Lustloser Akku, leuchtend verpackt

11 Minuten

Wiko Fever 4G
Bildquelle: inside-digital.de

Design und Verarbeitung

Das auffälligste Merkmal des Wiko Fever 4G ist auf den ersten Blick gar nicht zu sehen: Die Franzosen haben ihm ein fluoriszierendes Äußeres verpasst, womit es im Dunkeln auf sich aufmerksam machen kann. Doch nicht das gesamte Handy leuchtet, vielmehr wurde der Metallrahmen mit einem Plastikrahmen versehen, der die leuchtende Funktion beheimatet. Sie ist allerdings nur in sehr dunkler Umgebung zu sehen und auch dann hält sich der Aha-Effekt in Grenzen. Wer die Funktion aus Armbanduhren kennt, hat sich daran auch recht schnell satt gesehen.

Der Rest des Smartphones aus Frankreich kann sich sehen lassen: Der Metallrahmen besitzt eine ordentliche Dicke und der Rückdeckel kommt zwar sehr dünn und damit sehr flexibel daher, gefällt jedoch mit einer rauen Oberfläche. Ihr fehlt es, trotz der Struktur, allerdings etwas an Grip, da das Plastik zu hart ist und damit nicht nachgibt.

Das Wiko Fever 4G kommt mit den oft verbauten drei Hardware-Tasten auf der rechten Seite zum Kunden, die auch gut mit dem rechten Daumen erreicht werden können. Der Rahmen um das 5,2 Zoll große Display ist enorm groß: Oberhalb wird der Platz noch durch ein „Wiko“-Symbol, die Frontkamera und die Sensoren ausgenutzt, unterhalb bleibt der Rahmen für den Nutzer jedoch ohne Funktion, die Android-Tasten wurden nämlich als On-Screen-Tasten ausgeführt.

Wiko Fever 4G

Beim Lieferumfang legt Wiko neben den Standards Ladeadapter, Datenkabel und Kopfhörer, noch diverse SIM-Karten-Adapter dazu. Der monetäre Wert der Beigabe kann zwar als gering eingestuft werden – Adaptersets gibt es im Online-Handel bereits für fünf Euro – jedoch ist der Service-Gedanke dahinter sehr positiv einzuordnen.

Das Wiko Fever 4G kommt optisch gefällig und von der Verarbeitung her solide daher. Der riesige Display-Rahmen und der wenig spektakuläre Leuchteffekt trüber ein wenig das Bild.

Wertung 4 / 5

Display

Das Display des Wiko Fever 4G kann mit einer Full-HD-Auflösung von 1.080 x 1.920 Pixeln auf 5,2 Zoll ordentlich Eindruck schinden. Die Schärfe liegt in der Praxis für das Auge und auch auf dem Papier mit einer Pixeldichte von gut 420 ppi auf hohem Niveau. Die Farben sind kräftig und die Kontraste hoch.

Wiko Fever 4G

Wenig stabil: Die Blickwinkelstabilität des Wiko Fever 4G

Bei anderen Disziplinen sind die Eindrücke jedoch nicht ganz so stark: Die automatische Helligkeitsregelung reagiert in einem winzigen Bereich und dimmt das Smartphone bei Dunkelheit herzlich wenig. Dazu kommt, dass die Blickwinkelstabilität ebenfalls nicht an das hohe Niveau des Datenblatts heranreicht.

Lobend zu erwähnen ist hier jedoch, dass Wiko es sich nicht nehmen lässt, das Display einerseits mit einer intelligenten Automatik namens MiraVision auszustatten und andererseits den Nutzer manuelle Änderungen vornehmen lässt.

Wiko Fever 4G

Einstellungsfreudig: Das Display lässt sich prima auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden

Die Daten sprechen für das Display des Wiko Fever 4G, die praktischen Eindrücke jedoch hinterlassen ein wenig Bauchschmerzen. Trotzdem ist es brauchbar und alles in allem im Durchschnitt des Marktes.

