Withings Scanwatch Horizon im Test: Beeindruckende Hybrid-Smartwatch

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Hast du dich schon einmal mit dem Gedanken beschäftigt, dir eine Hybrid-Smartwatch zuzulegen? Heute möchten wir dir ein solches Modell mit analogem Ziffernblatt und vielen smarten Funktionen näher vorstellen: die Withings Scanwatch Horizon. Für diesen Test haben wir sie rund drei Wochen ausprobiert.
Frontansicht Withings Scanwatch Horizon
Eine Hybrid-Smartwatch als echter Hingucker: die Withings Scanwatch Horizon im Test.Bildquelle: Hayo Lücke / inside digital

Smartwatch ist immer gleich Smartwatch? Nein, es gibt Unterschiede. Das kann man etwa an der Garmin Vivomove Sport (Test) sehen, die mit vielen Smartwatch-Funktionen ausgestattet ist, aber über ein klassisches, rundes Uhren-Design verfügt. Gleiches gilt für die Withings Scanwatch Horizon, die aber ein ungleich hochwertigeres Äußeres zu bieten hat. Wer diese Uhr trägt, muss sich darauf einstellen, neugierige Blicke auf sich zu ziehen und wissbegierige Fragen beantworten zu müssen. Denn auf den ersten Blick könnte die Scanwatch Horizon auch ein hochwertiger Chronograph von Citizen, Seiko oder Casio sein.

Withings Scanwatch Horizon im Test: Zum Start Zeit einplanen

Apropos hochwertig: Schon das Auspacken der Withings Scanwatch Horizon ist ein kleines Erlebnis. Denn die Armbanduhr wird in einer vergleichsweise großen, edlen Pappschachtel zum Käufer geliefert. Nach dem Öffnen offenbart sich die nächste Überraschung: Was ist das denn? Zahnarzt-Zubehör? Nein, natürlich nicht: Weil die Hybrid-Smartwatch standardmäßig mit einem Metall-Armband ausgestattet ist, liegt vielmehr ein Werkzeugset zur Anpassung der Bandlänge bei. Mit diesem Set kannst du die Uhr in die beiliegende Halterung legen, um das Armband um bis zu drei ebenfalls im Lieferumfang inkludierten Glieder zu verlängern. Alternativ ist natürlich auch eine Kürzung möglich.

Auch wir mussten für unseren Test das Armband um ein Glied erweitern. Und das klappt mit dem mitgelieferten Zubehör wider Erwarten gut. Uhr in die Halterung legen, mit einem kleinen Piekser den Verbindungsstift am gewünschten Armbandglied herausdrücken (Pfeilrichtung auf der Rückseite beachten) und schon ließ sich das zusätzliche Metallglied einsetzen. Nur noch mit dem beiliegenden Hammer den Verbindungsstift wieder festklopfen, fertig. Alternativ kannst du die Uhr übrigens auch mit dem im Lieferumfang enthaltenen Zusatzarmband aus Fluorelastomer (FKM / Kautschuk) bestücken.

Withings Scanwatch Horizon im Test mit Zubehör.
Um das Metallarmband kürzen oder erweitern zu können, ist viel Zubehör inklusive.

Einrichtung: schnell und intuitiv

Keine großen Überraschungen musst du bei der Einrichtung befürchten. Wir haben uns für unseren Test für eine Kopplung mit einem iPhone von Apple entschieden. Damit die Uhr eine Verbindung zum Smartphone herstellen kann, ist auf dem Handy die Installation der Withings-App „Health Mate“ notwendig. Die Kopplung erfolgt anschließend automatisch, auch ein bereitliegendes Update wurde im Zuge der Ersteinrichtung direkt installiert. Und das anders als zum Beispiel bei der Xiaomi Watch S1 (Test) richtig flott.

Zum Abschluss ist nur noch eine Kalibrierung der analogen Messingzeiger notwendig (auf exakte 12-Uhr-Stellung bringen) und schon ist die Withings Scanwatch Horizon einsatzbereit. Umfangreiche Anleitungen in der App zu den verfügbaren Funktionen der Uhr lassen hinsichtlich der Einrichtung keine Wünsche offen. Dass Withings zusätzlich zahlreiche E-Mails verschickt, die über mehrere Tage auf schriftlichem Wege auf die nutzbaren Uhrfunktionen hinweisen, mag dem einen oder anderen Nutzer etwas aufdringlich erscheinen. Wir empfanden es unter dem Strich aber eher als aufmerksam und sympathisch.

