Cyber-Kidnapping: Neue Gefahr lässt Eltern verzweifeln

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Für Eltern dürfte es kaum etwas Schlimmeres geben, als ein gekidnapptes Kind. Glücklicherweise sind solche Vorfälle zumindest in Deutschland ziemlich selten. Durch das sogenannte Cyber-Kidnapping kann der sonst weit entfernte Albtraum nun auch hierzulande zur Realität werden.
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Neue Gefahr durch Cyber-KidnappingBildquelle: Queenmoonlite Studio / shutterstock.com

Fälle von Kriminalität haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr aus dem physischen in den digitalen Raum verlagert. Mit dem Voranschreiten der technischen Entwicklung stieg jedoch nicht nur die Zahl, sondern auch die Art der Internet-Betrügereien. Eine neue Masche ist dabei besonders perfide und gefährlich: Cyber-Kidnapping. Vor jener warnen gegenwärtig die Sicherheitsexperten von ESET.

Cyber-Kidnapping

Man stelle sich folgendes Szenario vor: Du bist Mutter oder Vater. Dein Kind ist in der Schule, bei Verwandten oder in der Ferienfreizeit. Plötzlich erhältst du einen Anruf von einer fremden Nummer. Am anderen Ende der Leitung hörst du dein Kind – panisch, verängstigt, um Hilfe rufend. Dann meldet sich ein Unbekannter, der sich als Entführer vorstellt, Lösegeld fordert und Drohungen ausspeit. Ein wahrlich schockierendes Erlebnis, das nun jedoch alles andere als hypothetisch ist. Solche Fälle haben sich laut Informationen von ESET bereits in den USA zugetragen. Mit klassischen Entführungen haben diese allerdings nur wenig gemeint. Cyber-Kidnapping ist deutlich ausgeklügelter und auch perfider, zeitgleich jedoch auch absolut ungefährlich für das Opfer. Zumindest, wenn dieses einen kühlen Kopf bewahrt.

Bei Cyber-Kidnapping wird die Entführung samt Notsituation lediglich mittels KI vorgetäuscht. Auf das Opfer wird Druck ausgeübt und eine Kurzschlussreaktion provoziert. Das Vorgehen sieht dabei wie folgt aus: In einem ersten Schritt setzen Cyberkriminelle KI-Software ein, um soziale Netzwerke nach öffentlich zugänglichen Informationen zu durchforsten und vielversprechende Opfer zu identifizieren. Dazu werden Informationen wie das Einkommen, der Familienstatus und der Wohnort analysiert. Anschließend wird eines der zahlreichen Voice-Cloning-as-a-Service-Tools herangezogen, mit dessen Hilfe sich eine täuschend echte Audioaufnahme der panischen Stimme des Nachwuchses generiert lässt – ebenfalls auf Basis öffentlich zugänglicher Videodateien. Zu guter Letzt ermitteln die Täter mittels KI den idealen Zeitpunkt für einen Schockanruf. Daraufhin folgt die Kontaktaufnahme samt Geldforderung – etwa in Form von Kryptowährung.

Wie können sich Eltern absichern?

„Technologien sind inzwischen so weit, dass man Bilder und Videos täuschend echt nachmachen kann“, so Ildikó Bruhns, Projektleiterin der ESET-Initiative Safer Kids Online. „Mit ein bisschen Übung lassen sich gefälschte Sprachnachrichten oder Bilder, in denen sich beispielsweise Familienangehörige angeblich in Notsituationen befinden, in überzeugender Qualität erstellen. Und die Vorlagen dazu liefern viele Menschen den Kriminellen frei Haus, denn soziale Netzwerke sind eine wahre Fundgrube an Material, nicht nur für diese Art von Betrug.“

Für Eltern bedeutet dies zuallererst, dass sie darauf achten sollten, welche Informationen sie online stellen. Auch empfiehlt es sich, die Privatsphäre-Einstellungen insofern anzupassen, dass geteilte Informationen nicht öffentlich zugänglich sind, sondern ausschließlich von den eigenen Kontakten eingesehen werden können. Um den Nachwuchs bestmöglich zu schützen, können ferner sogenannte Jugendschutz-Apps zum Einsatz kommen. Während eines Erpresseranrufs sollte man derweil möglichst Ruhe bewahren, die Person gegenüber am Handy halten und indes versuchen, den Nachwuchs zu kontaktieren. Ferner rät ESET dazu, die Polizei zu benachrichtigen. Auch dann, wenn sich die Angelegenheit als Cyber-Kidnapping und nicht als echte Entführung entpuppt.

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