Wertung: 3,5 / 5

Ausstattung und Leistung

Wiko Fever 4G

Wiko hat sich beim Fever 4G an MediaTeks Prozessor-Portfolio bedient. Der MT6753 besitzt acht Kerne mit einer maximalen Taktfrequenz von 1,3 Ghz. Er wird von 3 GB Arbeitsspeicher unterstützt. Damit kann eine ordentliche Leistung erwartet werden. Sie wird auch erfüllt, jedoch fehlt es ab und an der Spitzenleistung. Bei Download-Arbeiten und gleichzeitigem App-Parallelbetrieb entstehen ab und an Ruckler und Nachladezeiten. In der Praxis jedoch wird der Normalnutzer kaum die Leistungsgrenzen ausreizen können. Der Spieler dagegen schon: Das Wiko Fever 4G ruckelt sich so durch das 3D-Spiel „Asphalt 8: Airborne“, dass man am liebsten nach 2 Minuten wieder abschalten will. Der Benchmarktest verrät auch die Potenz der Prozessor-Arbeitsspeicher-Kombination: gut 36.000 Punkte im Antutu-Benchmarktest in der Version 6.0 sind aller Ehren wert, zeugen jedoch auch nicht von gehobener oder gar High-End-Ausstattung.

Der interne Speicher wurde von Wiko mit 16 GB Kapazität ausstaffiert. An sich genug Platz für viele Nutzer. Übrig bleiben, obwohl Wiko keinen übergroßen Software-Aufbau auf das Google-Betriebssystem Android 5.1 Lollipop installiert, nur gut die Hälfte des Speichers für den Nutzer. Nach der Installation einiger Standard-Apps kann das Datendepot somit schon sehr knapp werden. Abhilfe liefert jedoch die Speichererweiterung von bis zu 64 GB, die auch nicht mit der Dual-SIM-Funktion kollidiert.

Bei den Verbindungsmöglichkeiten sind das Fehlen von Miracast und MHL noch verschmerzbar, ein NFC-Modul fehlt jedoch auch, womit die schnelle Anbindung an andere Geräte etwas länger dauert. Dafür sind mit Dual-SIM und USBOTG zwei sehr nützliche Features an Bord, die auch typisch sind für den französischen Hersteller und dem Nutzer in der Praxis einen Mehrwert bieten.

Eine durchschnittliche Leistung und wenig, dafür praktische, Ausstattung zeichnet das Wiko Fever 4G zwar nicht aus, taugen aber für Normal- bis Wenignutzer. Power-User sollten jedoch die Finger vom Wiko Fever 4G lassen.

Wertung: 3 / 5

Kamera

Die Kameras mit 13 Megapixeln hinten und fünf Megapixeln vorne zeugen beim Wiko Fever 4G von seiner Mittelklasse-Zugehörigkeit. Dabei verschweigt Wiko in seiner Kommunikation die Blendenzahl und lässt sie vom Fever 4G auch nicht in der Galerie oder den Detailansichten der Bilder anzeigen. Anscheinend will hier jemand kein schlechtes Licht auf sein neues Mittelklasse-Smartphone fallen lassen. Dabei liegt die Blende beim Fever 4G mit 1:2,2 in einem zwar nicht hochklassigen Bereich, aber in einer akzeptablen Lichtstärke.

Wiko Fever 4G

Weniger Qualität als erhofft: Die Kamer des Wiko Fever 4G hinterlässt keinen tollen Eindruck

Die Kamera des Wiko Fever 4G kann zwar als Schnappschuss-Tool im Alltag herhalten, jedoch sind die Ergebnisse weit weg von denen der Kamera-Spezialisten im Smartphone-Bereich. Und trotzdem bietet sie mehr als mancher Konkurrent. Zumindest was den Funktionsumfang angeht: Mit manuellen Einstellungen und einem Berg von Filtern und Automatikmodi zeigt sie, wie eine vollgepackte Kamera-App doch noch halbwegs übersichtlich gestaltet werden kann. Dem Makro-Modus hilft das alles wenig: Die Naheinstellgrenze ist recht lang und der Autofokus liegt deshalb öfter daneben.

