KOMMENTAR

Digitalisierung – Ist die AusweisApp2 ein digitalpolitischer Sieg?

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Endlich ist es so weit: Millionen Studenten in ganz Deutschland können die beschlossene Energiepreispauschale in Höhe von 200 Euro beantragen. Es gibt dabei jedoch ein gravierendes Problem: den Vorgang selbst. Ein Kommentar.
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Ein Sieg für die Digitalisierung?Bildquelle: Pexels / Pixabay

Seit dem 15. März können Millionen Studenten in ganz Deutschland eine Energiepreispauschale in Höhe von 200 Euro beantragen. Von Anfang an war die Beantragung jedoch von einem maßgeblichen Problem geplagt: Die Beantragung selbst birgt zahlreiche Schwierigkeiten und Komplikationen. Ein integraler Teil des Antrags ist die AusweisApp2, die manche Politiker nun als einen digitalen Sieg bezeichnen.

Beantragung der Einmalpauschale für Studenten

Was ist die Einmalpauschale?

Die Einmalpauschale für Studenten in Höhe von 200 Euro soll Studierende im Zuge der Energiekrise entlasten. Das Konzept heißen die meisten willkommen, für viele Studenten zählt immerhin jeder Euro. Seit dem 15. März kann die Zahlung über die offizielle Website des Bundes beantragt werden. Was auf den ersten Blick einfach und intuitiv wirkt, ist es jedoch nicht. Zwar wurden laut der Website bereits über eine Million Anträge erfolgreich ausgezahlt, doch der Weg zur erfolgreichen Auszahlung ist nicht leicht.

Wie funktioniert die Beantragung?

Offiziell erfolgt die Beantragung in vier einfachen Schritten. Erforderlich ist ein Zugangscode, welcher von den Universitäten zur Verfügung gestellt wird. Danach muss nur noch die Identität nachgewiesen und der Antrag ausgefüllt werden. Kurz danach soll die Einmalpauschale bereits auf dem Konto eintreffen. Allerdings gibt es für manche Studenten Hürden, die sich einem beim scheinbar einfachen Antrag in den Weg stellen.

Eine dieser Hürden ist die sogenannte AusweisApp2, die im AppStore schnell auf Platz 1 der Charts gelanded ist. Warum? Laut Maximilian Funke-Kaiser, dem zur FDP gehörenden Bundestagsabgeordneten für Augsburg und Nordschwaben, handelt es sich hierbei um einen klaren digitalpolitischen Sieg der Ampel. Negatives Feedback ließ jedoch nicht lange auf sich warten. So kommentierte unter anderem die Sicherheitsexpertin Lilith Wittmann: „Wenn ihr Leute dazu zwingt, eine App zu benutzen, dann werden sie wohl eure App benutzen.“ Ist die Kritik gerechtfertigt und handelt es sich bei der AusweisApp2 tatsächlich um einen Sieg im Zuge der Digitalisierung?

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Die AusweisApp2 und ihre Probleme

Manche Studenten können die AusweisApp2 bei der Beantragung der Einmalpauschale umgehen, andere sehen sich dazu gezwungen, die App zu nutzen. Um die App zu nutzen, muss das eigene Handy über NFC-Funktionalität verfügen. Fast alle modernen Handys sind jedoch mit dieser Funktion ausgestattet. Schwieriger wird es für alle, die noch keinen aktivierten Online-Ausweis besitzen. Wer seinen Personalausweis nämlich vor 2019 beantragt hat, der konnte sich noch aussuchen, ob er Online-Funktionen nutzen möchte oder eben nicht.

Ist der eigene Online-Ausweis noch nicht als solcher aktiviert, dann kommt zusätzlich zur App noch ein Brief zur (Re)aktivierung hinzu, der über die App beantragt werden muss. Laut App braucht der Brief ungefähr sieben Tage, um bei dir anzukommen. Allerdings wird bereits gewarnt, dass sich die Zustellung aufgrund der hohen Nachfrage verzögern kann. Zur Beantragung des Briefs muss mehrmals zwischen einer Website und der App gewechselt werden, was zu Verwirrung führt. Wichtige Buttons können im Info-Gewirr schnell untergehen und generell wirkt die App nicht benutzerfreundlich.

Auch wer sich gut mit Technik auskennt, verliert beim Vorgang zur Beantragung der Energiepreispauschale schnell den Überblick. Die verschiedenen Möglichkeiten ein BundID Konto zu erstellen, von denen die AusweisApp2 nur eine ist, bieten auch verschiedene Funktionen. Wer also denkt, er könnte sein BundID Konto einfach per Mail erstellen, der merkt schnell, dass es sich nur um einen sogenannten „Basiszugang“ handelt, der eigentlich für nichts zu gebrauchen ist.

Digitalisierung in Deutschland

Insgesamt fasst der Prozess zur Beantragung der Einmalpauschale den Stand der Digitalisierung in Deutschland gut zusammen. Man versucht Probleme über Apps zu lösen, doch es fehlt an digitaler Infrastruktur. Die App wird somit bei der kleinsten Hürde überflüssig und Studenten müssen doch wieder tagelang auf einen Brief per Post warten. Insgesamt ist der Vorgang an vielen Stellen unübersichtlich und erscheint schlichtweg unnötig kompliziert.

Einige Studenten im Ausland berichten übrigens, dass sie gar nicht erst auf die offizielle Website zugreifen können, da diese außerhalb von Deutschland wohl gesperrt ist. Um einen digitalpolitischen Erfolg handelt es sich bei der AusweisApp2 und dem gesamten Verfahren zur Beantragung der Energiepreispauschale für Studenten nicht. Vielmehr zeigt sie, wie weit entfernt Deutschland noch von der Digitalisierung entfernt ist.

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