Der Powerriegel ohne Geschmack

13 Minuten

LG X power im Test
Bildquelle: Michael Stupp / inside-digital.de

Im Kurztest muss sich das Smartphone in einem simulierten Fünf-Stunden-Intervall einiges an Beanspruchung gefallen lassen. Neben Video- und Musikstreaming werden unter anderem ein Telefonat geführt, ein 3D-Spiel angespielt sowie das Internet und einige Apps in Benutzung durchforstet. Da LG das X power mit einem 4.100 mAh großen Energiespeicher ausstattet, ist die Erwartungshaltung an die Kondition des Smartphones entsprechend hoch.

Verarbeitung und Design

Mutet das Smartphone auf den ersten Blick gar nicht so minderwertig an, wird man bei der ersten Berührung eines Besseren belehrt: das LG X power ist ein reines Plastikgerät, was sich auch im Gewicht von nur 138 Gramm widerspiegelt. Die einen werden ob des Leichtgewichts ihre Freude daran finden, andere wiederum würden ein Gehäuse bevorzugen, das etwas kräftiger in der Hand liegt.

Nichtsdestotrotz ist die Haptik des 5,3-Zöllers annehmbar, wenngleich der Tastenhub etwas gewöhnungsbedürftig ist – vor allem die Lautstärke-Wippe ragt kaum aus dem Gehäuse hervor, weshalb sie nicht immer auf Anhieb gefunden wird. Des Weiteren hat LG sich die Design-Finesse einfallen lassen, das Displayglas ober- und unterhalb des Bildschirms über die Kante abzurunden, an den Seiten bleibt eine „harte“ Kante, die sich ob des beliebten 2,5D-Glases nur noch selten findet. Durch die Kante wird die sonst gute Haptik etwas geschmälert.

In Sachen Verarbeitung leistet LG solide Arbeit, Falzen sind nur da zu erkennen, wo sie auch optisch eine Zäsur darstellen sollen, fühlbar sind sie so gut wie nicht. Eine weitere Designkritik bezieht sich auf das 5,3 Zoll große Display, das – angeschaltet – Ränder zu allen vier Seiten offenbart, die durchaus kleiner hätten ausfallen können. Entweder hätte somit die Displaygröße etwas ausgebaut oder die Gehäusegröße ein bisschen eingedämmt werden können.

Das LG X power kommt in einem wenig spektakuläres Design daher, was nicht einmal zu dessen Ungunsten ausgelegt werden muss. Wirklich begeistern kann die Mischung aus Plastik und Gewöhnlichkeit allerdings nicht. Eine harte Displaykante und überflüssige Rundungen an Ober- und Unterseite erledigen den Rest.

Bewertung:  3 von 5

Display

Die Anzeige des LG X power misst in der Diagonalen 5,3 Zoll und bietet eine Auflösung in normaler HD-Qualität (720 x 1.280 Pixel), was die Einsteiger-Klassifikation bestärkt. Entsprechende Abstriche müssen bei Video- und Grafikanwendungen gemacht werden, wenngleich sich diese auf niedrigem Niveau abspielen: Auf 5,3 Zoll ist HD-Auflösung für die meisten Anwendungen völlig ausreichend und akkuschonend zugleich. Problematisch wird es höchstens dann, wenn mit dem LG X power versucht wird, per VR-Brille in die virtuelle Realität abzutauchen.

Das verbaute TFT-Display zeigt sich in der Darstellung durchaus farbenfroh, zum Unterstreichen derer fehlt es dem Display allerdings an Leuchtkraft. Die maximale Helligkeit reicht beispielsweise nicht aus, um unter simulierter direkter Lichteinstrahlung die Oberhand zu behalten.

Einstellungsmöglichkeiten, die es erlauben, das Display nach eigenen Vorlieben einzustellen – beispielsweise in Sachen Farbsättigung, Kontrast oder Schwarz-Weiß-Werten gibt es nicht. Hervorzuheben ist neben der Helligkeitsregelung nur die Möglichkeit, das Smartphone im Lesemodus zu verwenden, wobei die Blauwerte aus der Displaybeleuchtung herausgefiltert werden. Das sorgt insbesondere in dunkler Umgebung für eine augenfreundlichere Nutzung.

