Sanierungsmaßnahmen: Vielen droht eine versteckte Mieterhöhung in kommenden Jahren

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Eine energetische Sanierung kann die Energiekosten für Mieter herabsenken. Häufig reichen schon kleine Arbeiten, die am Wohnraum verrichtet werden. Doch mehr als die Hälfte aller Vermieter gab in einer Umfrage an, dass sie zurzeit überhaupt keine Sanierungsmaßnahmen beabsichtigen. 
Sanierungsmuffel - Darum gehen Mieter bei der Energiewende leer aus
Sanierungsmuffel - Darum gehen Mieter bei der Energiewende leer ausBildquelle: Foto von vu anh auf Unsplash

Die Kosten, die bei einer Sanierung von Mietshäusern entstehen, sind nicht unerheblich. Fast zwei Drittel aller Mietwohnungen in Deutschland gehören sogenannten Kleinvermietern. Viele dieser privaten Vermieter schrecken davor zurück, ihre Immobilien energetisch zu sanieren. Laut einer Umfrage des „Vermieter-Reports“, gaben 53 Prozent aller Kleinvermieter an, dass zurzeit weder Renovierungs- noch Sanierungsmaßnahmen geplant seien. Gerade für Mieter in Deutschland sind das jedoch bedauerliche Nachrichten. Ohne Sanierung der Gebäude bleiben die monatlichen Energiekosten hoch – und dürften in den kommenden Jahren steigen. Insbesondere dank der geplanten Erhöhung der CO₂-Preise.

Vermieter-Report zeigt negative Sanierungs-Tendenz

Die Umfrage ist Teil des sogenannten „Vermieter-Reports“, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln erstmal erstellt und mit der WELT-Redaktion teilte. Deutschland.Immobilien, eine Onlineplattform für Anlageimmobilien, ist zugleich Auftraggeber und Mitautor des Berichts. 53 Prozent aller befragten Kleinvermieter gaben klar an, dass zurzeit keine Renovierungsprojekte geplant seien. 21 Prozent erklärten, sie wollten zumindest den Instandhaltungsbedarf decken. Weitere 8 Prozent teilten mit, dass der Wohnwert gesteigert werden solle. Ganze 3 Prozent der befragten Kleinvermieter planen Sanierungen zur Erhöhung der Mieten. Lediglich 22 Prozent aller Umfrageteilnehmer beabsichtigen die Verbesserung der Energieeffizienz ihrer Gebäude. Dabei liegt gerade im Energieverbrauch das größte Einsparpotenzial für die Mieter. Vermieter haben jedoch vergleichsweise wenig finanziellen Anreiz, solche Sanierungsmaßnahmen in die Wege zu leiten. Zwar gibt es Möglichkeiten, diese über Förderprogramme der KfW zu finanzieren und teilweise auf eine Mieterhöhung umzulegen.

CO₂-Preise könnten vor allem Mieter stark belasten

In den meisten Fällen dürften die Kosten, die für eine nennenswerte Steigerung der Energieeffizienz nötig sind, jedoch den Nutzen für den Vermieter übersteigen. Mieter haben dadurch in der Energiewende jedoch das Nachsehen. Bereits jetzt ist Mietwohnraum insbesondere in Großstädten eine Mangelware, die zu hohen Preisen angeboten wird. Wer nicht gerade das Glück hat, in einem Neubauprojekt eine Wohnung ergattert zu haben, muss sich auch mit Wohnraum begnügen, der schlechte Energiebedingungen zu teuren Preisen anbietet. Daraus resultiert zukünftig eine höhere Belastung für Mieter. Bereits jetzt ist der Wohnraum knapp, sodass auch Wohnungen mit schlechten Bedingungen zu überteuerten Kondition angemietet werden muss. Ausweichmöglichkeiten gibt es kaum.

Doch auf die kommenden Jahre bedeutet das, dass gerade die sozial schwächer gestellten Mieter, die sich mit den „schlechtesten Optionen begnügen“ müssen, das Nachsehen haben werden. Denn gerade in den weniger gefragten Objekten fallen die Energiekosten umso höher aus – und die werden durch eine Erhöhung des CO₂-Preises künftig weiter steigen. Somit werden besonders die Familien, die sich keinen besseren Wohnraum leisten können, besonders stark durch die Energiepreise in den kommenden Jahrzehnten belastet. Niemand kann genau vorhersagen, wie stark sich die CO₂-Preise im offenen Markt entwickeln werden. Wie hart einzelne von den versteckten Erhöhungen betroffen sind, lässt sich heute nicht abschließend einschätzen.

Bisherige Anreize reichen nicht aus

Damit sich die Situation für Mieter verbessert, müsste es für Vermieter attraktiver werden, energetische Sanierungen vorzunehmen. Dafür fehlt jedoch zurzeit ein politischer oder finanzieller Anreiz, der Sanierungen am eigenen Haus für Vermieter attraktiv gestaltet. Allein die große Unsicherheit in den vergangenen Monaten, was die zukünftigen Regelungen für Wohngebäude betrifft, schreckten viele Hausbesitzer von Maßnahmen ab. Allen voran die Unklarheit, die sich im Vorfeld zur Erneuerung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) unter der Bevölkerung ausbreitete. Wenn die Energiewende gelingen soll, müssen in Deutschland weitere Neubauinvestitionen und Sanierungsarbeiten umgesetzt werden. Dafür brauchen Bauherren und Vermieter einen verlässlichen Gesetzesrahmen, der eine ungleiche Belastung einer Bevölkerungsschicht entgegenwirkt. Genau diese Mechanismen fehlen zurzeit, sodass Mieter wenig Möglichkeiten besitzen, an verbesserte energetische Bedingungen zu gelangen. Für viele bleibt lediglich, mit den vorherrschenden Bedingungen im Haushalt so sparsam wie möglich mit Strom- und Heizungsverbrauch umzugehen.

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