Rund um den Globus versuchen sich mächtige Allianzen aus Softwarekonzernen, Autoherstellern und Fahrdienstleistern, den öffentlichen Nahverkehr nach ihren Vorstellungen zu kommerzialisieren. Klassische Verkehrsunternehmen konnten bisher nur schwer mit dieser geballten Übermacht mithalten.
Die Metropolen Berlin, Hamburg und München wollen dabei allerdings nicht länger zuschauen. Deren Verkehrsbetriebe – die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die Hamburger Hochbahn AG und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) – haben im Rahmen einer Absichtserklärung eine Zusammenarbeit beschlossen, die vor allem in drei Bereichen zu Veränderungen führen soll.
Bessere Angebote zu geringeren Kosten
Das große Ziel der Kooperation zwischen den drei Verkehrsdienstleistern lässt sich mit dem Wunsch nach stärkerer Digitalisierung zusammenfassen. Mit städteübergreifenden Standards, mehr Automatisierung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz sollen die aktuellen Angebote verbessert und gleichzeitig Kosten eingespart werden. Das beginnt schon bei den Fahrzeugen, die künftig eingesetzt werden sollen.
Bis 2035 sollen bis zu 2.000 Fahrzeuge ihre Fahrgäste fahrerlos an das jeweils gewünschte Ziel bringen. Allerdings nannten die Teilnehmer des Projekts keine weiteren Details. Es wird sich dabei aller Voraussicht nach um autonom fahrende Busse handeln.
Die Umstellung von Straßenbahnen auf einen fahrerlosen Betrieb wäre im geplanten Zeitrahmen kaum zu bewerkstelligen. Die notwendigen Änderungen an der Schieneninfrastruktur wären mit erheblichem Aufwand verbunden. Bei S-Bahnen sind die kommunalen Anbieter ohnehin nicht zuständig – hier hat jedoch die Deutsche Bahn bereits Triebwagen ohne Lokführer getestet.
Auch die Fahrgäste der Öffis profitieren
Um entstehende Synergien bestmöglich zu nutzen, wollen die drei Verkehrsunternehmen künftig ihre Vertriebssysteme zusammenlegen und auf eine einheitliche Plattform setzen. Von dieser Vereinheitlichung sollen letztlich auch die Nutzer der „Öffis“ in den drei Städten profitieren.
Sie bekommen mit MAX eine neue Mobilitätsplattform, zu der auch eine App gehört, die künftig von den drei Partnern genutzt wird. Sie soll nicht nur die Fahrpläne der jeweiligen Bahnen und Busse anzeigen. Integriert werden auch sogenannte geteilte Angebote, die gemeinsam mit anderen Verkehrsdienstleistern zur Verfügung gestellt werden.
Vorbild für den ÖPNV in Deutschland?
Die Kooperation soll laut Mitteilung zwar zunächst auf die drei städtischen Verkehrsbetriebe beschränkt bleiben. Dennoch sehen die Vorsitzenden der drei Unternehmen in ihrer Zusammenarbeit eine vorbildhafte Wirkung für weitere kommunale Verkehrsanbieter.
Wenn es BVG, HHA und MVG gelingt, Prozesse zu entwickeln, die sich leicht adaptieren lassen, könnten weitere Städte folgen. Dann könnte sich aus der Zusammenarbeit eine deutschlandweite Plattform für den ÖPNV entwickeln, die – ähnlich wie das Deutschlandticket – dem Wirrwarr aus zahlreichen Apps und Angeboten der einzelnen Verkehrsverbünde ein Ende setzt.
