Huawei P60 Pro im Test: Die beste Handy-Kamera der Welt

7 Minuten
Trotz anhaltender Embargos bringt Huawei mit dem P60 Pro ein neues Top-Smartphone auf den Markt. Besonderes Highlight neben der erstklassigen Kamera ist die Farbe der Rückseite. Denn statt Smartphone-Einheitsbrei ist hier jedes einzelne Handy ein Unikat. Wir haben das Huawei P60 Pro getestet.
Huawei P60 Pro im Test
Huawei P60 Pro im TestBildquelle: Timo Brauer / inside digital

Das Huawei P60 Pro ist das 2023er-Flaggschiff des chinesischen Herstellers. Es ist ab sofort zu einem Preis von 1.199 Euro erhältlich. Dafür bekommt man als Käufer einiges geboten. Unser Highlight im Test war die Kamera mit einem unglaublichen Makro-Modus und einer variablen Blende. Letztere bietet kaum ein anderes Smartphone und eröffnet neue Möglichkeiten beim Fotografieren. Mehr dazu im Laufe dieses Tests.

Huawei P60 Pro: Jedes Handy ein Unikat

Auf den ersten Blick ist das Design des Huawei P60 Pro eher unauffällig, wäre da nicht die Rückseite in der Farbe „Rococo Pearl“. Da Huawei hier echtes Perlmutt verarbeitet, bekommt jedes Smartphone seine komplett einzigartige Struktur. Wen das Design nicht anspricht, kann zur klassisch schwarzen Variante greifen.

Die unterschiedliche Rückseite von zwei Huawei P60 Pro
Jedes Huawei P60 Pro ist ein Unikat

Das Display misst 6,67 Zoll und ist an den Rändern leicht gebogen. Dank LTPO-AMOLED Paneel sehen nicht nur die Farben erstklassig aus, sondern ist das Smartphone auch in der Lage, die Bildwiederholrate dynamisch anzupassen. So läuft das Always-On-Display etwa mit 1 Hertz, ein Kinofilm mit 24 Hertz und ein Videospiel mit 120 Hertz. Auf diese Weise lässt sich Energie sparen und die Akkulaufzeit verlängern. Auch bei der Auflösung hat Huawei auf die Akkulaufzeit geachtet und setzt auf eine 1,5K Auflösung. So ist das Display etwas schärfer als mit Full-HD, ohne den Akku übermäßig zu belasten.

Das OLED-Display des Huwei P60 Pro
Das OLED-Display des Huwei P60 Pro

Unter dem Display befindet sich ein Fingerabdrucksensor. Hierbei handelt es sich um ein Modell mit Ultraschall-Technik, welches somit auch bei Regen und Nässe zuverlässig funktioniert. Geschützt wird das Display durch Huaweis eigenes Kunlun Glass, welches noch widerstandsfähiger sein soll als Gorilla Glass Victus 2. Zusätzlich ist ab Werk eine Displayschutzfolie installiert und das Smartphone nach dem IP68-Standard wasserdicht.

Hardware mit kleinen Einschränkungen

Leider unterliegt Huawei weiterhin strikten Embargos, was sich auch im neuen Huawei P60 Pro bemerkbar macht. So kommt als Prozessor ein spezieller Snapdragon 8+ Gen 1 zum Einsatz, der kein 5G-Modem besitzt. Da es sich hierbei um das Vorgängermodell des aktuellen Snapdragon-Chips handelt, kann das P60 Pro leistungstechnisch auf dem Papier nicht ganz mit den aktuellen Flaggschiff-Smartphones der Konkurrenz mithalten. Im Alltag fallen hingegen keine Unterschiede auf. So gibt es eigentlich keine App, welche die komplette Performance heutiger Top-Smartphones ausreizen kann.

Auch das fehlende 5G ist verschmerzbar. „Echtes“ 5G mit Gigabit-Geschwindigkeiten ist ohnehin nur an den wenigsten Orten aufgebaut und beim LTE-Empfang schneidet Huawei generell überdurchschnittlich gut ab. In einer Momentaufnahme an meinem Schreibtisch erreichte das Huawei P60 Pro eine höhere Datenrate als ein anderes Smartphone mit demselben Vertrag und 5G.

