Es ist ein kleines, unscheinbares Instagram-Posting, das die Deutsche Telekom in dieser Woche veröffentlicht hat. Es soll eine Unterhaltung zwischen einem Kind und seiner Mutter zeigen. Das Kind fragt: „Mama, können wir schnelles Internet haben?“ und die Mutter antwortet: „Wir haben schnelles Internet zu Hause.“ Als Nächstes zeigt das Posting den Schriftzug „Das Internet zu Hause:“ und darunter abgebildet eine Anschlussbuchse für einen TV-Kabelanschluss.
Nur ein Diss per Social Network? Oder Teil einer Kampagne?
Bei vielen Kunden wird der Witz verpuffen. Der Grund: Sie interessieren sich schlichtweg nicht dafür, ob ihr Internet per Kabel, Glasfaser oder DSL in die Wohnung kommt. Das Wichtigste für die Kunden: Es muss funktionieren. Sowohl bei der Anschlussschaltung als auch später im Betrieb. Und gerade hier stand Internet per Kabel jahrelang in der Kritik, weil das Internet vor allem in den Abendstunden oftmals deutlich langsamer war als gebucht. Der Grund: die Eigenschaft des Netzes als Shared Medium. Doch die Kabelnetzbetreiber haben hier in vielen Regionen nachgebessert, die Anzahl der Kunden, die sich eine bestimmte Kapazität teilen, verringert.
Dennoch steht das Internet per Kabel in der Kritik und wird gerade mehr denn je ins Kreuzfeuer genommen. So mag das Posting auf Instagram von den meisten, die es interessiert, als humorvoll verstanden werden – sozusagen als fast schon salonfähiger Diss in sozialen Netzwerken zwischen Wettbewerbern. Doch es steckt mehr dahinter.
Telekom-Chef schießt gegen Kabel
So hat sich zum Beispiel in dieser Woche Telekom-Deutschland-Chef Rodrigo Diehl sehr deutlich zum Thema Kabel-Internet geäußert. Bei der Jahrestagung des Branchenverbandes Buglas griff er vor allem Vodafone an, ohne den Anbieter namentlich zu nennen. Der „größte Anbieter“ treibe die Kupfer-Glas-Debatte aus taktischen Gründen voran, ohne selbst konsequent auf Glasfaser bis in die Wohnungen zu setzen – und behaupte zugleich, gar kein Kupfer zu haben. „Man muss ein HFC-Kabel nur aufmachen, um zu sehen, was da drin ist. Da steckt Kupfer“, so Diehl. „Koax ist keine zukunftssichere Technologie“, hieß es weiter.
Ins gleiche Horn stößt eine vom Buglas in Auftrag gegebene Studie bei Marketingprofessor Jens Böcker, der zahlreiche Studien im Auftrag von Telekommunikationsverbänden erstellt hat. Er sagt langfristig das Ende der Kabelnetze voraus. Ein weiterer Ausbau auf DOCSIS 4.0 werde in Deutschland nicht mehr erfolgen, stattdessen würden echte Glasfasernetze ausgebaut. Das sei bei Vodafone mit der OXG schon zu erkennen. Bis dahin würden die Kabelnetze aber noch preisaggressiver auftreten, um mögliche schlechtere Leistungen gegenüber der Glasfaserleitung (wie Latenz oder Upstream) mit einem günstigeren Preis zu kompensieren.
Tatsächlich sehen die Glasfaser-Netzbetreiber hierin die große Gefahr und haben das Kabelnetz als neues Feindbild auserkoren: Jeder Kunde, der sich einen schnellen Internetanschluss per Kabel bucht, bringt keinen Umsatz für die Glasfasernetze. Diesen brauchen die Anbieter aber dringend, um das Investment in ihre Netze zurückzubekommen.
