Medion Erazer Beast X1 16 im Test: Der Aldi-Gamer für konservative Spieler?

8 Minuten
Das Erazer Beast X1 16 ist das Spitzenmodell des Herstellers und soll Gamer mit höchsten Ansprüchen verwöhnen. Billig ist das nicht. Dabei galt Medion bisher eher als Lieferant für Supermärkte. Gann das Gaming-Notebook dennoch überzeugen?
Medion Beast X1 16: Drauf
Das Medion-Beast im TestBildquelle:

Der Name Medion wird zumeist mit Notebooks verbunden, die in den Auslagen einer bekannten Supermarktkette mit günstigen Preisen auf Käufer mit begrenzten Ansprüchen warten. Dass es sich hierbei um ein Klischee aus längst vergangenen Tagen handelt, zeigt das neueste Modell der Erazer-Serie. Das Beast X1 16 wird mit einer Grafikkarte und einem Prozessor bestückt, die leistungstechnisch kaum mehr Wünsche offenlassen.

RGB-Beleuchtung mit begrenzter Strahlkraft

Äußerlich gibt sich das neueste Medion-Beast altbacken. Das kantige Gehäuse mit der grauen Metallic-Lackierung erinnert entfernt an Office-Notebooks vergangener Tage, zumal die Tastatur einen Nummernblock mitbringt. Dass es sich tatsächlich um ein Gaming-Notebook handeln könnte, wird erst mit dem Einschalten deutlich. Dann erwacht die obligatorische RGB-Beleuchtung zum Leben. Allerdings hat sich Medion bei der Intensität der bunten Leuchtbänder zurückgehalten.

Viel Metall sorgt für Stabilität 

Die nüchterne Herangehensweise beim Design setzt sich auch bei der Verarbeitung fort, die schon optisch wertig wirkt. Hinsichtlich der Stabilität des Unterbaus gibt es nichts zu bemängeln, um den Deckel zu verwinden, muss vergleichsweise viel Kraft aufgebracht werden. Und auch das Scharnier überzeugt. Das zeigt sich letztlich auch beim Gesamtgewicht des Notebooks, das mit Maßen von 35,7 x 24,5 x 3 cm alles andere als eine schlanke Erscheinung ist: Mit 2,67 kg gehört das Notebook zwar noch nicht zu den schwersten Vertretern seiner Art. Wer viel unterwegs ist, sucht sich dennoch besser ein leichteres Modell.

Beast-Display mit 300 Hz

Formal entspricht der Bildschirm des Medion-Notebooks dem aktuellen Quasi-Standard: Die Diagonale misst 16 Zoll, die Auflösung beträgt 2560 x 1600 Pixel. Auch darüber hinaus kann das Display, ein IPS-Panel, das mit Mini-LEDs kombiniert wird, überzeugen – und das nicht nur mit satten Farben. Grafiker freuen sich über eine Abdeckung des DCI-P3-Farbraums zu 100 Prozent.

Mit einer Bildwiederholrate von 300 Hz ist das Panel deutlich schneller als in dieser Klasse derzeit üblich. Die Konkurrenz schafft an dieser Stelle kaum mehr als 240 Hz.

Medion Beast X1 16: Rückseite
Auch die Rückseite des Beast X1 16 ist eher unauffällig

Intels schnellster und RTX 5090 beim ALDI-Hauslieferant

Medion Erazer Beast X1
Display16 Zoll, OLED, 2.560 x 1.600 Pixel
Prozessor:Intel Core Ultra 9 275HX
Grafik:Nvidia Geforce RTX 5090
Arbeitsspeicher:32GB, LPDDR5X
DatenspeicherSSD, 2 TB, NVMe, PCIe 5.0
Kamera1440p
Anschlüsse:2x Thunderbolt 4 (USB-C), 1x USB 3.2 Gen 2 (USB A), 2x USB 3.2 Gen 1 (USB A), HDMI 2.1, 2,5-Gb-LAN, SD-KArtenleser 3,5-mm-Klinke
Drahtlos:WiFi 6E, Bluetooth 5.3
Akku:99,8 Wh
Lieferumfang:Netzteil
Abmessungen:35,7 x 24,5 x 3 cm
Gewicht:2,67 kg
Betriebssystem:Windows 11 Home
Preis:4.299,00€

Auch beim Prozessor und bei der Grafikkarte gibt es beim Erazer Beast X1 16 keine größeren Überraschungen. Als Prozessor wird Intels Core Ultra 9 275HX verbaut, der mit insgesamt 24 CPU-Kernen aufwartet. Acht der Kerne können eine Geschwindigkeit von maximal 5,4 GHz erreichen, die 16 weiteren Kerne können bis zu 4,6 GHz schnell werden und sollen dabei helfen, den Energiebedarf in Grenzen zu halten. Die Leistungen sind dementsprechend auf dem höchsten Niveau. Vergleichbar ausgestattete Konkurrenten sind kaum schneller, wie ein Blick auf die Messergebnisse verschiedener Benchmark-Programme zeigt.

