Neo Broker im Vergleich: Das bieten Trade Republic, JustTrade & Co

9 Minuten
Der Aktien- und ETF-Handel mit dem Smartphone boomt. Sogenannte Neo Broker haben den Handel mit Wertpapieren für eine breite Masse erschwinglich gemacht. Wir zeigen dir, auf welche Unterschiede bei den einzelnen Anbietern du dich einstellen musst.
Smartphone mit geöffneter Trade Republic App vor Just Trade und Trade Republic Logo auf einem Monitor.
Der ETF- und Aktienhandel wird immer beliebter - auch auf dem Smartphone. Aber welche Anbieter sind überhaupt zu empfehlen.Bildquelle: Hayo Lücke / inside digital

Trotz steigender Festgeld– und Tagesgeld-Zinsen: Neo-Broker boomen. Denn dort erfolgen Kauf und Verkauf von Wertpapieren über spezielle Trading-Apps zu günstigen Kosten – direkt und unkomplziert über das Smartphone. Millionen von Menschen nutzen derartige Apps bereits in den USA – etwa von Robinhood. In Deutschland nehmen entsprechende Angebote für den schnellen Aktienhandel ebenfalls Fahrt auf. Wir haben uns angeschaut, was Billig-Broker wie Trade Republic oder JustTrade kosten und worauf du beim Handel von Aktien, ETFs und Derivaten über das Mobiltelefon achten musst. Denn es lauern auch Gefahren.

Schnelle Anmeldung per Video-Ident-Verfahren

Die erste Hürde, die du nehmen musst, um in den Wertpapierhandel mit deinem Smartphone einsteigen zu können: die Anmeldung. Sie geht aber recht schnell von der Hand. Zum Beispiel setzen die Neo Broker JustTrade und Trade Republic lediglich den Download der passenden Smartphone-App voraus. Dort musst du einige persönliche Daten hinterlegen und anschließend belegen, dass auch wirklich du es bist, der ein Konto eröffnen möchte.

Dafür musst du in einer Art Videochat eine Legitimation durchführen, indem du einem Mitarbeiter deinen Personalausweis oder Reisepass in die Kamera hältst. Das kennst du vielleicht schon von anderen Banken, wo ähnlich vorgegangen wird. Vorteil: Eine Videoidentifikation geht deutlich schneller von der Hand als das klassische Postident-Verfahren in einer Post-Filiale. Vorausgesetzt, es steht ein Mitarbeiter zur Verfügung, der sich deinem Anliegen zur Videoidentifikation annimmt. Auch hier kann es in Stoßzeiten zu Wartezeiten kommen.

In der Regel ist dein Trading-Konto nach erfolgreicher Überprüfung aber schon nach wenigen Minuten startklar. Wenn du dich heute bei einem Neo Broker anmeldest, kannst du also theoretisch auch schon heute mit dem Aktien- und ETF-Handel loslegen.

Vorsicht vor versteckten Kosten bei JustTrade, Trade Republic und Co.

Eines haben alle Billig-Broker gemeinsam: Sie werben mit niedrigen Kosten. Anders als bei vielen Filial- oder Direktbanken, wo ein Aktien(ver)kauf schon mal 10 Euro pro Order oder noch mehr kosten kann, verzichten Trade Republic und Co. in der Regel auf (hohe) Fixkosten. Das ist auf der einen Seite gut fürs Depot, denn mögliche Gewinne bleiben so in (fast) vollem Umfang bei dir und deinem Vermögen. Es ist aber gleichzeitig auch mit einem höheren Risiko verbunden. Denn das Kaufen und Verkaufen verleitet zum schnellen Zocken und kann bei einer entsprechenden Veranlagung sogar schnell zu einer Sucht werden. Möglicherweise gelten aber ab 2026 neue Spielregeln. Denn die EU plant, dem aktuellen Gebührenmodell einen Riegel vorzuschieben.

