitzer von Gasheizungen in den kommenden Jahren ansteigen werden. Zusätzlich zu den verheerend hohen Netzentgelten dürften auch horrende Kosten für das Heizen mit dem Gas selbst entstehen. Denn auch die CO₂-Bepreisung steigt in den kommenden Jahren weiter an. Zwar kann die endgültige Entwicklung bis zum Ende der Gasheizungen heute noch nicht vorhergesagt werden. Dass es jedoch teuer wird, ist Brancheninsidern seit Langem bewusst. Nicht ohne Grund müssen Kunden, die heute noch eine Gasheizung einbauen, eine entsprechende Beratung durchlaufen, die vor möglichen Kosten warnt.

Grüner Wasserstoff keine Alternative für Gasheizung

Die vielfach beworbene Lösung auf grünen Wasserstoff umzusteigen, die gern unter dem Schlagwort der „Technologieoffenheit“ verbreitet wird, ist dabei keine Alternative. Immer wieder betonen Experten, dass grüner Wasserstoff dafür zu teuer und ineffizient sei. Energieökonomin Kemfert sieht darin eine regelrechte Täuschung von Gaskunden. Das ist nicht verwunderlich, signalisieren solche Aussagen den Verbrauchern doch, dass eine alternative Möglichkeit bestünde, die Gasheizungen auch zukünftig zu nutzen. Dabei sind vielerorts weder heutige Gasnetze noch Gasheizungen auf einen vollständigen Betrieb mit Wasserstoff ausgelegt. Selbst vermeintliche wasserstofffähige Kraftwerke, die beworben werden, sind bestenfalls als „H2-ready“ eingestuft. Es müssten somit teure Anpassungen erfolgen, damit tatsächlich Wasserstoff als Hauptmedium darin genutzt werden kann.

Eine gangbarere Lösung sieht die Expertin in der Verwendung von Biomethan. Dabei handelt es sich zwar ebenfalls um eine stark begrenzte Ressource, mit der sich auch Strom gewinnen lässt. Doch wenn eine Kommune über organische Rohstoffe verfügt, wäre Biomethan eine gute Option. Berechnungen zufolge könnte bis zu einem Viertel aller deutschen Haushalte damit tatsächlich beheizt werden. Im Gegensatz zum grünen Wasserstoff. Damit könnte zumindest die Hälfte aller Haushalte, die heute auf eine Gasheizung setzen, noch immer mit einer solchen heizen, in Regionen, in denen Biomethan in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden kann.

Mit dem geplanten Rückbau der Gasnetze werden Großstädte und Kommunen in Deutschland nun mehr Faktoren in ihrer Wärmeplanung berücksichtigen müssen. Die fertige Wärmeplanung soll für Großstädte bis Mitte 2026 erfolgen, kleinere Kommunen dürfen bis Mitte 2028 nachfolgen. Vor kurzem kündigten bereits die ersten Stadtwerke in Deutschland ihren Kunden an, dass eine Beendigung der Gasversorgung eintreten wird. Weitere Kommunen dürften innerhalb der nächsten Monate dem Beispiel der Stadtwerke Augsburg folgen.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Die Grüne versuchen mit aller Macht eine Wiederafnahme von Gasnetzen zu verhindern. Alle Gesetze können mit der Machtwechsel annuliert werden und beschlossene Ausstieg wird nichtig. Aber wenn die Gasnetze zurückgebaut werden, dann wird es schwirig etwas in Betrieb wieder zu nehmen.
    Aber wenn die Grünen die Gasnetze zurückbauen wollen, wozu baut Habeck dann all die LNG Terminals?
    Wozu riesiegen Unvestitionen und Umweltzerstörung, wenn es keine Gasnetze nicht gibt?

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