Display LG X power Lesemodus
Bildquelle: Michael Stupp / inside-digital.de

Das Display bildet den perfekten Kompromiss zwischen hinreichend und effizient. HD-Auflösung, geringe Helligkeit – fast alles hier kommt einer möglichst langen Akku-Laufzeit bei (noch) aktuellen Standards zugute. Für den Mehrkampf gut, in der Einzelwertung ist das X power allerdings nicht zur Bestleistung fähig.

Bewertung: 3 von 5

Ausstattung und Leistung

Entgegen der international erhältlichen K210-Version des LG X power, besitzt die für den deutschen Markt konzipierte Variante mit der Kennung K220 keinen Qualcomm- sondern einen Mediatek-Prozessor. Der MT6735 basiert auf vier Kernen, die eine Leistung von bis zu 1,3 GHz auf den Platz bringen. Für Einsteiger eine passable Leistung, Anwender mit Anspruch kommen jedoch leicht an die Grenzen. Der grafiklastige Benchmark-Test von AnTuTu (v6.2.6) brachte den Grafikprozessor Mali-T720 an seine Grenzen, was nicht nur während der im Test ablaufenden Videosequenzen zu beobachten war, sondern sich auch im nummerischen Testergebnis von knapp mehr als 31.000 Punkten widerspiegelt. Damit befindet sich das LG-Handy in etwa auf der Höhe eines Lenovo Moto G4 Play oder des Coolpad Torino.

Bei einem Neugerät fällt zunächst allerdings keine große Beeinträchtigung in den Punkten Bediengeschwindigkeit oder App-Performance auf. Wie gut der Prozessor tatsächlich mit dem LG X power harmoniert, kann erst ein auf längere Zeit angelegter Test zeigen.

Trotz der – verglichen mit den Möglichkeiten – bescheidenen technischen Ausstattung, ermöglicht es der Prozessor, über LTE-Frequenzen zu funken. Kompatibel ist LTE Cat.4 mit einer Downloadrate von bis zu 150 Mbit/s.

Verbindungsmöglichkeiten des LG X power

Feature Vorhanden Funktion

HSPA

▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ ▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE ▲  Mobilfunkstandard, Down-max 150 Mbit/s
USBOTG ▲  Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA ▲  Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC ▲  Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung ▼  Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL ▼  Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung ▼  Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version ▲  4.2
WLAN-Standards ▲  802.11 a/b/g/n
Qi ▼  Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones
Dual-SIM ▼  Ermöglicht den Betrieb von zwei SIM-Karten parallel

Bei einem Test-Telefonat mit dem X power, das zwischen Fest- und Vodafone-Netz geführt wurde, konnte beiderseits eine etwas dumpfe Qualität bezeugt werden. In der Freisprecheinrichtung wurde dieser Eindruck noch einmal verstärkt, auf der Handy-Seite kam ein sprachlicher Einheitsbrei durch die Lautsprecher, konzentriertes Zuhören ist hier gefragt.

Wie die Verbindungstabelle zeigt, verfügt das LG X power über einige Möglichkeiten, die eigenen Funktionen zu erweitern. So kann der 16 GB große interne Speicher sowohl per Micro-SD-Karte als auch per USB-OTG-Stick erweitert werden.

Prozessor im Einsteiger-Bereich, dennoch LTE und Schnelladefunktion. LG holt aus dem MT6735 fast alles raus, lediglich eine höhere Displayauflösung wäre hiermit noch möglich gewesen. Für den ganz großen Wurf reicht die Ausstattung allerdings längst nicht. Wer beim Telefonieren über kleinere Schwächen hinweghören kann, dem wird das Innenleben des X power im Alltag gute Dienste erweisen.

Bewertung: 3 von 5

Kamera

Natürlich verfügt auch das LG X power – obwohl hier in der Werbung weniger Wert drauf gelegt wird – über zwei Kameras, eine auf der Vorder- und die Hauptkamera auf der Rückseite. Letztere schießt Fotos in einer Größe von bis zu 13 Megapixeln, videografiert in Full-HD-Qualität (1.920 x 1.080 Pixel) und ist dazu mit 4-fachem digitalem Zoom sowie einem LED-Blitz ausgestattet.