Weniger spendabel zeigt sich Medion dagegen beim Arbeitsspeicher, der den Prozessor unterstützt. Mit 32 GB ist der RAM mit Blick auf den hohen Verkaufspreis – und die Konkurrenz – nicht wirklich üppig. Allerdings dürfte es kaum ein aktuelles Spiel geben, in dem dieser immer noch große Speicher, schließlich verfügt die GPU über einen eigenen Grafikspeicher, der im Falle der Nvidia Geforce RTX 5090 mit 24 GB sehr groß ist.

Das Medion-Notebook überzeugt auch an dieser Stelle nicht nur auf dem Papier. Im OpenCL-Test des Geekbenchs reiht sich der Medion-Laptop im Hinblick auf die Ergebnisse knapp hinter dem ASUS ROG Strix Scar 16 in etwa auf dem Niveau des Lenovo Legion Pro 7i ein.

Allerdings wird einmal mehr offenkundig, dass die Entwicklung von Kühllösungen nicht unbedingt Medions Kernkompetenz ist. Obgleich das Lüfterrauschen auch bei diesem Notebook längst nicht mehr solch ohrenbetäubende Ausmaße annimmt wie in früheren Tagen, springen die beiden Lüfter dennoch vor denen der zuletzt getesteten Konkurrenten an. 

Medion Beast X1 16: Drauf mit Wakü
Bessere Kühlung? Die externe Wasserkühlung ist vor allem laut

Erazer Cooling Kit: Kälte, die von außen kommt

Wem das nicht genügt, der kann auf einen kleinen Booster setzen. Das Notebook ist kompatibel zum Erazer Cooling Kit V2, einer externen Wasserkühlung, die separat für 249,95 Euro angeboten wird. Es handelt sich dabei letztlich um ein kompaktes Gehäuse, in dem ein großer Lüfter für die Abkühlung von destilliertem Wasser sorgt. Dieses wird mithilfe zweier Schläuche, die auf der Rückseite des Notebooks eingeklickt werden, an der erhitzten Hardware vorbeigeleitet. Für den nötigen Strom wird es zwischen Netzteil und Notebook eingeschoben.

Mit Blick auf die Performance können keine Wunder erwartet werden. Medion verspricht eine zusätzliche Leistung von zehn Prozent. Das dürfte jedoch unter optimalen Bedingungen gelten. Der Leistungszuwachs dürfte sich zumeist eher im einstelligen Prozentbereich bewegen. Unterm Strich bleibt also ein Zugewinn – der allerdings in der Praxis kaum auffällt.

Dafür fällt die Pumpe umso mehr auf. Bei der Arbeit ist sie derart laut dröhnend, dass die Lüfter des Notebooks kaum mehr zu hören sind. Mit einer Wasserkühlung die Lautstärke zu verhindern, gelingt also (in diesem Fall) nicht.

Medion setzt auf PCIe 5.0

Bei der SSD setzt Medion auf die aktuell schnellstmögliche Anbindung. Der Datenträger mit einer Kapazität von zwei Terabyte wird bereits mithilfe der PCIe-5.0-Schnittstelle mit dem Board verknüpft. Allerdings kann die Phison-SSD nicht mit dem SK-Hynix-Pendant mithalten, das der Mutterkonzern Lenovo in seinem Legion Pro 7i verbaut hat: Die Übertragungsraten beim Lesen von Daten liegen bei etwa 9.500 MB/s, während die Daten mit einer Geschwindigkeit von rund 7.500 MB/s geschrieben werden. Im Vergleich zu PCIe 4.0 ist das jedoch immer noch deutlich mehr.

