Insbesondere für Vodafone, Tele Columbus und Co ist die Abschaffung des Nebenkostenprivilegs eine schlechte Nachricht. Im kommenden Sommer endet eine Übergangsfrist, die der Gesetzgeber eingeräumt hatte. Dann ist es den Netzbetreibern nicht mehr möglich, bequem über ein Sammelinkasso Gelder für Kabelfernsehen in hunderten Wohnungen zu kassieren – egal ob das Kabel überhaupt genutzt wird. Dann nämlich gilt auch beim Kabelfernsehen, dass jeder Verbraucher frei entscheiden kann, ob er Kabelfernsehen nutzen möchte oder nicht. Denn viele Verbraucher schauen schon gar kein lineares TV-Signal mehr. Oder sie nutzten Streaming, Satellit oder DVB-T.
Nur 55,2 Prozent der aktuellen Nutzer wollen Kabel-TV sicher weiterhin nutzen
Vodafone gibt sich kämpferisch. Unter der Überschrift „Mehrheit der Mieter will dem Kabelfernsehen treu bleiben“ veröffentlichte der Konzern unlängst ein Ergebnis zu einer Umfrage. Im Auftrag von Vodafone hatte ein Meinungsforschungsunternehmen um Juli bei 1.000 Mietern erfragt, wie sie künftig etwas im Fernsehen verfolgen möchten. Und auch, wenn die Mehrheit sich für einen Empfang per Kabel-TV aussprach, so ist das Ergebnis für Vodafone im Kern doch ein herber Rückschlag.
Denn gerade einmal 55,2 Prozent sind sich demnach sicher, dass sie auch in fünf Jahren noch über das Kabelsignal Fernsehen empfangen werden. 14 Prozent der Befragten sind sich indes sicher, auf Kabelfernsehen zu verzichten, 31 Prozent haben sich bisher nicht entschieden. Weiteres Problem: Die Kundschaft, die sich für Kabelfernsehen interessiert, ist vergleichsweise alt. Die größten Fans von Kabelfernsehen sind die 40-49-jährigen mit 68 Prozent. Auch bei den über 65-Jährigen fiel die Zustimmung mit 60 Prozent hoch aus.
Warum überhaupt Kabelfernsehen nutzen?
Bekanntlich gibt es viele Wege, fernzusehen. Der einfachste Weg bisher für viele Mieter: das TV-Kabel. Es war ohnehin da, es reichte ein Kabel in die TV-Dose zu stecken und den Sendersuchlauf zu starten. Der Umfrage nach ist das auch der Hauptvorteil des Kabelfernsehens. Es ist keine zusätzliche Technik – etwa ein separater Receiver – für den TV-Empfang notwendig. Auch den „wetterunabhängig guten Empfang“, die „gute Bild- und Tonqualität“ sowie die „große Auswahl an TV-Kanälen“ sehen Umfrageteilnehmer als Vorteil. Weniger wichtig sind die kurzen Umschaltzeiten. Das zeigt: Kabel-Nutzer schätzen ihren Anschluss als einfache und bequeme Möglichkeit zur Grundversorgung mit den wichtigsten Sendern.
Allerdings bietet das Kabelfernsehen auch keinerlei Mehrwert – zumindest in der Basisvariante. Sobald du mehr als das bisherige TV-Angebot nutzen willst, das dich künftig bis zu 10 Euro monatlich kostet, brauchst du eine Smartcard und somit dann auch zusätzliche Technik. Zudem steigen die Kosten deutlich, sodass es für wirklich interessierte Fernseh-Zuschauer wohl attraktiver sein dürfte, sich bei einem Anbieter von TV-Streaming-Diensten anzumelden. Diese bieten für etwa 10 Euro monatlich unter anderem einen Restart des laufenden Programms und stehen auch auf mobilen Geräten zur Verfügung. Zudem sind die privaten HD-Sender bereits oftmals inkludiert.
Klar ist: Wenn langfristig nicht genügend Kunden Kabelfernsehen buchen, dürfte das Kabelgeschäft für die Netzbetreiber über kurz oder lang ein Zuschussgeschäft werden. Zumindest bricht aber bis zum kommenden Sommer eine sicher geglaubte Einnahmebasis durch das Sammelinkasso mit der Wohnungswirtschaft für die Netzbetreiber weg. Einzelverträge müssen erst mühsam geschlossen werden, sind aufwendiger in der Verwaltung und bieten stets ein Ausfallrisiko. Gleichzeitig hast du als Mieter (oder Eigentümer) einer Wohnung erstmals wirklich die Chance, eine Alternative zum Kabelfernsehen zu nutzen ohne doppelt zahlen zu müssen. Zumindest Vodafone hat schon angekündigt, dass sich die Kosten für Kabelfernsehen pro Haushalt erhöhen werden.