Verarbeitung auf Top-Niveau

Hinsichtlich der Verarbeitung gibt es bei der Withings Scanwatch Horizon nichts zu beanstanden. Das Edelstahlgehäuse wird von einer drehbaren Edelstahllünette ergänzt. Farblich erstrahlt die Oberfläche der Lünette wahlweise in Blau oder Grün. Ganz so wie das Ziffernblatt jenes Uhrenmodells, für das du dich beim Kauf entschieden hast. Das Gehäuse ist 43 Millimeter groß, was auf der Front einer diagonalen Abmessung von 1,7 Zoll entspricht. Das mit Saphirglas geschützte Ziffernblatt ist aber etwas kleiner, weil die Lünette selbst etwa 5 Millimeter breit ist. Das Drehen der Lünette geht für unseren Geschmack etwas zu schwer von der Hand, hat andererseits aber den Vorteil, dass es nicht zu ungewollten Verstellungen kommt.

Seitenansicht Withings Scanwatch Horizon im Test.
Die Withings Scanwatch Horizon ist recht klein gehalten und trägt auch nicht zu dick auf.

Praktisch: In der unteren Hälfte des Ziffernblatts hat Withings ein zweites analoges Ziffernblatt integriert. Hier kannst du den Fortschritt des von dir festgelegten Tages-Aktivitätsziels in Prozent ablesen. Wiederum in der oberen Hälfte ist ein PMOLED-Display zu finden, das Uhrzeit und Datum anzeigt, sobald du die Krone an der rechten Seite drückst. Wird die Krone anschließend nach unten gedreht, landest du in den smarten Anzeigen der Uhr. Dann kannst du dir zum Beispiel auch deinen aktuellen Puls, deine schon zurückgelegten Schritte und die im Tagesverlauf gemeisterte Distanz sowie den von der Uhr berechneten Kalorienverbrauch einsehen. Wichtig dabei: Die Withings Scanwatch Horizon berechnet den Gesamtkalorienverbrauch, nicht nur jenen aus Aktivminuten.

Verschiedene weitere Extras nutzbar

Aber das ist noch längst nicht alles. Wenn du die Krone nämlich weiter drehst, kannst du manuell auch die Blutsauerstoffsättigung (SpO2) messen lassen, eine Atemübung zum Entspannen einlegen, einen Alarm einstellen, Stoppuhr und Timer starten und einige Uhr-Einstellungen anpassen. Etwa die (De)Aktivierung eines Bitte-nicht-Stören-Modus oder der Quicklook-Funktion. Schaltest du sie ein, aktiviert sich das PMOLED-Display immer, wenn du dein Handgelenk drehst, um auf die Uhr zu schauen.

Außerdem zeigt dir ein Höhenmesser an, wie viele Etagen du umgerechnet schon im Tagesverlauf erklommen hast. Hier wurden zum Teil aber Werte angezeigt, die für uns nicht nachvollziehbar waren. Wenn man sich den ganzen Tag im flachen Münsterland aufgehalten, nur zweimal den Keller aufgesucht hat (1 Etage) und am Ende des Tages auf der Uhr zwölf erklommene Stockwerke angezeigt werden, vermittelt das eine recht willkürliche Berechnung.

Über das PMOLED-Display laufen auf Wunsch wie in einem Laufband übrigens auch vom Smartphone gespiegelte Push-Benachrichtigungen. Dazu zählen neben Eilmeldungen von Nachrichten-Apps auch WhatsApp-Nachrichten. Du musst aber sofort lesen, was bei Nachrichteneingang angezeigt wird, denn es gibt auf der Uhr keine Nachrichtenzentrale, die eingegangene Benachrichtigungen speichert.

Besonderheit der Withings Scanwatch Horizon: EKG-Funktion

Eine echte Besonderheit der Withings Scanwatch Horizon ist aber die nutzbare EKG-Funktion. Ein Feature, das sonst nur wenige Smartwatches besitzen. Etwa aktuelle Modelle der Apple Watch, die Samsung Galaxy Watch 4 (Test) oder die Fitbit Sense. Du hast also die Möglichkeit, über die geriffelte Lünette, die als Elektrode dient, ein Elektrokardiogramm aufzuzeichnen – und bei Bedarf mit deinem Arzt zu teilen.

