Äußerlich gibt sich das ThinkBook Plus Rollable Gen 6 unauffällig. Die technischen Komponenten des Notebooks stecken in einem grauen Korpus aus Aluminium, an dessen Verarbeitung es nichts auszusetzen gibt. Selbst der Bildschirm zeigt sich in seiner Standardgröße von 14 Zoll gegenüber Verwindungen unempfindlich. Nur der dicke Rand ums Panel verwundert anfangs, zumal er zu einer Grundfläche von 30,4 × 23 cm führt.
Allerdings handelt es sich um mehr als einen üblichen Displayrahmen. Vielmehr steckt unter dem schwarzen Kunststoff die Antriebstechnik für den besonderen Bildschirm. Auch das auf dem Unterbau aufgesetzte Scharnier überzeugt. Das ist allerdings nicht der einzige Grund für das relativ hohe Gewicht von 1,69 kg.
Ein Bildschirm mit Motor
In der Vergangenheit hat Lenovo bereits mit einer Reihe von Konzepten experimentiert, bei denen der Bildschirm mehr Flexibilität beim Arbeiten ermöglichen soll, wie etwa beim ThinkPad X1 Fold 16. Auch bei diesem ThinkBook steht das Display im Vordergrund, wenngleich sich das Besondere nicht auf den ersten Blick offenbart. Vielmehr muss erst eine Taste gedrückt werden, um einen kleinen Motor in Bewegung zu setzen, der das Display nach oben herausfährt – allerdings nur, wenn der Bildschirm aufgeklappt ist. So vergrößert sich die Diagonale von 14 auf 16,7 Zoll, das Seitenverhältnis ändert sich von den ungewöhnlichen 5:4 zu 8:9. Im gleichen Maße wird die Auflösung von 2.000 × 1.600 Pixeln auf 2.000 × 2.350 Pixel erweitert.
Die für das Panel verwendete Technologie wird dabei auf den ersten Blick deutlich. Insbesondere bei Reflexionen im Gegenlicht wirkt die Bildschirmoberfläche des P-OLEDs wie eine dicke Folie. Im ausgefahrenen Zustand des Bildschirms bildet sich derart viel Luft unter der Kunststofffolie am unteren Rand, dass die daraus resultierenden Wellen mit dem Finger eingedrückt werden können. Im eingeschalteten Zustand fällt das kaum noch auf. Dann überzeugt das Display, das den DCI-P3-Farbraum zu 100 Prozent abdeckt, mit kräftigen Farben und guten Kontrasten.

Das soll sich natürlich vor allem bei produktiven Tätigkeiten auszahlen.
Dabei stehen zwei verschiedene Modi zur Verfügung: Zum einen lässt sich der Bildschirm in voller Größe nutzen, zum anderen steht ein eigener Bereich zur Verfügung, der als eine Art zweiter Bildschirm fungiert. Dieser kann mit zusätzlichen Widgets weiter spezifiziert werden, zeigt aber auch Schwächen in der Umsetzung: Wird der untere Teil als zweiter Bildschirm gewählt, wird eine vollständig eigene Anzeige aufgebaut – inklusive eigener Taskleiste –, die jedoch die unübliche Bildschirmbreite nicht unterstützt.
Abgesehen von diesen kleinen Details kann die Bildschirmerweiterung jedoch überzeugen. Denn es gibt nicht wenige Anwendungen, bei denen sich viel vertikale Bildschirmfläche auszahlt. Dazu zählen nicht nur Tabellenprogramme wie Excel. Und das Aufteilen einer Arbeitsfläche auf mehrere Bildschirme gehört auf vielen Schreibtischen zur gelebten Realität – zumal die grundsätzliche Idee nicht ganz neu ist. Auch Asus hat sich, etwa beim ZenBook Pro Duo, schon Gedanken zu einem zweiten Bildschirm beim Notebook gemacht, jedoch für ein ähnliches Format ein physisches Display unter dem Hauptbildschirm verbaut.
Hardware: Typisch Office-Notebook
Die Hardware des ThinkBook Plus Rollable sorgt dagegen für keine weiteren Überraschungen. Lenovo setzt auf Intels Core Ultra 7 V258, der sich in schlanken Office-Notebooks bewähren soll. Er besitzt acht CPU-Kerne, die auf zwei Cluster aufgeteilt sind und mit unterschiedlichen Taktfrequenzen einen Spagat zwischen hoher Leistung und effizientem Rechnen ermöglichen sollen. Dabei sind Geschwindigkeiten von bis zu 4,8 GHz möglich. Allerdings sollten keine zu hohen Erwartungen an den Prozessor gestellt werden, der bereits seit mehr als einem Jahr in Notebooks verbaut wird, etwa im ASUS Zenbook S14. Im Geekbench sind bei Einzelkern-Tests knapp 3.000 Punkte drin, im Mehrkern-Test scheitert der Intel-Chip nur knapp an der 11.000-Punkte-Marke. Das sind solide Werte. Wer jedoch auf höchstmögliche Leistung Wert legt, ist aktuell mit Chips von AMD und Qualcomm besser bedient.
Das liegt nicht nur an der CPU. Die im Intel-Chip integrierte Arc-V140-GPU hat zwar bei den meisten alltäglichen Aufgaben keine Schwierigkeiten, wie sich nicht zuletzt im OpenCL-Test des genannten Benchmarks zeigt. Hier erreicht die Intel-GPU rund 27.000 Punkte. Selbst Gaming und Multimedia-Anwendungen sind damit im begrenzten Umfang möglich. Wenn Multimedia-Fähigkeiten oder Gaming im Alltag eine größere Rolle spielen, sollte ein Notebook mit einem geeigneteren Chip gewählt werden.

