Lufthansa opfert Germanwings - Zahlreiche Flugzeuge ausgeflottet

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Das Coronavirus sorgt bei der Lufthansa Group für erhebliche Einschnitte. Wie am Dienstag bekannt wurde, setzt die Fluggesellschaft nicht nur den Rotstift bei ihrer Flotte an, sondern stellt auch den Flugbetrieb bei Germanwings komplett ein. 
Lufthansa A380 Grounding mit abgedecktem Triebwerk
Bildquelle: Lufthansa

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie setzen der führenden deutschen Fluggesellschaft Lufthansa weiter zu. Am Dienstag teilte die Airline mit, ein erstes Restrukturierungspaket für die Zeit nach der Corona-Krise geschnürt zu haben. Befürchtungen der vergangenen Tage, es könnte der Billigtochter Germanwings an den Kragen gehen, wurden nun nach einer Entscheidung des Lufthansa-Vorstands bestätigt. Gewerkschaften hatten sich zuletzt vehement gegen Pläne ausgesprochen, den Flugbetrieb bei Germanwings einzustellen. Die Vereinigung Cockpit reagierte mit – so wörtlich – vollkommenem Unverständnis auf die Entscheidung.

Germanwings hebt nicht mehr ab

Nach der Gründung von Eurowings flog Germanwings zuletzt nur noch mit etwa 30 Maschinen auf ausgewählten Verbindungen. Und das auch nur im Wet-Lease-Verfahren im Auftrag von Eurowings. Die Entscheidung, bei Germanwings nun den Stecker zu ziehen, dürfte vom Lufthansa-Vorstand auch aus finanziellen Gesichtspunkten getroffen worden sein. Denn das Personal von Germanwings – die Rede ist von etwa 1.400 Angestellten – war für Lufthansa vergleichsweise teuer. Es flog noch auf Basis älterer Tarifverträge.

Für alle betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werde eine Weiterbeschäftigung im Lufthansa-Konzern angestrebt, heißt es von Seiten der Fluggesellschaft. Dafür sollen mit den zuständigen Sozialpartnern zügig Gespräche vereinbart werden, um unter anderem über neue Beschäftigungsmodelle zur Sicherung von möglichst vielen Arbeitsplätzen zu sprechen.

Bei der Vereinigung Cockpit vermutet man, dass die Corona-Krise nun als Grund herhalten müsse, um intern schon lange gesetzte Ziele, schneller umsetzen zu können. „Das Management hat offenbar die aktuelle Lage genutzt, um Umstrukturierungen des Konzerns auf dem Rücken der Mitarbeiter voran zu treiben“, sagte Cockpit-Präsident Markus Wahl. Lufthansa habe eine fertig verhandelte Vereinbarung über eine Reduzierung der Cockpit-Personalkosten um 50 Prozent einseitig ausgeschlagen. Deswegen verurteile man das Vorgehen des Lufthansa-Managements scharf.

Lufthansa legt viele Flugzeuge still

Doch nicht nur bei Germanwings, sondern auch bei Lufthansa und Eurowings geht es nach der Corona-Krise nicht so weiter wie zuvor. Bei Lufthansa werden sechs schon ab 2022 zur Ausflottung vorgesehene Doppelstock-Maschinen von Typ Airbus A380 vorzeitig außer Betrieb gestellt. Sie sollen an Airbus zurückverkauft werden. Außerdem fliegen sieben Maschinen vom Typ Airbus A340-600 und fünf Boeing 747-400 aus der Langstreckenflotte. Dabei handelt es sich um vergleichsweise alte Maschinen, die auch vor dem Hintergrund einer schlechteren Wirtschaftlichkeit stillgelegt werden. Statt auf Maschienen mit vier Triebwerken will Lufthansa in Zukunft verstärkt auf zweistrahlige Maschinen (Airbus A350 / Boeing 787) setzen. Weitere Maßnahme bei Lufthansa: Auch auf der Kurz- und Mittelstrecke setzt man den Rotstift an. Elf Airbus A320, die bisher auf der Kurz- und Mittelstrecke zum Einsatz kamen, sollen nicht in den Dienst zurückkehren.

Lufthansa Cityline, die im Auftrag von Lufthansa unter anderem auf der Langstrecke zu touristischen Zielen im Ausland fliegt, verliert ebenfalls mehrere Maschinen. Drei Flugzeuge vom Typ Airbus A340-300 bleiben künftig am Boden. Das vor der Corona-Krise von Lufthansa ausgerufene Ziel, in Zukunft mehr Touristen in das Ausland fliegen zu wollen, erhält dadurch einen massiven Dämpfer. Bei Eurowings steht jetzt schon fest, dass zukünftig zehn Airbus A320 der Airline nicht mehr verkehren werden und das Langstreckengeschäft ebenfalls verkleinert werden soll.

Die bereits begonnenen Restrukturierungsprogramme bei Austrian Airlines und Brussels Airlines werden durch die Corona-Krise nochmals verschärft. Beide Gesellschaften arbeiten unter anderem an der Reduzierung ihrer Flotten. Auch Swiss wird ihre Flottengröße durch die verzögerte Auslieferung von bestellten Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen anpassen und prüft zudem die vorgezogene Ausmusterung älterer Flugzeuge.

Lufthansa-Vorstand sieht sich zum Handeln gezwungen

Für den Vorstand der Lufthansa Group ist das nun beschlossene Restrukturierungspaket nach eigenen Angaben unausweichlich, um die Corona-Krise zu überstehen. Man erwarte keine schnelle Rückkehr der Luftverkehrsindustrie auf das Niveau vor dem Ausbruch des Coronavirus. Es werde Monate dauern, bis die globalen Reisebeschränkungen vollständig aufgehoben sind. Und Jahre, bis die weltweite Nachfrage nach Flugreisen wieder dem Vorkrisen-Niveau entspreche.

Passagier-Jets werden zu Frachtmaschinen

An anderer Stelle stockt Lufthansa unterdessen die Kapazitäten auf. Aus drei Flugzeugen, die bisher im Passagiergeschäft unterwegs waren, baut die Fluggesellschaft die Sitze aus, um mehr Frachtvolumen zu schaffen. Zum Beispiel, um Atemmasken aus China nach Europa fliegen zu können. Insgesamt sind aktuell 20 Passagier-Flugzeuge einzig und allen für Fracht-Flüge im Einsatz.

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Lufthansa hatte in den zurückliegenden Wochen mehr und mehr Maschinen gegroundet und in ganz Deutschland auf den Flughäfen geparkt. Zuletzt bediente die Kranich-Airline nur noch fünf Prozent ihres eigentlich geplanten Kapazitäten.

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