Wiko Fever 4G

Manuell oder automatisch: Die Einstellungen der Kamera sind vielfältig

Die manuellen Einstellungen zeigen den guten Willen Wikos bei der Gestaltung der Kamera und der Kamera-App. Trotzdem fehlt es dem Bundle an Qualität und Souveränität beim Umgang mit verschiedenen Lichtsituationen.

Wertung: 3,5 / 5

Software und Multimedia

Wiko installiert auf das Fever 4G die Android-Version 5.1 Lollipop. Sie war noch in der Zeit des Marktstarts des Smartphones aktuell. Mittlerweile wird auf neuen Modelle fast durchweg die neue Version 6.0 Marshmallow installiert. Wiko lässt die Software von Google schon traditionell recht unberührt und passt vor allem das Design an die eigenen Ansprüche an. Durch die Menüs wischt sich der Nutzer in passabler Geschwindigkeit und auch die Übersichtlichkeit bietet wenig Angriffsfläche.

Das Softwarepaket ist dagegen Wiko-typisch schmal geraten. Das hat allerdings einen großen Vorteil: Bloatware und doppelte Programme mit den gleichen Funktionen sind nicht beziehungsweise kaum zu finden. Der Nachteil: Tolle Zugaben werden ebenfalls ausgeklammert.

Wiko Fever 4G

Alles drin: Die Musik-App von Wiko beinhaltet einige schicke Spielereien

Die Multimedia-Abteilung hingegen strotzt nur so von Funktionalität, beheimatet allerdings auch einige Kritikpunkte. Die Musik-App wurde zwar etwas lieblos designt, jedoch bietet sie einen Equalizer und voreingestellte Anpassungen an die gerade gehörte Musik. Beim Test des Lautsprechers fällt jedoch auf, dass sich die Lautstärke der Medien nicht mehr trivial ändern lässt, sobald man aus dem Musikplayer auf die Homescreens wechselt. Dann sind mit den Hardware-Tasten nur noch die Klingeltöne verstellbar. Das Ausklappen der Schnelleinstellungen für die verschiedenen Lautstärken für Klingeltöne, Wecker und Medien klappt in diesem Fall nicht. Hier ist Nachbesserung auf Software-Ebene vonnöten. Hardware-seitig muss der Lautsprecher kritisiert werden. Ob beim Telefonieren oder beim Musikhören: Es macht keinen Spaß, dem quietschenden und plärrenden Schallwandler zuzuhören. Positiv hingegen: Mit einem UKW-Radio und einer Benachrichtigungs-LED ist die Ausstattung komplett.

Die (Betriebssystem-)Software macht wenig Fehler, bietet dafür aber auch wenig. Im Multimedia-Bereich ist es genau umgekehrt: Das Wiko Fever 4G bietet hier viel, kann jedoch nicht ganz überzeugen.

Wertung: 3,5 / 5

Akku

Wiko stattet sein Fever 4G mit einem 2.900 mAh großen Akku aus, der, trotz des abnehmbaren Rückdeckels, nicht trivial wechselbar ist. Gerade unter Last geht er flott in die Knie. So wurden beim 30-minütigen Video-Stream satte 10 Prozent und beim Spielen des 3D-Rennspiels Asphalt 8: Airborn satte 16 Prozent der Kapazität verbraten. Hier zeigt sich der Nachteil der hohen Auflösung und der Größe des Displays. Bei weniger intensiven Anwendungen zeigt er sich als dagegen stoischer Energielieferant, dem beispielsweise eine halbe Stunde Radio hören nur 2 Prozent abluchsen.

Wiko Fever 4G

Schlapper Akku: Der Energiespeicher knickt bei Belastung stark ein

Nach 8 Stunden im intensiven Alltagseinsatz mit je 30 Minuten Video-Stream, Spielen eines 3D-Rennspiels, Telefonieren und Radio hören, kann der Nutzer noch auf 46 Prozent Ladung zurückgreifen. Zwischen den genannten Sessions wurden Testfoto-Aufnahmen gemacht und die alltägliche Nutzung von Browser, Apps und Benachrichtigungen simuliert.