WithingWithings Scanwatch Horizon im Test der EKG-Funktion.s Scanwatch Horizon EKG
EKG-Funktion starten, Hand auf die geriffelte Lünette legen und schon startet auf der Withings Scanwatch Horizon die Aufzeichnung eines Elektrokardiogramms.

Die Uhr misst dann deine Herzströme und zeigt bei einem gesunden Herzen über die Auswertung in der Withings Health Mate App in einer Grafik einen typischen Sinus-Rhythmus an. Es kann aber auch vorkommen, dass die Uhr Abweichungen vom Sinus-Rhythmus feststellt. Das kann auf Anzeichen für ein Vorhofflimmern und Herzrhythmusstörungen hindeuten. Auf Wunsch ist es möglich, die Uhr auch automatisch erkennen zu lassen, ob ein unregelmäßiger Herzschlag auftritt.

Wichtig dabei: Du solltest keinesfalls in Panik verfallen, wenn die Uhr dir Auffälligkeiten nach einer EKG-Messung anzeigt. Denn es kann schon zu Abweichungen vom Sinus-Rhythmus kommen, wenn du die Uhr während der Messung falsch hältst. Sehr wohl solltest du bei wiederholt auftretenden Abweichungen aber mit deinem Arzt sprechen, um eine fachkundige Diagnose einzuholen.

Akkulaufzeit: Mehrtägige Nutzung kein Problem

Und die Akkulaufzeit? Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass du problemlos eine ganze Woche mit der Withings Scanwatch Horizon ohne zusätzliche Akkuladung über die Runden kommst. Wir haben uns dazu entschieden, die Uhr mit der folgenden Konfiguration zu nutzen: eingeschalteter Schlaftracker, rund um die Uhr aktivierter Herzfrequenzsensor, nachts eingeschalteter Tracker zur Messung der Blutsauerstoffsättigung und automatischer Atmungs-Scan während der Nacht zur Erkennung von Atmungsstörungen. Mit diesem Setting war eine Nutzung über rund neun Tage möglich.

Abhängig davon, welche Einstellungen du wählst, kannst du die Akkulaufzeit nach Angaben des Herstellers auf bis zu 30 Tage steigern. Und wenn du dann noch den Stromsparmodus aktivierst, sollen 20 weitere Tage möglich sein. Dann musst du aber auf Funktionen verzichten, die eine Smartwatch eigentlich erst tragenswert machen. Gleichwohl macht die Withings Scanwatch Horizon natürlich aufgrund ihrer analogen Anzeige und wegen des robust-edlen Designs auch als einfacher Zeitanzeiger am Handgelenk eine richtig gute Figur.

Rückseite der Withings Scanwatch Horizon.
Rückseitig sind der Anschluss zum Aufladen und die Sensoren zu finden. Das Metall-Armband lässt sich über Schnellverschlüsse zügig wechseln.

Eine Aufladung des Akkus von 5 auf 100 Prozent dauert über das mitgelieferte Ladekabel etwas weniger als zwei Stunden.

Withings Health Mate App: Hübsch und übersichtlich

Optisch recht schlicht und übersichtlich gestaltet: die Withings Health Mate App. Auf der Startseite (Home) siehst du auf einen Blick alle gemessenen Vitalwerte der jüngeren Vergangenheit. Also die bereits zurückgelegten Schritte, Angaben zur Blutsauerstoffsättigung, Details aus dem Schlaftracking (inklusive eines Schlaf-Index, der am besten nahe 100 liegen sollte) und natürlich auch detaillierte Angaben zu deinen jüngsten Workouts.

Apropos Workouts: Die kannst du mit der Withings Scanwatch Horizon tracken. Und zwar über nur sechs verfügbare Fitness-Profile: Laufen, Radfahren, Gehen, Wandern, Schwimmen und Sonstiges. Aber – und das ist ein echtes Manko – die Hybrid-Smartwatch verfügt über keinen eigenen GPS-Empfänger. Für ein genaues Tracking deiner Joggingrunde musst du also immer dein Smartphone bei dir tragen, damit die Withings-Uhr per Bluetooth auf den GPS-Empfänger des Handys zugreifen kann.

