Corona-Sterben: Lufthansa zwingt die nächste Airline ins Aus

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Überraschende Nachricht vom Luftverkehrsmarkt. Eine weitere Airline wird die Corona-Krise nicht überleben. Und wieder ist eine deutsche Fluggesellschaft betroffen - ein weiteres Mal eine Lufthansa-Beteiligung.

Würden wir dir die Frage stellen, welche Airline zu Lufthansa gehört, fiele dir ein Name wahrscheinlich ziemlich schnell ein: Eurowings. Vielleicht kommen die einen oder anderen Luftfahrt-Experten auch noch darauf, dass Austrian Airlines und Swiss zur Lufthansa Group gehören. Aber hättest du auch auf dem Schirm, dass die Kranich-Airline ihre Finger bei SunExpress im Spiel hat? Genau von dieser Ferienfluggesellschaft gibt es jetzt bittere, neue Nachrichten.

SunExpress bleibt am Boden – zumindest teilweise

Bei SunExpress handelt es sich um ein Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines. Seit rund 30 Jahren ist die Fluggesellschaft unter anderem im Tourismus-Verkehr zwischen Deutschland und der Türkei unterwegs. Etwa nach Antalya oder Izmir. Dafür hat die SunExpress eine Flotte von inzwischen 65 Maschinen des Typs Boeing 737-800 aufgebaut.

SunExpress fliegt aber nicht nur in die Türkei. Auch andere Warmwasserziele im Mittelmeerraum standen bisher im Flugplan. Und für Eurowings flog die Airline mit insgesamt sieben Airbus A330 auch interkontinental zu touristisch attraktiven Destinationen. Abseits des Türkei-Geschäfts war dafür seit 2011 primär ein interner Ableger verantwortlich: SunExpress Deutschland. Und genau hier gehen jetzt die Lichter aus.

Im Rahmen einer Gesellschafterversammlung sei die Entscheidung gefallen, die Marke künftig auf Urlaubsflüge in die Türkei aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie auf den innertürkischen Flugverkehr zu fokussieren. Für Sun Express Deutschland werde ein geordneter Liquidationsprozess vorbereitet, heißt es in einer Mitteilung der Fluggesellschaft.

Kunden und Mitarbeiter betroffen

Betroffen von dem Aus sind knapp 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – darunter etwa 360 Piloten. Für sie soll jetzt individuell auch mithilfe der Sozialpartner nach Lösungen gesucht werden. In vielen Fällen wird das Aus aber nur eine Konsequenz haben: die Kündigung.

„Für unsere Passagiere haben wir Lösungen gefunden und werden den Großteil der wegfallenden Flüge mit der türkischen SunExpress sowie weiteren Airline-Partnern wie Eurowings durchführen“, sagt SunExpress-Chef Max Kownatzki. Das sei für 90 Prozent der SunExpress Deutschland Passagiere möglich. Für die restlichen zehn Prozent der betroffenen Kunden erfolge eine automatische Rückerstattung des vollen Ticketpreises.

Über einen langen Zeitraum hoben in der Corona-Krise gar keine SunExpress-Flugzeuge ab. Zwischen dem 2. April und dem 31. Mai stand nahezu die gesamte Flotte der Airline am Boden. Seit dem 1. Juni fliegt die Airline wieder innerhalb der Türkei, seit dem 10. Juni auch wieder auf ersten internationalen Flügen. „Wir glauben an ein starkes Comeback des Türkei-Tourismus“, so Kownatzki weiter. „In den nächsten Wochen werden wir unseren Flugplan bedarfsgerecht weiter ausbauen.“

Kritik von der Vereinigung Cockpit

Mit Kritik hat die Vereinigung Cockpit auf das Aus von SunExpress Deutschland reagiert. „Wir sind erschüttert von der Ankündigung der Unternehmensführung, den deutschen Teil der SunExpress zu schließen und die Mitarbeiter ab 1. September zu kündigen“, sagt Markus Wahl, Präsident des Berufsverbands. Lufthansa trage durch ihre Beteiligung an SunExpress auch soziale Verantwortung für die Belegschaft. Dies vor allem auch, da die Hälfte der Flotte für die Lufthansa-Tochter Eurowings und zwei weitere Maschinen für die Lufthansa direkt geflogen seien.

Kritisch sieht Wahl vor allem den Zeitpunkt der Verkündung des SunExpress-Aus. „Noch vor der außerordentlichen Lufthansa-Hauptversammlung am Donnerstag nun Pläne für Kündigungen zu veröffentlichen, zeugt von mangelndem Respekt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Am Donnerstag wird eine Entscheidung über die Zukunft von Lufthansa fallen. Aktionäre haben die Möglichkeit, ihre Zustimmung zu einem milliardenschweren Rettungspaket der Bundesregierung zu geben. Oder eben dieses abzulehnen. Das könnte aber die Insolvenz von Lufthansa bedeuten.

Auch andere Fluggesellschaften heben nicht mehr ab

Schon vor einigen Wochen wurde bekannt, dass Germanwings wegen eingebrochener Buchungszahlen in der Corona-Krise nie wieder zurückkehren wird. Auch die Luftfahrtgesellschaft Walter, die für Eurowings mit Turboprops im Europaverkehr operierte, ist Geschichte. Mit SunExpress geht es jetzt der dritten Fluggesellschaft mit direkter oder indirekter Lufthansa-Beteiligung an den Kragen.

Bessere Nachrichten gibt es unterdessen von Eurowings. Ab dem 27. Juni hebt Eurowings Europe wieder von Mallorca ab. Nach der Wiedereröffnung der Basis auf der Balearen-Insel steuert die Airline wieder 16 Flughäfen in Deutschland und Österreich an. Ab sechs deutschen Flughäfen (Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Leipzig, München und Stuttgart) bietet Eurowings zudem ab dem 6. Juli neue Flüge nach Warna und Burgas in Bulgarien an.

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