Die Fotoqualität reicht aus, um die eine oder andere Szene festzuhalten, gut gefällt im Test insbesondere die schnelle Reaktionszeit. Qualitativ sollten jedoch keine Wunderwerke erwartet werden. Der Sensor tut sich mit der Belichtung teilweise etwas schwer, Bildrauschen und Unschärfe sind schnell die Folge. Makroaufnahmen gelingen beim ersten Hinsehen bemerkenswert gut, der Eindruck zerschießt sich jedoch, wenn man noch weiter in das betrachtete Motiv hineinzoomt.

Kamera des LG X power
Bildquelle: Michael Stupp / inside-digital.de

Die Frontkamera knipst Bilder mit einer Größe von 5 Megapixeln und verfügt nicht über einen dedizierten Blitz. Wenn nicht zu viel ausgeleuchtet werden muss, steht hier die Möglichkeit des Display-Blitzes zur Verfügung. Allerdings sollte auch an Selfies, die mit dem LG X power geschossen werden, nicht der Anspruch eines kontrastreichen und perfekten Fotos gestellt werden.

Die zugrunde liegende Kamera-App verdient für das Segment, das LG mit dem X power anspricht ein Lob: Wenige Anbieter schaffen es, die App sehr funktionell und einfach zugleich zu gestalten. Die meisten Einstellungen sind ohne Kontextmenü einfach aus- und anzuschalten – auf der anderen Seite fehlt es Foto-Fans dafür an einer Profi-Einstellung und insgesamt an verfeinernden Modifizierungsmöglichkeiten.

Die Kamera des LG X power ist der Schwachpunkt des Geäts: Für Schnappschüsse gerade so ausreichend, gelangt das Smartphone an seine Grenzen, wenn Wert auf Foto-Qualität gelegt wird. Einstellungsmöglichkeiten finden sich so gut wie gar nicht, für Selfies bedarf es zudem optimaler Bedingungen.

Bewertung: 2,5 von 5

Software und Multimedia

LG bringt das X power mit der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuellsten Generation des Android-Systems, Android 6.0.1 alias Marshmallow auf den Markt. Allerdings legt der Hersteller seine eigene Oberfläche über das bunte System – und macht es dadurch ungleich langweiliger. Zwar ist die Oberfläche funkionell und schlank, sieht jedoch aus, wie aus der Zeit der schwarz-weiß-Bildschirme. Zwar sind Home- und Sperrbildschirm wie bekannt mit Hintergrundbildern versehen, die Menüebenen kommen allerdings sehr schlicht daher.

Entsprechend sparsam fallen die Möglichkeiten aus, die Oberfläche weiter zu personalisieren. Bis auf die Anordnung von Apps und Widgets gibt es bei LG hier wenig Spielraum. Dafür fällt allerdings auch kaum etwas unter den Tisch, die aufgeräumte Oberfläche leitet – nach einiger Eingewöhnungszeit – zielsicher durch die verschiedenen Ebenen des Betriebssystems.

Die LG-Oberfläche ist des Weiteren kaum überladen mit Werbe-Apps. Seitens LG vorinstalliert sind neben Standard-Apps wie E-Mail, Memo, Kalender und LG-Apps wie „Smart World“ lediglich Facebook und Instagram. Google wirft jedoch seine ganze Palette an eigenen Apps auf das Smartphone. Dem zugunsten verzichtet LG aber beispielsweise auf eine eigene Musik-App, sodass hier kaum Dopplung stattfindet.

So kommt das altbekannte Google Play Music als Musikplayer zum Einsatz. Altbekannt könnte hier auch mit altbewährt übersetzt werden; denn die Google-App tut, was man ihr befiehlt. Schafft man es, der Werbeoffensive nach Musik-Abos zu entfliehen, offenbart sich ein intuitiver Musikspieler, der seine Aufgabe pflichtbewusst erfüllt. Spezialisten dürften hier allerdings den Equalizer vermissen, mit dem man die Tonspuren nach eigenem Belieben modifizieren kann. Positiv herausgestellt werden darf, dass LG ein UKW-Radio auf das Smartphone packt – ein unterschätztes Feature, auf das immer weniger Hersteller setzen.