Die Rückseite des Huawei P60 Pro
Hardware auf Spitzenniveau – Das Huawei P60 Pro

Gut gefällt uns hingegen die Möglichkeit, den Speicher des Huawei P60 Pro zu erweitern. Hierfür benötigt man zwar eine etwas teurere NM-Karte statt den gängigen microSD-Standard, doch immerhin hat man die Möglichkeit noch. Bei Samsung, Xiaomi und Co. ist eine Speichererweiterung im High-End-Segment gar nicht mehr vorgesehen. Auch ist der interne Speicher mit wahlweise 256 oder 512 Gigabyte großzügig bemessen.

Software bleibt Achillesferse

Große Einschränkungen muss man hingegen bei der Software hinnehmen. So bleibt diese leider die Achillesferse des neuen Huawei P60 Pro. Denn Huawei muss weiterhin auf den Play Store sowie sämtliche Google-Dienste verzichten. Als Software kommt in Europa EMUI 13 auf Basis von Android 12 zum Einsatz. Ohne Play Store ist es jedoch kompliziert, an neue Apps zu kommen. Zudem funktionieren viele Apps schlichtweg gar nicht, da sie zum Starten die Google Play Dienste voraussetzen.

Technisch versierte Nutzer können sich die APK-Dateien gängiger Apps wie WhatsApp oder Telegram aus dem Internet herunterladen und selbst installieren. Dabei muss man jedoch ganz genau aufpassen, die Apps nur aus seriösen Quellen herunterzuladen, um sich keine Viren einzufangen. Auch muss man sich um die Updates besagter Apps regelmäßig selbst kümmern, um keine Funktionen zu verpassen oder Sicherheitsrisiken ausgesetzt zu sein.

Eine neue Alternative, auch Google-Apps auf dem Huawei-Handy nutzen zu können, will Gbox sein. Dieses Programm von einem Entwickler aus Singapur kann viele Google Apps und den Play Store auf dem Huawei P60 Pro installieren. Jedoch muss man sich dazu in der App mit seinem Google-Account inklusive Passwort anmelden. Ob man diese sensitiven Informationen einem unbekannten Entwickler geben möchte, sei dahingestellt. Wir würden dazu raten, dies nur mit einem Testaccount ohne persönliche Daten zu machen. In unserem Test hat die Anmeldung erst nicht geklappt. Ein Tag später konnten wir uns jedoch problemlos anmelden und ein paar Apps wie Spotify oder gar Google Maps herunterladen. Andere wie beispielsweise YouTube oder Pokémon Go funktionierten hingegen nicht. Auch sind die Apps nicht nativ, sondern über Gbox installiert.

Kamera bleibt das Highlight

Sondersiegel Kamera für das Huawei P60 Pro

Der Bereich, in dem Huawei auch weiterhin glänzen kann, ist die Kamera. Mit dem Huawei Mate 50 hatte man sich im vergangenen Jahr bereits die Kamera-Krone von DXOmark gesichert und auch das neue Huawei P60 Pro schafft es erneut auf den ersten Platz dieser Bestenliste. Auf dem Datenblatt des Handys steht eine Tripple-Kamera mit folgenden Sensoren:

  • Standardkamera: 48 Megapixel; Blende ƒ/1.4 bis ƒ/4.0; OIS
  • Telekamera: 48 Megapixel; Blende ƒ/2.1; OIS; 3,5x Zoom
  • Ultraweitwinkelkamera: 13 Megapixel; Blende ƒ/2.2; 120 Grad Blickfeld
  • Frontkamera: 13 Megapixel; Blende ƒ/2.4
Fokus auf die Kamera des Huawei P60 Pro
Die Kamera ist das Highlight des Huawei P60 Pro

Highlights sind hier vor allem die variable Blende der Hauptkamera sowie die lichtstarke Telekamera. Außerdem fungiert die Telekamera zusätzlich als Makro-Linse. Damit lassen sich beeindruckende Makro-Aufnahmen machen, ohne sich dem Motiv bis auf wenige Zentimeter zu nähern.

