Keine Entwarnung für Gaskrise? Bundesnetzagentur-Chef äußert sich

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Während einige Politiker die Energiekrise bereits für beendet erklären, mahnt Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller zur Vorsicht. Eine Mangellage sei zwar ausgeblieben, der Gasverbrauch lag jedoch über dem des Vorjahres. Auch im nächsten Winter gäbe es weitere Unsicherheiten zu berücksichtigen.
Keine Entwarnung für Gaskrise - Bundesnetzagentur-Chef äußert sich
Keine Entwarnung für Gaskrise - Bundesnetzagentur-Chef äußert sichBildquelle: Image by Simon from Pixabay

Eine befürchtete Gasmangellage ist auch in diesem Winter glücklicherweise nicht eingetreten. Während Politiker wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nun bereits von einem Ende der Energiekrise sprechen, teilen nicht alle den Optimismus. Für den Chef der Bundesnetzagentur (BNetzA), Klaus Müller, steht fest, dass die Gaskrise „noch nicht vorbei“ ist. Er sieht weiterhin das Risiko, dass Russland die verbleibenden Gaslieferungen nach Europa einstellen könnte.

Gaskrise noch nicht beendet

Ein weiterer Winter seit Beginn des Ukrainekrieges ist überstanden. Doch noch ist es zu früh, um aufzuatmen und die Energiekrise grundsätzlich als beendet abzuhaken. Deutschland bezieht mittlerweile kein Gas über Pipelines von Russland mehr und setzt auf nur wenig LNG-Importe aus anderen europäischen Ländern. Das gilt jedoch nicht für alle Staaten in Europa. Insbesondere mehrere Länder in Mittel- und Südosteuropa sind nach wie vor abhängig von den Pipeline-Lieferungen aus Russland. Würden diese wegbrechen, ist sich der BNetzA-Chef sicher, dass „die deutsche Solidarität gefordert“ wäre. Sollte es so weit kommen, muss Deutschland in der Lage sein, auch die Nachbarstaaten mitzuversorgen. Bei einem besonders kalten Winter könnte der Gasverbrauch stark ansteigen. Es gilt somit, weiter Wachsamkeit walten zu lassen, um sich frühzeitig gegen solche Worst-Case-Szenarien abzusichern.

Auch wenn es in diesem Winter nicht zu einem Mangel an Gas in Deutschland kam, stieg der Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr bereits an. Im Winter 2023/2024 verbrauchte Deutschland rund 4,2 Prozent mehr Gas als noch im Winter 2022/2023. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass trotzdem 16,5 Prozent weniger Gas verbraucht wurde, als im Schnitt in den Jahren 2018 bis 2021 anfielen. Die Menschen in Deutschland haben somit auch im vergangenen Jahr auf ihren Gasverbrauch geachtet. Vor allem in der Industrie hat der Gasverbrauch jedoch wieder zugenommen. Dort wurden mit rund 280.000 Gigawattstunden an Gas etwa 8,2 Prozent mehr verbrannt als im vorletzten Winter. Vergleichen mit den Durchschnittswerten von 2018 bis 2021 zeigen sich die Industriezweige dennoch sparsam. Ihr Verbrauch lag 14,7 Prozent unter den Verbrauchswerten vor der Energiekrise.

Private Haushalte am sparsamsten

Den größten Anteil an den Sparmaßnahmen leisteten die privaten Verbraucher in Deutschland. Stolze 18,3 Prozent an Gas haben sie im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021 eingespart. Einen gewissen Einfluss darauf dürften auch die Wetterbedingungen gehabt haben. So wurde unter privaten Verbrauchern im Februar und März deutlich weniger Gas benötigt als im Vorjahr. Beide Monate fielen im Schnitt auch drei Grad wärmer aus als im Jahr 2022. Dabei war selbst der Winter 2022 bereits deutlich wärmer als die Wintermonate der Referenzperiode 2018 bis 2021. Dass die beiden vergangenen Winter entsprechend warm ausfielen, hatte somit ebenfalls Einfluss darauf, dass es keinen Engpässen mit der Gasversorgung kam.

Zurzeit sind die deutschen Gasspeicher mit 65 Prozent noch immer gut gefüllt. Sie liegen damit sogar 25 Prozent über dem Mindestfüllstand von 40 Prozent, der zum 1. Februar gesetzlich vorgeschrieben ist. Dennoch könnte ein kalter Winter den Bedarf an Gas stark ansteigen lassen. Ein verfrühtes Aufgeben der Sparsamkeit in der Erwartung, dass die Energiekrise endgültig überstanden sei, könnte sich somit in der nächsten Heizsaison rächen. Auch wenn langfristig ein Rückbau des Gasnetzes angedacht ist, heizt heutzutage noch rund die Hälfte aller deutschen Haushalte mit Gasheizungen.

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