Flotte SSD von Samsung
Bei der SSD setzt Lenovo in jeder Hinsicht auf Bewährtes: Beim Hersteller vertraut man auf Samsung, eine der Größen unter den Speicherproduzenten. Auch die Speicherkapazität von einem Terabyte gilt in der Klasse der hochwertigen Office-Notebooks fast als Standard. Neben der Größe überzeugt das NVMe-Laufwerk, das mithilfe der PCIe-4.0-x4-Schnittstelle angebunden wird, auch mit seiner Geschwindigkeit. Daten werden mit nahezu 4.800 MB/s geschrieben, beim Lesen sind Transferraten von bis zu 6.150 MB/s möglich.
Langes Arbeiten ohne Steckdose
Das Lenovo ThinkBook Rollable Gen 6 sorgt nicht nur mit seinem ausfahrbaren Display für neugierige Blicke. Im Arbeitsalltag weiß es auch mit soliden Laufzeiten zu glänzen, wenn der 66-Wh-Akku als primäre Energiequelle herhalten muss. Nach einer Stunde im Browser weist die Füllstandsanzeige einen Restwert von 89 Prozent aus. Wer sich von der Arbeit auf den Rennstrecken von Asphalt Legends entspannt, muss ebenso wenig einen vorschnellen Einbruch der Laufzeit befürchten. Nach einer Stunde wurde der Akkustand noch mit 68 Prozent angegeben. Das ist ebenfalls ein guter Wert.
Auch im ausgefahrenen Betrieb sorgt das Display nur für eine geringfügige Erhöhung des Strombedarfs. Im Browser-Betrieb wurde nach einer Stunde noch ein energetischer Restwert von 86 Prozent ausgegeben.

Abzüge am Schreibtisch
Schreibtischtäter stoßen sich allerdings schnell an der begrenzten Auswahl an Anschlüssen. Der Intel-Chip sorgt zwar für Wi-Fi 7 und Bluetooth 5.4, allerdings stehen lediglich zwei USB-C-Anschlüsse zur Verfügung. Diese basieren zwar beide auf Intels schneller Thunderbolt-4-Technologie, einer davon muss im Zweifelsfall fürs Laden genutzt werden. Ohne ein Hub wird es also selbst für eine zusätzliche Maus und Tastatur eng.
Dabei dürften sich Vielschreiber durchaus eine zusätzliche Tastatur wünschen. Die Tasten des Lenovo-Notebooks überzeugen zwar mit einem knackigen Anschlag, allerdings ist der Tastenhub recht knapp geraten. Das Touchpad ist mit 12 × 7,5 cm angenehm groß und reagiert präzise auf Fingereingaben, wobei das Klicken schon fast zu leicht von der Hand geht.
Fazit zum ThinkBook Rollable Gen 6
Lenovo versucht sich bei Notebooks immer wieder an neuen Formaten und Ideen. Auch das ThinkBook Rollable Gen 6 zählt hierzu. Es wirkt zwar längst nicht wie ein wackeliger Prototyp, doch so manches Detail erscheint noch nicht gänzlich ausgereift. Das gilt insbesondere für die Oberflächenspannung der Displayfolie im ausgefahrenen Zustand. Am überzeugendsten ist noch der Betrieb von zwei übereinander gestapelten Bildschirmen. An einen solchen Modus sind viele Nutzer gewöhnt; darüber hinaus sind die Nutzungsszenarien in der Praxis begrenzt. Allerdings ist der Aufpreis für etwas mehr Displayhöhe enorm – das Rollable Gen 6 wird ab etwa 3.300 Euro angeboten. Die Preise für ein vergleichbar ausgestattetes ThinkBook mit klassischem Bildschirm beginnen aktuell bei etwas mehr als 1.000 Euro.