Mit der Hauptkamera lassen sich bei allen Lichtverhältnissen tolle Fotos aufnehmen. Dank der variablen Blende kommt das Huawei P60 Pro dabei mit Gegenlicht bei Sonnenschein genauso klar, wie abends in einer Bar mit stilvoller Beleuchtung. Dasselbe gilt auch für die Telefoto-Kamera, welche zwar auf die variable Blende verzichten muss, dafür aber ebenfalls mit hoher Schärfe bei 3,5-facher Vergrößerung begeistert. Nur die Ultraweitwinkelkamera kann qualitativ nicht ganz mit den anderen Objektiven mithalten.

Ein besonderes Highlight ist die Makro-Funktion. Diese wird nicht über eine separate Makro-Kamera mit minimaler Auflösung, sondern über Telefoto-Linse realisiert. So lassen sich ganz kleine Objekte nicht nur in ganz groß fotografieren, sondern zeitgleich auch nah heranholen.

Kleine Details ganz nah - mit dem Huawei P60 Pro
Kleine Details ganz nah – mit dem Huawei P60 Pro

Huawei P60 Pro: Unser Fazit

Mit dem Huawei P60 Pro beweist der chinesische Hersteller, dass er trotz Embargos in der Lage ist, Smartphones der Spitzenklasse zu bauen. Mit der ungewöhnlichen Farbe unseres Testgerätes setzt man Akzente und die Kamera ist erneut absolute Spitzenklasse, mit einer variablen Blende als Alleinstellungsmerkmal.

Bei der Hardware sind die Einschränkungen, mit denen Huawei zu kämpfen hat, nur minimal zu spüren. Ein Chip vom Vorjahr und kein 5G fallen bei der Nutzung im Alltag nicht auf. Viel schwerwiegender sind da die Einschränkungen bei der Software. Wer im Alltag auf Googles Cloud-Dienste setzt, also seine Fotos, Dateien, Kontakte etc. dort gespeichert hat, für den ist das Huawei P60 Pro leider nichts. Es sei denn, man ist bereit, diese Daten zu einem anderen Anbieter umzuziehen. Auch wäre das Fehlen bestimmter Apps wie YouTube oder Pokémon Go für viele Nutzer wohl ein Dealbreaker. Oft möchte man sich auch nicht auf externe Anbieter wie Gbox verlassen, die möglicherweise irgendwann nicht mehr zur Verfügung stehen.

Kommt man hingegen mit dem App-Angebot der Huawei App Gallerie zurecht, bekommt man mit dem Huawei P60 Pro jedoch ein Top-Smartphone, dass mit 1199 Euro für die 256 Gigabyte Version preislich mit dem Samsung Galaxy S23 Plus vergleichbar ist.

Huawei P60 Pro Testsiegel mit 4 von 5 Sternen

Hardware-Wertung im Detail

  • Display: 4 von 5 Sternen
  • Gehäuse: 4 von 5 Sternen
  • Ausstattung: 3,5 von 5 Sternen
  • Kamera: 4,5 von 5 Sternen
  • Software: 2 von 5 Sternen
  • Akku: 4,5 von 5 Sternen

Pros des Huawei P60 Pro

  • erstklassige Kamera
  • einzigartige, variable Blende
  • erweiterbarer Speicher
  • gute Akkulaufzeit

Contras des Huawei P60 Pro

  • keine Google-Dienste
  • stark eingeschränkte App-Auswahl
  • kein 5G

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild FRANK KRÜGER

    Ich hatte vorher ein Huawei P30 Pro und das Gerät war top.Eines der letzten Geräte mit Google. Ich habe mir aufgrund des Embargos wieder ein Samsung Handy. Ich würde nicht sagen, dass die Handies von Huawei schlecht sind. Im Gegenteil, da aber das neue Handy leider ohne Google ist, ist es
    für mich leider keine Option mehr.

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