Kabel-Internet, Glasfaser-Ausbau & DSL-Aus: Telekom-Chef Diehl spricht Klartext

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Telekom-Chef Rodrigo Diehl will mehr echte Glasfaser statt Übergangslösungen, keinen Zwangswechsel, dafür mehr Tempo – und beim Kabel warnt er vor Grenzen. Vor seinen Mitbewerbern sprach er auch über Kooperationen beim Glasfaserausbau.
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Seit 13 Monaten ist die Deutsche Telekom Mitglied im Glasfaserverband Buglas. Der einstige reine Wettbewerbsverband steht seitdem in Teilen der Branche in der Kritik. Und auch dem neuen Telekom-Deutschland-Chef Rodrigo Diehl sind diese Kritikpunkte bekannt. Diehl trat in dieser Woche bei der Jahrestagung des Buglas in München als Keynote-Sprecher auf. Dabei sagte er auch, er höre immer wieder die Frage, ob die Telekom den Buglas zu einem Telekomverband mache. „Die Antwort ist: Nein. Wir sind ein Mitglied, ja, aber wir haben eine Stimme wie jede andere.“ Das Ziel der Telekom sei, überall in Deutschland Glasfaser zu haben.

Kooperation auf Augenhöhe – aber mit Leitplanken

Dass das auch weiterhin nicht immer ein Kuschelkurs sein wird, machte Diehl im Rahmen seiner etwa 20-minütigen Rede vor den Buglas-Mitgliedern deutlich: „Wir werden nicht immer die gleiche Meinung haben, aber im Buglas haben wir eine Partnerschaft, wo wir uns gemeinsam austauschen können, wo wir Ideen tauschen können, wo wir manchmal sogar streiten werden, wo wir manchmal sogar zusammen kämpfen werden.“

Diehl setzt auf Zusammenarbeit statt Grabenkampf. „Ich glaube an Kooperation. Ihr werdet immer eine offene Tür bei der Telekom haben, um produktive, konstruktive Gespräche auf Augenhöhe zu führen“, richtete er seine Worte direkt an die Wettbewerber im Raum. Das entscheidende Prinzip sei „Handschlagqualität“, was er dem frisch gewählten Buglas-Präsidenten Patrick Helmes attestierte. Gleichzeitig macht Diehl klar, dass Netzbau und -betrieb zur Telekom-DNA gehören: Partnerschaften ja, aber so, dass die Wertschöpfung passt. Schon heute entstehe „einer von drei“ neuen Glasfaseranschluss-Gebieten (Homes Passed) in Kooperation – weitere, teils große Projekte stünden „in der Pipeline“.

Telekom-Deutschland-Chef Rodrigo Diehl beim Buglas

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Telekom immer wieder für ihr Auftreten gegenüber Wettbewerbern kritisiert wird. Im Kern geht es dabei um einen Überbau bestehender Glasfaser-Infrastruktur. Das meint, dass die Telekom in den Augen der Wettbewerber insbesondere dort Glasfasernetze ausbaut, wo auch die Wettbewerber aktiv sind. Das mache die Wirtschaftlichkeit zunichte und sei ökonomisch nicht sinnvoll. Die Wettbewerber fordern die Telekom stattdessen auf, ihre Infrastruktur als Vorleistung zu nutzen.

Glasfaser voran – erst Kosten runter, dann abschalten

„Die Zukunft ist Glasfaser, darüber gibt es keine Diskussion“, so Diehl. Aber beim Abschalten alter Technologien wie DSL tritt Diehl auf die Bremse: „Wir sind deutlich gegen eine Zwangsmigration. Wir glauben an Wettbewerb und freie Wahl.“ Bevor über das Abschalten von DSL gesprochen werden könne, müssten die Ausbaukosten sinken und mehr gebaut werden. Als Benchmark nennt er Ungarn: Dort baue die Telekom seit Jahren rund 400.000 Homes Passed jährlich, „für 200 bis 300 Euro pro Anschluss“, obwohl Kundenerlöse niedriger sind als in Deutschland. In Deutschland liegen die Ausbaukosten um ein Vielfaches höher.

Kabel unter Druck: „Koax ist nicht zukunftssicher“

Geht es im Internet per Kabel, wird Diehl ungewöhnlich deutlich. Der „größte Anbieter“ (gemeint ist Vodafone) treibe die Debatte um Kupfer-zu-Glas „aus taktischen Gründen“, ohne selbst genug FTTH zu bauen – und behaupte zugleich, gar kein Kupfer zu haben. „Man muss ein HFC-Kabel nur aufmachen, um zu sehen, was da drin ist. Da steckt Kupfer drin.“ Kritik übt er zudem an der Preispolitik zu Gigabit-Anschlüssen. Diese verkauft Vodafone aktuell für unter 50 Euro monatlich und damit weit unterhalb dessen, was per Glasfaser möglich ist. Das entspricht exakt dem, was in einer aktuellen Studie im Auftrag des Buglas deutlich wurde: Internet per Kabel werde künftig noch billiger werden, um die Leistungsdefizite gegenüber Glasfaser kompensieren zu können, heißt es da.

Für den Telekom-Chef bedeutet das in der Konsequenz: „Wir werden uns an keiner Kupfer-Glas-Migration beteiligen, in der Koax nicht Teil der Diskussion ist.“ Sein Fazit: „Kabel ist keine zukunftssichere Technologie“ – vor allem wegen Latenzproblemen zu Stoßzeiten und Grenzen bei Automatisierungsszenarien.

Die Telekom baut aktuell rund 2,5 Millionen Glasfaseranschlüsse (Homes Passed) pro Jahr, das aktuelle Ziel lautet 25 Millionen bis 2030 – mit der Perspektive, später 30 Millionen zu erreichen. Homes Passed bedeutet aber auch: Die Glasfaser liegt nur vor der Haustür, nicht im Gebäude. Bis die Glasfaser in der Wohnung ist und man über eine mögliche Abschaltung von DSL in bestimmten Regionen reden kann, ist es noch ein weiter Weg – das wurde auf der Buglas-Jahrestagung einmal mehr deutlich. Diehl hatte für die Branche aber noch eine Botschaft zwischen den Zeilen: Wer mit der Telekom baut, bekommt berechenbare Partnerschaften – aber zu Bedingungen, die den Netzbetreiber-Status der Telekom respektieren. Das bedeutet aber auch: Es wird weiter Grabenkämpfe zwischen Telekom und Wettbewerbern geben.

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