Es war Ende Januar 2023 als die Telekom über Nacht alle Telefonzellen – auch als Telefonsäulen bezeichnet – in Deutschland außer Betrieb nahm. Sie spielte eine Software auf die Geräte, die einem Todesstoß gleichkam. Seitdem heißt es auf den Displays der Geräte: „Entschuldigung, zur Zeit gestört“. Das ist allerdings nur lesbar, wenn die Telefonsäule noch nicht Opfer von Vandalismus geworden ist. Denn zunehmend dienen die ehemaligen öffentlichen Fernsprecher offenbar als Sparringpartner für halbstarke Jugendliche oder andere Menschen, die ihre Aggressionen ausleben müssen. Kaum eine Säule wäre heute noch funktionsfähig.
Telefonzellen wurden aus finanziellen Gründen abgeschaltet
Dass die Telekom im Januar 2023 ihre damals 12.000 öffentlichen Fernsprecher außer Betrieb nahm, war kein Versehen. Dass von einst 160.000 damals noch gelben Telefonzellen zuletzt weniger als zehn Prozent noch in Betrieb waren, lag bereits an der geringen Nachfrage. Das Handy hatte den Telefonzellen den Rang abgelaufen. Ohnehin gibt es die klassische „Zelle“ schon länger nicht mehr. Fast jedes dritte öffentliche Telefon hat im letzten Jahr seiner Existenz keinen einzigen Euro Umsatz gemacht, heißt es seinerzeit von der Telekom. Im Durchschnitt macht ein Standort der Telekom nur noch wenige Euro Umsatz im Monat. Seit mindestens zwölf Monaten seien auch keine Notrufe mehr über öffentliche Telefone abgesetzt worden, hieß es wenige Wochen vor dem Aus.
Die Telekom argumentierte bei der Abschaltung auch damit, dass die Fernsprecher Strom verbrauchen. Bis zu 1.250 kWh im Jahr kämen pro Fernsprecher zusammen. Dass viele Säulen bis heute nicht komplett abgeschaltet sind, dürfte diese Einsparung schmälern. Immerhin: Die Kosten für die Beseitigung der Vandalismusschäden spart sich die Telekom.
Die Telefonzellen der Telekom verfallen zusehends und werden je nach Region zu regelrechten Schrotthaufen. Warum baut die Telekom die Säulen nicht ab, lässt sie verfallen und zahlt weiter pro Monat für jede verbliebene Telefonzelle Sondernutzungsgebühren an die Städte. Nach Recherchen des WDR sind es in Köln beispielsweise pro Telefonzelle und Monat 12,90 Euro. Das gelte auch für unbrauchbare Geräte.
Darum baut die Telekom die Säulen nicht schneller ab
„Der Abbau der Telefonstelen läuft“, teilte uns die Telekom auf Nachfrage mit. „Schritt für Schritt werden die Standorte zurückgebaut.“ Das Problem sei aber, dass den für den Abbau viele verschiedene Gewerke benötigt würden. „Vom regionalen Energieversorger über die Bauämter, Baufirmen und Recycling-Unternehmen sind viele Menschen, Firmen und Ämter am Rückbau beteiligt“, erklärt eine Sprecherin. Die Koordination der Gewerke für tausende Baustellen sei für alle Beteiligten aufwändig und werde daher noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Als Beispiel nennt die Telekom den örtlichen Energieversorger, der mitunter mehrere Monate von der Beauftragung bis zur Stromlosschaltung eines Standortes benötige. Bauämter müssten zudem für jeden Tiefbau eine eigene verkehrsrechtliche Anordnung erstellen und Baufirmen müssen sowohl die Stromlosschaltung als auch die erforderlichen Genehmigungen abwarten. „Also insgesamt eine komplexe Lage mit hohem Koordinierungsaufwand“, so die Telekom. Es gebe daher auch immer wieder Anpassungen bei der Abbau-Reihenfolge der alten Telefonzellen.
Zum Schluss aber eine gute Nachricht der Telekom: „Wir gehen aktuell davon aus, dass die öffentlichen Telefone im Jahr 2025 abgebaut sind.“ Das heißt aber auch, dass es mitunter noch mehr als ein Jahr dauern kann, bis der Telefon-Schrott verschwunden ist. Übrigens: Solltest du noch alte Telefonkarten der Telekom haben, bekommst du unter Umständen Geld zurück.