Während eines Workouts zeigt die Scanwatch Horizon standardmäßig die Dauer der körperlichen Ertüchtigung an. Drehst du an der Krone, kannst du die Anzeige aber wechseln. Etwa beim Joggen hin zum gemessenen Tempo (Minuten pro Kilometer), der zurückgelegten Distanz oder deinem aktuellen Puls. Langes Drücken der Krone leitet eine Beendigung deines Workout-Trackings ein.

Withings Scanwatch Horizon im Test - Workout-Modus
Der Workout-Modus ist bei einer Hybrid-Smartwatch natürlich einschränkend übersichtlich.

Empfehlung: Solltest du die Withings Scanwatch Horizon während eines Trainings tragen, dann am besten mit dem mitgelieferten Kautschuk-Armband. Mit dem Metallarmband mussten wir immer wieder beobachten, wie die Uhr plötzlich keinen Pulswert oder ziemlich ungenaue Werte anzeigte. Mit dem FKM-Armband traten diese Probleme nicht auf. Allerdings verliert die Uhr ohne das Metall-Armband spürbar an Wertigkeit.

Der Preis: Kein Schnäppchen

Tja, und dann wäre da noch der Preis. Und der fällt überraschend hoch aus. Keine Frage, die Withings Scanwatch Horizon ist hochwertig und sie bietet viele tolle Extras. Wenn aber knapp 500 Euro auf dem Preisschild stehen, ist das eine echte Ansage. Erst Recht, wenn nicht einmal ein eigener GPS-Empfänger an Bord ist. Der nachfolgende Preisvergleich zeigt dir, wo es die Uhr aktuell mit fünf Jahren Garantie zu reduzierten Konditionen zu kaufen gibt.

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Fazit: Gut, aber ein recht teures Vergnügen

Withings ScanWatch Horizon Testsiegel

Die Withings Scanwatch Horizon ist zweifelsohne eine hochwertige Armbanduhr. Man kann sogar sagen, dass es sich um eine gut ausgestattete Smartwatch handelt. Denn der Umfang an Extras und die Möglichkeit, die gemessenen Vitaldaten über die zugehörige App zu analysieren, ist beachtlich. Das schließt auch die vorhandene EKG-Funktion ein, die nicht nur manuell, sondern auch automatisiert vor Herzrhythmusstörungen warnen kann. Schade ist, dass es trotz des recht hohen Preises nicht für einen eigenen GPS-Empfänger gereicht hat.

Vorteile

  • edle, sehr hochwertige Verarbeitung
  • analoges Ziffernblatt mit zusätzlichem Smart-Display
  • mit EKG-Funktion
  • wasserdicht (10 ATM)
  • Zeiger, Stundensymbole und Pfeil auf der Lünette leuchten nachts (so wie man es vielleicht noch von Leucht-Sternen aus dem eigenen Kinderzimmer kennt)
  • zwei Armbänder im Lieferumfang enthalten

Nachteile

  • kein integrierter GPS-Empfänger
  • nur sechs Workout-Profile
  • Tracking von Workouts mit Metall-Armband anfällig für Fehler
  • Anzeige der zurückgelegten Stockwerke wirkt zum Teil willkürlich
  • ziemlich teuer

Hinweis: Dieser Testbericht basiert auf Firmware-Version 2421 der Withings Scanwatch Horizon. Auf einem gekoppelten Smartphone kam Version 5.11.0 der Health Mate App zum Einsatz.

Bildquellen

  • Withings Scanwatch Horizon im Test mit Zubehör.: Hayo Lücke / inside digital
  • Seitenansicht Withings Scanwatch Horizon im Test.: Hayo Lücke / inside digital
  • Withings Scanwatch Horizon im Test der EKG-Funktion.: Hayo Lücke / inside digital
  • Withings Scanwatch Horizon Test – Rückseite: Hayo Lücke / inside digital
  • Withings Scanwatch Horizon im Test – Workout-Modus: Hayo Lücke / inside digital
  • Garmin Vivomove Sport im Test: Hybrid-Smartwatch mit Hindernissen: Hayo Lücke / inside digital
  • Withings Scanwatch Horizon im Test: Beeindruckende Hybrid-Smartwatch: Hayo Lücke / inside digital

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