Aus für Heizsystem kommt Jahre früher als erwartet

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Bis zum Jahr 2045 will Deutschland klimaneutral werden. Gas- und Ölheizungen sollen bis dahin in Gebäuden ersetzt werden. Nun zeichnet sich jedoch ab, dass viele Menschen dafür weniger Zeit haben, als zunächst gedacht. Denn die EU möchte die fossilen Heizungen bereits wesentlich früher verbieten.
Aus für Heizsystem kommt viel früher als erwartet
Aus für Heizsystem kommt viel früher als erwartetBildquelle: Foto von Zoe Ella Mumford auf Unsplash

Mit der festgelegten Deadline des neuen Gebäudeenergiegesetzes (GEG) hätten Kommunen bis zu 20 Jahre Zeit bekommen, ihre Wärmeplanung fertigzustellen. Besitzer von Gas– und Ölheizungen hätten den zukünftig notwendigen Heizungstausch lange im Voraus einplanen können. Inzwischen kristallisiert sich jedoch heraus, dass ein EU-weites Verbot der fossilen Heizsysteme die Haushalte viel früher zu einem Umdenken zwingt. Das Europäische Parlament möchte Gebäude in der EU wesentlich umweltfreundlicher gestalten – und das bereits bis zum Jahr 2040. Haushalte müssen somit bereits innerhalb von rund 16 statt 20 Jahren das Heizsystem umrüsten.

Gasheizungen soll ab 2040 verboten sein

Alle Zeichen deuten darauf hin, dass das von der EU angestrebte Verbot für Gasheizungen ab 2040 realisiert wird. Zwar müssen die Mitgliedsstaaten noch zustimmen, Experten rechnen jedoch damit, dass es sich dabei lediglich um eine Formsache handelt. Bestätigen die Mitgliedsstaaten den Beschluss, muss auch Deutschland sich an die EU-Richtlinie halten und Öl- und Gasheizungen bereits ab 2040 verbieten. Für viele Haushalte könnte das bedeuten, dass innerhalb der nächsten 16 Jahre große Investitionen notwendig werden. Ob es Kommunen gelingt, in diesen Zeitraum einen Fernwärmeanschluss zu realisieren, bleibt ungewiss. An vielen Orten dürfte es länger dauern, bis ein ausreichendes Fernwärmenetz mit entsprechender Versorgung ausgebaut ist. Dabei werden vermutlich nicht alle Ortschaften eine Versorgung mit Fernwärme erhalten.

Die EU-Pläne stellen dabei nicht die einzige Hiobsbotschaft für Besitzer von Gasheizungen dar. Erst vor Kurzem wurden Pläne von Bundeswirtschaftsminister Habeck laut, die einen Rückbau der Gasnetze vorsehen. Dabei beträfe eine solche Regelung rund 50 Prozent aller Haushalte in Deutschland. Kommt das Aus für die Heizsysteme somit viel früher, als man ursprünglich erwartet hat? Ganz so düster könnte die Prognose nicht ausfallen. Mithilfe eines Tricks könnte es der Bundesregierung gelingen, ihren ursprünglichen Plan dennoch umzusetzen. Es besteht die Möglichkeit, im endgültigen Gesetzesentwurf eine Übergangsregelung einzubinden. Diese könnte dann 2045 enden. Genauso, wie es die neuste Version des GEG vorsieht. Für zahlreiche Haushalte wäre eine solche Übergangsfrist eine Erleichterung. Rund die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland heizen zurzeit mit Erdgas, fast ein Viertel mit einer Ölheizung. Vereinfacht ausgedrückt fielen rund drei Viertel aller Heizsysteme in Deutschland unter die EU-Vorgabe.

Neue Öl- und Gasheizungen nicht empfehlenswert

In der Theorie könnten auch jetzt noch in Deutschland neue Öl- und Gasheizungen eingebaut werden. Ab dem Jahr 2029 müssen sie jedoch einen wachsenden Anteil an erneuerbaren Energien wie Biogas oder Wasserstoff nutzen. Schon heute warnen jedoch Experten vor drohenden Kosten, die künftig mit einer Gas- oder Ölheizung verbunden wären. Gas und Öl werden zukünftig durch den CO₂-Preis deutlich teurer werden, als wir sie heute erhalten. Wie hoch diese Preise in der Zukunft genau ausfallen, kann heute noch niemand vorhersagen. Doch bereits nach heutigen Schätzungen fallen Öl- und Gasheizungen auf lange Sicht teurer aus als klimaneutrale Heizsysteme wie die Wärmepumpe.

Nicht nur die möglicherweise hohen Kosten für den fossilen Brennstoff müssen Besitzer der Gaskessel dabei berücksichtigen. Je mehr Haushalte sich von einer Gasheizung trennen, desto weniger finanzieren die Infrastruktur hinter dem Gas. Die Kosten dieser bleiben jedoch genauso hoch, wie sie es heute sind. Durch die gesunkene Zahl an Gasheizungsbesitzern verteilen sie sich zukünftig jedoch auf weniger Haushalte. Die Belastung für einzelne Heizungsbesitzer könnte dadurch stark ansteigen. Ein zeitnahes Umrüsten könnte also vor doppelt steigenden Preisen schützen.

Zurzeit wird der Heizungsaustausch durch die Bundesregierung mit einem Förderprogramm der KfW mit hohen Zuschüssen gefördert. Schon ab dem 31. Dezember 2028 erlischt der Geschwindigkeitsbonus des Förderprogramms jedoch. Ab diesem Zeitpunkt erhalten Haushalte rund 20 Prozent weniger Zuschuss für den Tausch ihrer Heizung. Eine zügige Umrüstung kann sich dadurch besonders lohnen. Da die Auszahlung der Fördergelder jedoch erst ab September erfolgen soll, zögern viele Haushalte mit dem Beginn der Maßnahmen. Sollte die neue Regelung der EU von allen Mitgliedsstaaten angenommen werden, könnte ein entschlossenes Handeln umso empfehlenswerter werden. Versuchen zu viele Haushalte zugleich eine alte Öl- oder Gasheizung zu ersetzen, muss bei alternativen Heizquellen wie Wärmepumpen erneut mit langen Wartezeiten gerechnet werden, wie man sie zum Teil im vergangenen Jahr beobachtete.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Irgendetwas sagt mir, dass EU das Jahr 2045 auch nicht überlebt und viel früher aufgelöst wird.
    Aller Macht wird im Zentrum gebündelt, die Mitgliedstaaten verlieren mehr und mehr an Souveränität, Demokratie wird ausgehebelt.
    Alle Entscheidungen werden von oben nach unten beschlossen und wer sich nicht hält, wird mit Sanktionen belegt.
    EU weist mehr und mehr Ähnlichkeiten zu UdSSR und am Ende wird auch genauso enden.

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