Trading-App von Trade Republic
Beispiel Trade Republic: So simpel sind Trading-Apps aufgebaut.

Ebenfalls wichtig: Die Angebote sind oft nicht gänzlich kostenlos. Bei Trade Republic und Just Trade fällt etwa eine sogenannte Fremdkostenpauschale von 1 Euro je Order an. Du musst also für jeden Kauf und Verkauf eine geringe Gebühr bezahlen. Durchaus möglich, dass die Gebühr in Zukunft steigen wird.

Neo Broker eignen sich auch als Zweitdepot

„Wir erwarten, dass sich der Markt zweiteilen wird. Auf der einen Seite werden in Zukunft Anbieter mit Gebühren und viel Service stehen. Auf der anderen Seite der Aktienhandel über Online-Broker wie uns“, sagt Michael Bußhaus, Gründer und Geschäftsführer von JustTrade im Gespräch mit inside digital. In seinen Augen sind Billig-Broker wie JustTrade und Trade Republic vorwiegend gut, um in die Welt des Aktienhandels hineinzuschnuppern. Oder um ein klassisches Zweitdepot zu nutzen und Ordergebühren zu sparen.

Gleichzeitig warnt Bußhaus davor, das Trading nur auf das Smartphone zu beschränken. „Sollte man einmal sein Handy verlieren, ist das unter Umständen vordergründig bei risikoreichen Trades nicht ungefährlich“, urteilt der Manager. Damit meint er etwa den Handel mit Hebelzertifikaten und anderen Hebelprodukten. Hier müsse man im Zweifel immer schnell reagieren können und dann sei es von Vorteil, immer auch über eine Browser-Oberfläche auf sein Depot zugreifen zu können. Entsprechend bieten inzwischen alle namhaften Neo Broker auch einen Depot-Zugang per Browser an.

Tipp: Beim Aktienhandel langfristig denken!

Experten raten ohnehin dazu, sich nicht zu sehr von schnellen Kursgewinnen über das Smartphone-Trading verleiten zu lassen, sondern eine langfristige Anlagestrategie zu verfolgen. „Die Zahl der Trader, die mit kurzfristigem Handel wirklich Geld verdienen, ist überschaubar“, warnt beispielsweise Markus Horntrich, Chefredakteur des Frankfurter Börsenbriefs gegenüber inside digital und ergänzt: „Erfahrungsgemäß werden an der Börse die großen Gewinne über einen langen Zeitraum erzielt. Es heißt nicht umsonst, ‚Hin und Her macht Taschen leer‘; eine abgedroschene Börsenweisheit, allerdings mit viel Wahrheitsgehalt.“

Hinzu kommt, dass du bei den Anbietern der Trading-Apps oft nur ein beschränktes Angebot nutzen kannst, also weniger Aktien und ETFs verfügbar sind, als der Markt eigentlich hergibt. Vor allem bei Fonds ist das unter Umständen ein Nachteil. Denn die Fonds-Gebühren können von ETF zu ETF (Xtrackers, iShares, HSDBC etc.) auch bei ähnlicher Zusammenstellung unterschiedlich hoch ausfallen. Genaues Vergleichen der Kosten und der Zusammensetzung ist bei jedem ETF wichtig.

Einschränkungen beachten

Zudem wirst du bei Trading-Apps oft auf gewisse Handelsplätze beschränkt. So erfolgt der Handel bei Trade Republic üblicherweise über das an der Börse Hamburg betriebene elektronische Handelssystem LS Exchange, JustTrade ermöglicht den Handel über LS Exchange, Quotrix und Tradegate(xchange). Einen Handel mit dem elektronischen Handelssystem Xetra von der Deutschen Börse gibt es bei den Billig-Brokern hingegen nur selten – zum Beispiel bei Scalable Capital und (dem derzeit nicht verfügbaren) Smartbroker.

