Als es faktisch nur Kabel, Satellit und Antennenfernsehen gab, war die Welt meist ganz einfach und die Abstände zwischen den Empfangswegen nicht so groß. Seinerzeit werden es zumeist nur wenige Sekunden, die du oder deine Nachbarn früher im Bilde waren über das gerade gefalle Tor oder die Blutgrätsche. Doch heute sind die TV-Empfangswege so vielfältig und die Übertragungsdauer so unterschiedlich, dass es vorkommen kann, dass dein Bild nicht einmal ansatzweise eine Torchance hergibt, während deine Nachbarn bei der Em 2024 schon jubeln. Doch welcher Signalweg ist der schnellste und warum gibt es diese Unterschiede?
Satelliten-Empfang zeigt die EM-Spiele am schnellsten
Die Kollegen von der Zeitschrift c’t haben sich in den vergangenen Wochen die unterschiedlichen Signallaufzeiten der verschiedenen Streamingdienste, aber auch der klassischen TV-Empfangswege angenommen. Und obwohl, so haben die Messungen ergeben, der TV-Empfang per Satellit der Realität um sechs Sekunden hinterherhinkt, war er zum Zeitpunkt des Tests der schnellste Signalweg. Sprich: Hast du eine Satellitenantenne, erfährst du als Erster, wenn etwas im Stadion passiert ist – nur sechs Sekunden nach dem Publikum im Stadion. Inzwischen hat aber der Kabelnetzbetreiber Vodafone nach eigenen Angaben nachgelegt.
Schaust du die EM per Internet, können sich teils heftige Latenzen einstellen. Das liegt daran, dass die Streaming-Dienste das TV-Signal neu codieren. Sie passen den Datenstrom, den sie durch das Netz schicken, an. Damit wollen sie die Daten effektiv zu übertragen, aber gleichzeitig eine gute Bildqualität zu erzielen. Diese Berechnung kostet Zeit. Außerdem bauen sie bei der Übertragung einen Puffer ein. Hakt der Streaming-Server, deine Internetleitung oder dein WLAN, so merkst du davon nichts, weil die Wiedergabe des Bildes aus dem Puffer erfolgt. Doch je größer der Puffer, desto größer der Verzug im Vergleich zum Satellitenbild.
Internet & Streaming: Diese Dienste solltest du besser nicht zur EM 2024 nutzen
Die höchste Latenz hat die c’t-Redaktion beim Streaming-Dienst waipu.tv getestet, nutzt du diesen in einem Webbrowser. Stolze 94 bis 95 Sekunden waren die Bildsignale hinter dem Signal von ARD und ZDF per Satellit hinterher. Das, so hat sich inzwischen herausgestellt, war ein technischer Fehler, der inzwischen korrigiert ist. Jetzt liegt der Abstand zum Referenzsignal bei 13 bis 15 Sekunden, so heise. Über eine Smart-TV-App waren es nur etwas mehr als 20 Sekunden, beim Apple TV gar nur 12 bis 15 Sekunden. Der schnellste unabhängige Streaming-Dienst per Smart-TV aber war Zattoo mit 19 Sekunden, der langsamste Joyn mit 40 Sekunden. Schaust du die Spiele über die Apps von ARD und ZDF, so bist du nur zwei bis sechs Sekunden hinter dem TV-Signal per Satellit hinterher. Joyn erwies sich im Test über alle Plattformen hinweg als der langsamste der Streamingdienste.
Schaust du, weil du unterwegs bist, auf einem Tablet, sind es ebenfalls die Mediatheken von ARD und ZDF, die dir das Live-Bild mit nur sechs Sekunden Verzug anzeigen. waipu.tv und Zatoo sind etwa 20 Sekunden hinterher, Joyn teils mehr als 50 Sekunden.
Vodafone: Kabel schneller als Satellit
Auf klassischem Weg die Spiele zu schauen, machte im Test der c’t fast keinen Unterschied. Egal, ob du per Kabel, Satellit oder Antenne guckst, der Unterschied zum Sat-Signal lag bei gerade einmal 0,5 bis 1,5 Sekunden, was kaum eine Rolle spielt. Dennoch hat Vodafone inzwischen nach eigenen Angaben nachgelegt und will nun das schnellste TV-Signal in Deutschland liefern. Die Signale von ARD und ZDF kommen nun per Glasfaser und nicht mehr per Satellit in die beiden TV-Zentren in Kerpen und Frankfurt-Rödelheim. Zusätzlich sei nun für den Zeitraum der EM 2024 der „Jubel-Booster“ im Rahmen eines Pilotprojekts aktiviert, wie Vodafone mitteilte. Das unkomprimierte TV-Signal aus den Studios der TV-Sender wird nun unverändert in der Signalaufbereitung genutzt. Das Ergebnis: Ein zeitlicher Vorsprung beim Kabelfernsehen von bis zu zwei Sekunden gegenüber Satellit, so Vodafone. Das gilt aber nur für die HD-Versionen von Das Erste und ZDF.