Medion Beast X1 16: Detail
Beast X1 16: Auch bei Medion ist der LAN-Port Pflicht

Erazer Beast X1 16: Fünf – teils lahme – USB-Ports

Mit Blick auf die Schnittstellen bewegt sich das Beast X1 16 eher auf der konservativen Seite. Von den drei klassischen USB-A-Ports entspricht nur einer dem (etwas schnelleren) Standard 3.2 Gen 2, der eine Bandbreite von 10 Gb/s bereithält. Die anderen beiden Ports unterstützen lediglich Geschwindigkeiten von bis zu 5 Gb/s. Für kabellose Verbindungen steht Bluetooth 5.3 zur Verfügung.

Wer Peripheriegeräte anschließen möchte, bei denen hohe Transferraten nötig sind, etwa bei externen Speicherlösungen, nutzt hierfür besser einen der beiden USB-C-Ports, die auch Thunderbolt 4 unterstützen. Sie verstehen sich außerdem auf DisplayPort 2.1a, sodass an diesen auch weitere Bildschirme angeschlossen werden können. Alternativ kann auf HDMI 2.1 zurückgegriffen werden. Medienschaffende, die für ihren Content auf leistungsstarke Hardware angewiesen sind, freuen sich überdies über den SD-Kartenleser.

Und wie es sich für ein echtes Gaming-Notebook gehört, darf auch bei diesem Vertreter der Gattung der LAN-Anschluss nicht fehlen, wobei über diesen Übertragungsraten von bis zu 2,5 Gb/s bewerkstelligt werden. WLAN-Netze können auf Basis des WiFi-6E-Standards genutzt werden.

max PunkteWertung
Design / Verarbeitung107
Display1514
Prozessor2020
Speicher108
Akku und Verbrauch103
Tastatur54
Anschlüsse109
Preis / Leistung2010
Gesamt10075

Tasten fürs Arbeitsleben

Dass ein derart teures Notebook nicht ausschließlich zum Spielen verwendet wird, hat Medion bei der Tastatur berücksichtigt. Die Tasten bewegen sich verhältnismäßig weit nach unten, wobei sich der Anschlag eher auf der knackigen Seite wiederfindet. Das gefällt nicht nur bei längeren Spieleinheiten ohne spezielle Gaming-Tastatur, sondern begeistert auch den arbeitenden Teil der Nutzer. Zumal an letztere im Besonderen gedacht wurde: Zur Tastatur gehört ein Nummernblock.

Das Touchpad gehört mit 12,3 x 7,6 cm nicht zu den größten Vertretern seiner Art, lässt jedoch hinsichtlich der Reaktionsfreude und der Präzision nichts zu wünschen übrig.

Medion Beast X1 16: Detail
Medion Beast X1 16: Selbst an einen SD-Kartenleser wurde gedacht

Trotz großem Akku kein Langläufer

Schon bei den letzten Tests der aktuellen Leistungsspitze unter den Notebooks zeigte sich deutlich. Auch ein großer Akku hilft bei dem enormen Energiebedarf der Hardware unterwegs nur wenig. Das gilt auch für das Medion Beast X1 16. Zwar verbaut der Hersteller einen sehr großen Akku mit einer Kapazität von 99,8 Wh, auf einen ausdauernden Betrieb fernab der stationären Stromversorgung sollte man jedoch nicht hoffen. Auch der Medion-Laptop benötigt für eine Stunde im Browser schon fast ein Viertel der mitgeführten Reserven, beim Spielen des Rennspiels Asphalt Legends Unite gibt die Füllstandsanzeige noch einen Restwert von 36 Prozent an. 

Fazit zum Medion Erazer Beast X1 16

Medion wird seinem Ruf auch bei seinem leistungsstärksten Notebook gerecht. Das Erazer Beast X1 16 ist mit einer UVP von 4.299 Euro eines der günstigsten Modelle mit Nvidias Geforce RTX 5090. Unliebsame Kompromisse müssen dabei nicht in Kauf genommen werden, auch wenn sich der Lüfter noch etwas mehr bemerkbar macht als beim Lenovo Legion Pro 7i und das Design ein wenig altbacken wirkt. Dafür ist das Display mit Blick auf die getesteten Konkurrenten sogar eines der besten. Es liefert neben einer sehr guten Qualität bei den Darstellungen auch eine enorme Geschwindigkeit. Ein weiteres Schmankerl ist sicherlich die PCIe-5.0-SSD mit ihren sehr hohen Übertragungsraten, die längst noch nicht zum Standard in diesem Segment geworden ist.

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