Der Handel über Xetra ist in den Augen von JustTrade-Chef Bußhaus aber ohnehin nicht notwendig. „Xetra spielt für Privatkunden nicht mehr eine so entscheidende Rolle wie früher. Andere Handelsplätze sind wegen günstigeren Gebühren beliebter.“ Denn wer beispielsweise bei Scalable Capital über Xetra handelt, zahlt pro Order 3,99 Euro Aufschlag. Hinzu kommen 0,01 Prozent (mindestens 1,50 Euro) Handelsplatzgebühr.

Zudem gilt der Handelsplatz Xetra inzwischen als Referenzmarkt, an dem sich auch andere Börsenplätze orientieren. Handelst du jedoch US-Aktien wie Apple, Amazon oder Tesla gelten die Referenzkurse der Börsen in New York (NASDAQ, New York Stock Exchange). Hier solltest du dann auch immer die jeweiligen Öffnungszeiten der Referenzmärkte im Blick behalten. Auf Xetra wird zwischen 9 und 17:30 Uhr gehandelt, in New York startet der Handel erst am Nachmittag deutscher Zeit. Ein Handel abseits dieser Öffnungszeiten kann in den Trading Apps zu schlechteren Kauf- und Verkaufspreisen (Spreads) führen.

Vorsicht bei Social Trading

Mit einer gesunden Portion Skepsis sollte man auch Social Trading Plattformen wie eToro begegnen. Dort kannst du dir zwar viele Tipps von erfahrenen Tradern holen und deren erfolgreichen Aktienhandel nahezu eins zu eins kopieren. Doch es lauern auch hier Gefahren, wie Börsenprofi Horntrich zu berichten weiß.

In seinen Augen, „besteht gerade im Bereich des Social Tradings die Gefahr, an die falschen Ratgeber zu geraten.“ Du solltest dich also niemals blind auf nur einen einzelnen „heißen Tipp“ verlassen. eToro selbst warnte in der Vergangenheit: CFD-Trading-Palltformen sind komplexe Instrumente und stellen ein hohes Risiko dar, Geld schnell zu verlieren. 68 Prozent der Konten von Privatanlegern verlieren beim CFD-Handel Geld. Jeder Nutzer sollte sich überlegen, ob er versteht, wie CFDs funktionieren und ob man es sich leisten kann, das hohe Risiko einzugehen, Geld zu verlieren.

Und noch etwas solltest du laut Horntrich beachten. Bei eToro, JustTrade, Trade Republic und Co. besteht in seinen Augen das Risiko, den Eindruck zu gewinnen, dass Börse im Wesentlichen kurzfristige Spekulation sei. „Bei den neuen Apps, die technisch top sind, wird Wertpapierhandel schon fast zum Spiel. Diese Gamifizierung bringt kurzfristig zwar neue Aktionäre, was gerade in Deutschland absolut zu begrüßen ist. Sie vermittelt aber auch einen falschen Eindruck – gerade auch im Hinblick auf die Risikobeurteilung“, warnt der Finanzprofi.

Aktienhandel über Trading-Apps im Kosten-Vergleich

Doch mit welchen Kosten musst du nun tatsächlich rechnen, wenn du ein Konto bei Trade Republic und Co eröffnest? Antworten auf diese Frage haben wir dir in der nachfolgenden Tabelle zusammengetragen.