„Was muss das muss, alles weitere lass‘ raus“ – so oder so ähnlich dürfte es bei LG geklungen haben, als das Software-Paket und die Betriebsoberfläche für das X power konzipiert wurden. Auch hier sieht man die Handschrift der Effizienz gnadenlos durchscheinen. Das Ergebnis: Eine einfache, schlanke Oberfläche, die allerdings wenige Modifikations-Möglichkeiten bietet. Positiv: Ein UKW-Radio ist mit an Bord.

Bewertung: 3 von 5 

Akku

Namensgebend und der eigentliche Hauptaspekt des Smartphones: Der Akku des LG X power hat vor allem eins: Power. Der Name ist bei diesem Smartphone nicht nur Schall und Rauch. Begünstigt durch abgespeckte Spezifikationen und einfache Hardware hat LG beim X power sämtliche Features so angelegt, dass der große Akku seine volle Kraft entfalten kann. Die 4.100 mAh, die im Energiespeicher zur Verfügung stehen, sollten im Normalbetrieb mindestens drei Tage halten. Nach fünf-stündiger, teils intensiver Nutzung zeigte die Anzeige noch 89 Prozent verbleibende Energie an: Das ist rekordverdächtig.

LG X power Akku-Siegel

Minimalkritik gibt es für die fehlende Möglichkeit des Akkuaustauschs; ein Ersatzakku ist für das LG X power allerdings eher nicht von Nöten.

Die große Stärke des LG X power, ausführende Worte sind an dieser Stelle nicht weiter nötig.

Bewerung: 5 von 5

Fazit

Das LG X power packt genau da an, wo man es vermutet: Alleine für den Akku lohnt sich der 5,3-Zöller von LG. Für anspruchsvollere Nutzer ist es möglicherweise das ideale Zweithandy. So eignet es sich wunderbar dafür, die nötigsten Smartphone-Funktionen unter einen Hut zu packen und drei Tage keine Steckdose sehen zu müssen. Wer jedoch explizit Extravaganz und High-End sucht, ist beim X power falsch.

Das gute Endergebnis des Tests muss im Kontext der mit einbezogenen Akku-Bewertung gesehen werden, die das Gesamtergebnis deutlich nach oben hin abfälscht. Im Vergleich zu anderen Smartphones, die ebenfalls eine 4-Sterne-Bewertung im Test erhalten haben, sei gesagt, dass jenen oftmals eine bessere Bewertung versagt blieb, weil eben der Akku schnell schlapp macht. Beim LG X power ist es hingegen der Akku, der die Bewertung erst möglich macht, hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

Preis-Leistung

Die aktuelle unverbindliche Preisempfehlung des LG X power liegt bei knapp 200 Euro, was durchaus gerechtfertigt erscheint. Bei Online- oder stationären Händlern wird der Preis in der Regel sogar noch etwas unterhalb dieser Marke liegen. Angesichts der konservativen Ausstattung aus der der Akku weit herausragt, sind Preise zwischen aktuell 150 und 200 Euro durchaus angemessen für das Smartphone.

LG X power Testsiegel

Gesamtwertung: 4 von 5 (~70 Prozent)

Pros des LG X power

  • Bärenstarker Akku
  • Brutale Effizienz
  • Kaum Bloatware

Kontras des LG X power

  • Schwache Kamera
  • Dürftige Ausstattung
  • Kaum personalisierbar

Alternativen

Wird nach Alternativen zum LG X power gefragt, sollte man das Lager einteilen und fragen, in welcher Disziplin die Alternative zu suchen ist. Soll nicht mehr als 200 Euro für das Smartphone ausgegeben werden, empfiehlt es sich die inside-digital.de-Bestenliste der Handys unter 200 Euro zu Rate zu ziehen.

Soll das Alternativ-Smartphone in der Akku-Liga des X power mitspielen, müssen hier und da Kompromisse eingegangen werden. Das Huawei Mate 9 verfügt beispielsweise über einen ähnlich großen Akku. Allerdings gibt es hier eine weitaus höherwertige Ausstattung, was sich einerseits im Preis widerspiegelt und was andererseits für einen erhöhten Energiehunger sorgt. Das 5,9 Zoll große Full-HD-Display und der High-End-Prozessor saugen den Akku im Mate 9 wahrscheinlich in bis zu zwei Tagen leer, wenn nicht penibel auf den Verbrauch geachtet wird.

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