Wertung: 2,5 / 5

Fazit

Wiko will mit dem Fever 4G Kunden ansprechen, die sich mit dem Leuchtrahmen und dem schicken Äußeren des Smartphones identifizieren und nach Datenblatt-Eindrücken auf Smartphone-Suche gehen. Beides bietet Wiko. Es fehlt allerdings etwas an Substanz.

Viele Ideen sind gut, jedoch verheddern sich die Franzosen oft in ihren Umsetzungen. Das Wiko Fever 4G ist beileibe kein schlechtes Handy, jedoch ist die Anzahl der Funktionen und Leistungen, die hinter dem Durchschnitt am Markt zurückhängen zu groß für eine bessere Wertung: Sei es die Kamera, aus deren Setting andere Hersteller mit weniger Aufwand bessere Bilder herausholen, oder auch der lieblos aber funktionelle Musik-Player, dessen Lautstärke sich nicht verstellen lässt, sobald man ihn verlässt – die Liste der Ungereimtheiten ist lang.

Für wen ist das Wiko Fever 4G also geeignet? Die Antwort darauf ist recht einfach: Nutzer, die ein schickes Smartphone mit großem Display und einem Design-Kniff suchen. Dazu die Kunden, die eine Dual-SIM-Funktion und eine Speichererweiterung gleichzeitig wünschen. Sie werden nämlich nicht ganz so oft am Markt bedient, wie man es erwarten könnte.

Testsiegel Wiko Fever 4G

Pros des Wiko Fever 4G

  • schicker Metallrahmen
  • praktische Ausstattung
  • grundsätzlich gutes Display

Contras des Wiko Fever 4G

  • recht schwache Performance
  • durchschnittliche Kamera
  • mieser Akku

Preis-Leistung

Der Preis des Wiko Fever 4G zum Marktstart betrug knapp 240 Euro und ging in den vergangenen Wochen stark zurück, mittlerweile rangiert er zwischen 200 und 170 Euro. Damit ist die Schwelle von einem mittelmäßigen zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis abgedeckt. Wer es also zum Schnäppchen-Preis von deutlich unter 200 Euro bekommen kann, kann getrost zuschlagen. Sollte der aktuelle Marktpreis über 200 Euro liegen, sollte entweder auf das Wiko Fever 4G verzichtet oder noch abgewartet werden. Es wird wohl noch etwas im Preis nachgeben.

Alternativen

Die Alternativen zum Wiko Fever 4G in diesem Preisbereich sind mannigfaltig. Ein Beispiel ist das BQ Aquaris X5 und dessen Cyanogen-Version. Beide konnten im Test von inside-digital.de etwas mehr überzeugen als das Wiko Fever 4G und besitzen einen vergleichbaren Preis. Der Preisverlauf des BQ Aquaris X5 zeigt dabei einen etwas günstigeren Preis als der des Aquaris X5 Cyanogen. Den geringen Aufschlag ist die alternative Software allerdings auch wert.

Ein zweiter heißer Kandidat auf dem alternativen Wunschzettel ist das Honor 5X, das nicht nur einen kompletten Metallbody besitzt, sondern auch im Test des Honor 5X von inside-digital.de mit gleich zwei Zusatzauszeichnungen geehrt wurde. Damit wurde das hervorragende Preis-Leistungs-Niveau und der sehr starke Akku des Chinesen gewürdigt.

Die dritte Alternative stammt aus dem vergangenen Jahr und kommt aus gleichem Hause wie das Fever 4G. Im Test des Wiko Ridge 4G wurde das Gehäuse lobend hervorgehoben und wie beim Honor 5X die Akkulaufzeit und das Preis-Leistungs-Niveau gelobt. Wer also noch ein paar Euro sparen, dabei aber nicht auf ein besonderes Gehäuse verzichten will, der sollte sich den Franzosen genauer ansehen.

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