Trade RepublicJusttradeScalable Capitalfinanzen.net zero
handelbare Wertpapiere
Aktien, ETFs, Zertifikate, Optionsscheine, Kryptowährungen, Sparpläne
Aktien, ETFs, Zertifikate, Optionsscheine, Kryptowährungen, Sparpläne, Anleihen
Grundgebühr
keine (0 Euro)
ab 0 Euro
keine (0 Euro)
Kosten je Order1 Euro1 Euro
ab 0 Euro
Mindestorder bei Kauf0 Euro1 Stück (Aktien & ETFs)
500 Euro (Zertifikate)
50 Euro (Kryptowerte)
25 Euro (Sparpläne)
0 Euro
DepoteröffnungVideoident, Foto-IdentifikationVideoidentPostIdentVideoident, Postident
Wertpapierhandel
App und Browser
Partnerbank(en)Solaris SE, Citibank, J.P. Morgan SE, Deutsche BankSutor BankBaader BankBaader Bank
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Solltest du irgendwo übrigens etwas von Differenzkontrakten (Contract for Difference / CFDs) lesen: Lass lieber die Finger davon, wenn du noch keine oder nur wenig Erfahrung mit dem Wertpapierhandel hast. Derartige Finanzwetten sind nur etwas für Börsenprofis. Das Risiko, Geld zu verlieren, ist hier noch um ein Vielfaches höher als beim klassischen Aktien- oder ETF-Handel.

Fazit: Billig-Broker sind Fluch und Segen zugleich

Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass Billig-Broker primär eines sind: einfach, günstig und eine schnelle Alternative im Aktienhandel zu den oft langsamen Großbanken. Denn du hast dein Aktiendepot immer in Echtzeit im Blick und hohe Ordergebühren gibt es in den Trading-Apps von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht.

Parallel verführen die Aktiendepots auf dem Smartphone dazu, in kurzer Zeit viel Geld zu investieren – und im schlimmsten Fall auch schnell zu verlieren. Nur wer auf das richtige Pferd setzt, kann auch tatsächlich einen Gewinn machen. Und das klappt oft hauptsächlich dann, wenn man langfristig denkt, eine gute Anlagestrategie wählt und nicht von heute auf morgen auf den schnellen Gewinn spekuliert.

Achten solltest du übrigens immer darauf, ob der von dir gewählte Anbieter eine EU-Lizenz hat. Das kannst du zum Beispiel auf der Homepage der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) prüfen. Ein Auge solltest du zudem darauf haben, ob du ein Konto nutzen kannst, das bei einer Bank in Deutschland liegt. Denn nur dann kannst du von der deutschen Einlagensicherung profitieren.

Und eines solltest du ohnehin immer berücksichtigen: Der nächste große Börsencrash kommt bestimmt. Und das ist bei einem Investment dann in der Regel sowieso mit einem hohen Verlust verbunden, der sich nur langfristig wieder ausgleichen lässt; wie man zum Beispiel im Rahmen der Coronakrise sehen konnte.

Wichtiger Hinweis: Der Handel mit Wertpapieren birgt finanzielle Risiken. Du solltest nur mit Aktien, ETFs oder anderen Wertpapieren handeln, wenn du dir diesem Risiko bewusst bist und etwaige finanzielle Einbußen verkraften kannst. Keinesfalls solltest du zudem dein gesamtes Vermögen an den Wertpapiermärkten im ETF- und Aktienhandel investieren. Ratsam ist es immer, einen finanziellen Puffer auf einem Giro- oder Tagesgeld-Konto zu belassen.

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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Cori

    Ich kann mir schon vorstellen, dass viele durch die App schneller den Überblick verlieren. Fast wie wenn man nur mit seiner Kreditkarte zahlt. Ich bin noch unschlüssig ob diese Version mir gefällt. Es ist ja schön, dass man mit den Handy alles machen kann, aber wenn diese Seite hier recht hat wieninternational.at/trade-republic/ dann ist es bei Trade Republic schwieriger zu Traden als mit PC. das riecht schon irgendwie falsch

    Antwort
  2. Nutzerbild Jörg Fichl

    Ich bin Fan von Trade Republic – kleine Orders möglich, so dass ich meine monatliche Sparrate direkt anlegen kann, Ein- und Auszahlungen gehen flott, übersichtliches Interface. Das einzige was ich bisher vermisst habe sind Trailing-Stop Orders und eine etwas größere Auswahl an Hebelpapieren auf amerikanische Werte (bei hohen Stückpreisen verwende ich Derivate mit niedrigem Hebel).

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