Rückblick: Vor sieben Jahren, im ersten Quartal 2013, hat LG weltweit mehr Smartphones verkauft als Huawei. Die Koreaner lagen hinter Samsung und Apple auf Platz drei. Seitdem geht es für den Konzern aber kontinuierlich bergab. Seit mehr als sieben Jahren macht der Smartphone-Hersteller in jedem Quartal Verluste. Nun zieht LG die Reißleine.
Offenbar will LG sich neu erfinden. Einem Bericht von Reuters zufolge plant der koreanische Hersteller Smartphones der Einsteiger- und Mittelklasse auszulagern und nicht mehr selbst zu fertigen. Wer demnächst also ein günstiges LG-Smartphone kauft, bekommt ein Gerät, das lediglich den Namen des Herstellers trägt. Einen ähnlichen Weg geht auch Blackberry. Die Kanadier, einst Top-Hersteller von Handys, machen heute nur noch Software. Bis Mitte 2020 kamen neue Modelle mit dem Namen „Blackberry“ aber von dem chinesischen Unternehmen TCL.
Ist der neue Plan jetzt schon zum Scheitern verurteilt?
LG indes will sich künftig nur noch auf Smartphone-Modelle der Spitzenklasse fokussieren. Ob die Koreaner so zu alter Stärke zurückfinden können? Zur Erinnerung: Auch HTC ging diesen Schritt. Vor einigen Jahren gab der Hersteller bekannt, dass man nur noch Top-Modelle produzieren will. Man lizenzierte den Markennamen. Heute lassen sich zwar noch günstige HTC-Smartphones in Russland oder Vietnam kaufen. Allerdings hat HTC kaum noch etwas mit dem finalen Produkt zu tun. Und von neuen Oberklasse-Modellen fehlt nach dem einst vollmundigem Versprechen jede Spur.
Ob günstige Smartphones mit LG-Logo aus China künftig mit Geräten von Xiaomi, Oppo oder Realme mithalten können? Diese Frage bleibt offen. Ebenso jene, ob LG es schafft, ein Top-Modell in den Handel zu bringen, dass mit den aktuellen Aushängeschildern von Samsung, Xiaomi und Co. in Konkurrenz treten kann.
Kaum jemand will ein Smartphone von LG
Schaut man sich LGs Oberklasse-Smartphones der vergangenen Jahre an, stellt man fest: Technisch haben die Geräte der Koreaner Potenzial. Und auch beim Preis kann LG mitmischen. So ist das LG Velvet – mit Hochleistungsprozessor, hochauflösendem OLED-Display und Triple-Kamera – schon ab rund 350 Euro erhältlich. Das ist sogar deutlich günstiger, als das aktuelle Top-Modell von Xiaomi. Warum aber will kaum jemand ein Smartphone von LG?
Hier dürfte die Update-Politik eine große Rolle spielen. LG ist dafür bekannt, seinen Smartphones kaum Updates zur Verfügung zu stellen. Die Software – auch auf Spitzenmodellen – ist somit schnell veraltet. Vor allem in Bezug auf die Sicherheit spielt das eine große Rolle.